Die Fußballerinnen Alexandra Popp (M.) und Giulia Gwinn haben sich mit den übrigen Teilnehmern der ZDF-Show "Wetten, dass..?" mit Thomas Gottschalk und Michelle Hunziker zum Abschluss der Sendung zum Gruppenbild aufgestellt. Foto: Philipp von Ditfurth/dpa

„Wetten, dass..?“ in Friedrichshafen war ein großer TV-Moment. Es gibt jedoch Argumente, wieso es gut ist, dass die Show mit Thomas Gottschalk 2023 zum letzten Mal zu sehen ist.

Nach der großartigen Quote von „Wetten, dass..?“ im vergangenen Jahr, war die Vorfreude auf die zweite Comeback-Show groß. In Friedrichshafen gab es diesmal aber nicht nur viele Promis, tolle Wetten und einen nostalgischen Ausflug, sondern auch viele Fremdschäm-Momente.

Thomas Gottschalk wusste zwar, wie er das „Lagerfeuer der Nation“ wieder zum Knistern bringen konnte – 10,09 Millionen Menschen an den TV-Geräten und ein Marktanteil von 39,5 Prozent lügen nicht. Dafür ist der Lausbub der Samstagabendunterhaltung mit seinen 72 Jahren einfach zu lange im Geschäft. Möglicherweise ist das aber auch der Grund, weshalb der Funke nicht mehr auf alle überspringt.

Der Moderator: Thomas Gottschalk oft nur bemüht

Gottschalk zeigte sich zwar gut erholt, aber etwas heißer und um ein paar Kilo erleichtert – eine Fastenkur in der Schweiz mit Karina, seiner neuen Lebensgefährtin, und Mike Krüger sei Dank. Die überraschenden Momente blieben jedoch weitestgehend aus. Gespräche wirkten bemüht, oft gemächlich, keinesfalls mit dem Feuer vergangener Tage – und kurzweilig schon gar nicht. Das Publikum hatte der 72-Jährige vor Ort aber die gesamte Zeit im Griff. Schon vor Showbeginn gab es für „Ich bin’s ja nur“-Thommy stehende Ovationen. Co-Moderatorin Michelle Hunziker, für die alles in der Sendung nicht nur aufgrund ihres Kleides rosarot gewesen ist, musste häufiger reingrätschen, als ihr lieb sein konnte. 

Die Gäste: Fieser Koks-Spruch von Christoph Maria Herbst

Mit Michael „Bully“ Herbig (54) und Christoph Maria Herbst (56) saßen zwei große Comedians auf der Couch. Vor allem Letzterer war sehr spontan, leistete sich aber auch einen fiesen Koks-Spruch gegen Entertainer Robbie Williams (48), als der erzählte, wie viel Puder er für seine Haare brauchte. „Lieber auf die Haare, als durch die Nase ziehen“, so Herbst, der mit dem Film „Der Nachname“ derzeit in den Kinos zu sehen ist.

US-Schauspieler John Malkovich (68), Veronica Ferres (57) und Tochter Lilly Krug (21), die Fußballspielerinnen Alexandra Popp (31) und Giulia Gwinn (23) – von Gottschalk auch mal Giuliana genannt – waren auch noch da. Tennisstar Alex Zverev wiederum fehlte aufgrund einer Corona-Infektion.

Die Musik: Zwei „alte Hasen“ und eine 19-Jährige aus Kanada

Robbie Williams, schon zum zehnten Mal Teil der Show, sang seinen aktuellen Song „Lost“, als geplante Zugabe gab es noch „Angels“. Sehr schön! Tate McRae (19) aus Kanada sprach mit „She’s all I wanna be“ eher die Jüngeren an. Herbert Grönemeyer (66) feierte mit „Deine Hand“ sogar eine Premiere. Alles grundsolide. Abgerundet wurde der musische Teil von „Wetten, dass..?“ mit einem „Medley“ des neuen Musicals „Moulin Rouge“, was mit Blick auf die Kostüme auch ein echter Hingucker gewesen ist.

Thomas Gottschalk im Interview: „Habe immer nur schillernde Seifenblasen produziert“

Die Wetten führten auch in den Europa-Park

Max Beier und Max Mager warfen Handys aus der Achterbahn „Silver Star“ im Europa-Park, um sie während der Fahrt bei knapp 130 km/h wieder aufzufangen. Der Journalist Holger Siebnich aus Raststatt erkannte Brettspiele am Klang, den sie machen, wenn sie ausgeschüttet werden.

Sandra Hausener baggerte Eier an, Felix Kaiser sprang mit dem Rad Bierkästen hoch, Luise und Mira Pfeifer wiederum konnten 200 eigentlich gleich aussehende Teddys mit Namen benennen.

Der Wettkönig gewinnt mit deutlichem Vorsprung

Marten Reiß aus Erkelenz wurde mit großem Abstand zum Wettkönig gekürt. Der Aktivist, der sich gegen den Braunkohletagebau in Garzweiler, aber für den Erhalt des Städtchens Lützerath einsetzt, musste innerhalb von einer Minute unter hunderten Fingerabdrücken den neu dazugefügten finden. Staunen nicht nur in der Messehalle. Ein sogenannter „Kreuzblick“, durch den er blitzschnell die Abdrücke vergleichen kann, brachte ihm den Lohn von 50.000 Euro.

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Die Geste des Abends: Grönemeyer setzt sich für Berliner Tafel ein

Die Geste des Abends gehört Herbert Grönemeyer, der trotz gewonnener Wette einen Monat lang alle Betriebs- und Unterhaltskosten für die Berliner Tafel übernehmen will. „Das ist eine Tafel mit 50 Ausgabestellen, die sorgen sich um 70.000 Menschen“, sagte Grönemeyer. „Ich habe große Hochachtung vor den Menschen, die in dieser Zeit ehrenamtlich den Menschen beistehen und sie unterstützen.“

Die Aufreger: gelispelte Beziehungssprüche und ein Humor der 90er 

Da gab es einige: Gleich zu Beginn überrumpelte der mittlerweile immer stärker lispelnde Gottschalk Michelle Hunziker mehrfach mit Beziehungsfragen zu ihrem neuen „Sixpack-Doktor“, dem Chirurgen Giovanni Angiolini. Der 45-Jährigen war das mehrfach unangenehm. Mehrfach trafen Gottschalks und Hunzikers Sprüche unter der Gürtellinie eher den Humor der 90er, als den im 21. Jahrhundert. Auch wie uncharmant Gottschalk das Interview mit Alexandra Popp und Giuliana Giulia Gwinn führte, bleibt in Erinnerung. Fremdschämen war angesagt – aber dafür wird Gottschalk auch geliebt.

Das Fazit zur 217. Ausgabe von Wetten, dass..?

„Das war eine fantastische Sendung, Thomas!“, jubelte am Ende Michelle Hunziker. Sie war gut, aber keineswegs fantastisch. Es war schön, sich wieder zurückversetzt zu fühlen, in Zeiten, in denen die Familie Samstagabend noch geschlossen vom Fernseher saß. Damals, als die Welt noch in Ordnung war. Es wurde aber auch klar, wieso dieses Format den Zenit überschritten hat – nachzulesen auch im Ticker zu Wetten, dass..?-Show. 2014 sollte die Show in Friedrichshafen das große Finale, die letzte Ausgabe von „Wetten, dass..?“ gewesen sein. 2022 war es in Friedrichshafen die vorletzte – und das ist auch gut so. Wann und wo 2023 die 218. Ausgabe stattfindet, steht noch nicht fest.