Stuttgart blüht auf: Im sonnigen und warmen März ist die Vegetation in der Stadt regelrecht explodiert. Wie hier auf dem Schlossplatz genießen die Stuttgarter das ungewöhnlich schöne Wetter. Foto: dpa

Mit ungewöhnlich hohen Temperaturen und wenig Regen war der März einer der schönsten seit 1953.

Stuttgart - „Zu warm, zu trocken“ lautet das Urteil von Meteorologin Christel Postuwka-Schluck vom Deutschen Wetterdienst (DWD), was den März 2012 angeht. Beschweren werden sich die Stuttgarter sicher nicht. Einen vergleichbaren Start in den Frühling hat es seit Beginn der Wetteraufzeichnungen 1953 auf dem Schnarrenberg nur selten gegeben. Genauer gesagt belegt der vergangene Monat Platz drei in der Liste der schönsten Märze: 195,9 Stunden Sonnenschein zeichnete die Wetterstation auf, dazu 8,9 Grad Tagesmitteltemperatur und mit 8,6 Liter pro Quadratmeter kaum Niederschlag.

Mehr Sonnenschein gab es nur 1953 (223,1 Stunden) und 2003 (214,1 Stunden), wärmer war es nur 1984 (9,4 Grad Tagesmitteltemperatur) und 1994 (9,1 Grad). Nur in zwei Jahren regnete es in Stuttgart weniger: 1953 fielen 3,7 Liter pro Quadratmeter und 2003 waren es 8,1 Liter. Wärmster Tag war mit 21,1 Grad der 16. März, kältester Tag war der 5. März mit 6,4 Grad. An zwölf Tagen herrschte T-Shirt-Wetter mit über 15 Grad. Unangenehme Auswirkungen hatte das vor allemfür Landwirte. Die vier Tage leichter Regen waren zu wenig.

Wintergetreide teilweise erfroren

Die Landwirtschaft: „Da treffen zwei Extreme aufeinander“, sagt Postuwka-Schluck. Der Februar sei viel zu kalt gewesen, ganze drei Grad im Mittel kälter als 2011. Der März lag dagegen vier Grad über dem Durchschnitt des Vorjahres. In beiden Monaten hatte es kaum geregnet. Das macht den Landwirten zu schaffen. „Ein Teil des Wintergetreides ist erfroren, der Rest leidet jetzt unter Trockenstress“, sagt Ariane Amstutz, stellvertretende Pressesprecherin des Landesbauernverbands Baden-Württemberg.
Auf den Fildern hat die Erde kaum Wasser gespeichert – obwohl der sogenannte Lösslehm zu den besten Böden gehört. Dramatisch sei die Lage noch nicht, doch die Bauern hoffen auf Regen. In der Zwischenzeit bewässern sie ihre Felder – vor allem den Salat.

Bei Heuschnupfen zu Hause bleiben

Die Gesundheit: Während die einen das schöne Wetter genießen, sich auf dem Balkon, im Garten oder in der Eisdiele sonnen, sind Allergiker in diesem Jahr schon seit einigen Wochen geplagt. Bereits im Februar hat der Pollenflug begonnen, die Kälteperiode sorgte für eine kurze Unterbrechung, vor allem bei der Haselnuss. Erlen, Ulmen und Birken haben jetzt Hochsaison. „Wer Heuschnupfen hat, sollte besser zu Hause bleiben“, sagt Bio-Meteorologin Angelika Grätz. Keine Radtouren, keine ausgedehnten Spaziergänge, rät sie: „Für eine Hypersensibilisierung ist es jetzt schon zu spät. Die kann nur gemacht werden, bevor die ersten Pollen in der Luft sind.“

Stattdessen ist Schadensbegrenzung angesagt. Dazu gehört, am besten jeden Abend die Haare zu waschen und häufig die Kleidung zu wechseln, damit man sich die Pollen nicht in die Wohnung holt. Linderung würde auch hier der Regen bringen, der den Pollenflug eindämmt.

Frühjahrsmüdigkeit dank März-Hoch

An sich hatte das März-Hoch einen guten Einfluss auf den Organismus. Am Morgen war es frisch, mittags angenehm warm. „Das regt den Kreislauf an, sorgt aber auch für die sogenannte Frühjahrsmüdigkeit“, sagt Grätz. Die Temperaturunterschiede fordern den Körper. Außerdem ist es abends länger hell, der Körper muss länger aktiv sein.

Das Osterwochenende: Bereits die ersten Apriltage waren etwas kühler. Zum Wochenende sollen die Temperaturen laut DWD weiter sinken. Während der Karfreitag noch sonnig und mild sein soll, gehen die Temperaturen ab Samstag auf zehn bis zwölf Grad zurück, das Wetter wird unbeständiger. Dann sind auch wieder Schauer und vereinzelt Gewitter möglich. „Wir werden den launischen April deutlich spüren“, sagt Postuwka-Schluck. Doch Ostereier im Schnee suchen – darauf werden sich die Stuttgarter nicht einstellen müssen.