Die kleine Eleonora sitzt umgeben von bunten Blumen im Höhenpark Killesberg. Foto: dpa

Ungewöhnliche Luftströmung ist verantwortlich für rekordverdächtiges Aprilwetter in Stuttgart.

Stuttgart - Stimmt das mit den für den April charakteristischen Wetterkapriolen, dann hat Monat vier des Jahres 2011 die Erwartungen enttäuscht. Weder ließ er im Minutentakt Hagel auf Sonnenschein folgen, noch hatte er ein Kälte-Intermezzo zu bieten. Stattdessen war es in Stuttgart so warm und trocken wie selten im April.

Fußballer kennen die Standardsituation, Wirtschaftswissenschaftler die Win-win-Situation, wenn bei einem Deal beide Geschäftspartner gleichermaßen profitieren. Auch Wetterkundler haben ihre Situation, die Omega-Situation: Eine solche Omega-Situation hat Stuttgart mit einer durchschnittlichen Temperatur von 13,3 Grad den zweitwärmsten April seit Beginn der seriösen Wetteraufzeichnungen 1801 beschert. Auch für den frühesten Sommertag aller Zeiten ist die Omega-Situation verantwortlich: Ab einer Temperatur von 25 Grad sprechen Meteorologen von einem Sommertag, am 3.April war dies der Fall. Zudem regnete es nicht halb so ergiebig als im April sonst üblich.

"Der Begriff Zufall trifft es ganz gut"

Uwe Schickedanz, Meteorologe beim Deutschen Wetterdienst in Stuttgart, beschreibt das Phänomen als "Deformation der glatten Westwinde in den Luftschichten zwischen fünf und sieben Kilometer Höhe". Soll heißen: Meist weht der Wind von West nach Ost und bringt feuchte Witterung auf direktem Wege nach Mitteleuropa. Im April beschrieb die Windrichtung über einen Zeitraum von mehreren Wochen die Form des griechischen Buchstaben Omega. Die feuchte Witterung startete über der Iberischen Halbinsel. In einem großen Bogen ging es nördlich an Deutschland vorbei über Osteuropa bis hinunter Richtung Türkei, wo sich teils heftige Unwetter entluden. "Von Regengebieten sind wir deshalb verschont geblieben - verschont in Anführungszeichnen." Denn den Landwirten habe ausgiebiger Regen im April natürlich gefehlt.

Auf keinen Fall dürfe man nun falsche Schlüsse aus dem über die Maßen warmen April 2011 ziehen. "Sie können sich guten Gewissens an diesen Frühling zurückerinnern", sagt Uwe Schickedanz. Dieses isoliert zu betrachtende Witterungsereignis belege nicht automatisch den Klimawandel. "Genauso wenig haben wir nach einem kalten Winter den Klimawandel überwunden." Üblicherweise schwankten die Mitteltemperaturen im Winter um zehn, im Frühling um acht Grad. Aufschluss über einen dauerhaften Klimawandel geben nur Wetterbeobachtungen über einen Zeitraum von mindestens zehn Jahren.

Wo genau die Omega-Situation entsteht, lässt sich laut Schickedanz übrigens nicht voraussagen. Das könne mal hier, mal dort sein. "Der Begriff Zufall trifft es ganz gut." Die Omega-Situation - eine meteorologische Zufallssituation.