Karl Lagerfeld (li.) auf der Couch bei Thomas Gottschalks letztem Auftritt als "Wetten, dass..?"-Moderator Foto: dapd

Nach Karl Lagerfelds Lapsus bei "Wetten, dass...?" bemüht sich Breuninger um Klarstellung.

Stuttgart - Exaltiert und unberechenbar - so kennt man Karl Lagerfeld. Jetzt amüsiert sich nicht nur die Modebranche, weil sich der Modeschöpfer in einem Fernsehauftritt nicht an seine Zusammenarbeit mit dem Stuttgarter Kaufhaus Breuninger erinnert hat. Dort nimmt man den Lapsus mit einem Schmunzeln.

Die Reaktion kam gänzlich unerwartet. Im lockeren Plauderton unterhielt sich Thomas Gottschalk am vergangenen Samstag in seiner letzten "Wetten, dass...?"-Show mit Karl Lagerfeld. Über dessen Zusammenarbeit mit dem Kaufhaus Breuninger wollte der Moderator bemüht schwäbelnd mehr erfahren. Lagerfeld verzog ungnädig das Gesicht. "Was machen die? Den Namen Breuninger kenne ich nicht, aber ich kenne meinen Namen, Karl", antwortete der Modeschöpfer und Fotograf unter dem Gelächter des Publikums. "Offen gestanden hab' ich da noch nie von gehört. Ich stelle mir vor, dass das ein Witz ist", ergänzte er vor knapp 15 Millionen Fernsehzuschauern. Neben ihm auf der Promicouch bog sich Günther Jauch vor Lachen.

Wer den Schaden hat, braucht für den Spott bekanntlich nicht zu sorgen. Modezeitschriften und Internetforen widmen sich dem Auftritt genüsslich. Und weil das Stuttgarter Kaufhaus zwar nicht ganz vorteilhaft, aber doch prominent bei Gottschalk Erwähnung fand, sprießen aller Orten die Gerüchte, Lagerfelds markanter Aussetzer habe zur Werbeshow für seine neue Kollektion gehört, die Breuninger von Februar an bundesweit exklusiv in seinen Geschäften verkaufen wird.

Kein abgesprochener Gag

"Das war definitiv kein Werbegag, und wir haben auch nichts dafür bezahlt", sagt Breuninger-Sprecher Christian Witt, "da war nichts vereinbart." Man sei selbst überrascht gewesen, als man den Auftritt gesehen habe. "Wir betrachten das mit einem Schmunzeln", sagt Witt. Zumal sich ein gewisser Werbeeffekt sicher nicht leugnen lässt. Doch da ist man sich bei dem Stuttgarter Unternehmen nicht so sicher. "Das kommt auf die Reaktionen an", sagt Witt, "Spekulationen über eine Inszenierung können uns natürlich nicht recht sein."

Auch beim ZDF betont man, dass es sich nicht um einen abgesprochenen Gag gehandelt habe. Die Firma Breuninger sei in Thomas Gottschalks Frage aufgetaucht, weil sich die Redaktion der Fernsehsendung vorher über die Gäste kundig mache. Zudem gebe es üblicherweise ein kurzes Vorgespräch zwischen Gottschalk und seinen Gästen direkt vor der Show in der Garderobe. Dabei gehe es aber eher darum, über welche Themen man nicht sprechen wolle. "Es ist nicht unser Ziel, die Leute in Bedrängnis zu bringen", so der ZDF-Sprecher.

Nachtragen will man dem "Meister", wie Breuninger auf seiner Facebook-Seite Lagerfeld nennt, seinen Klops nicht. "Das Wichtigste ist, dass die Kooperation steht", so Witt. Derzeit sucht das Kaufhaus im Internet junge Frauen, die sich für Lagerfelds neue Modelinie als Model bewerben. Mehrere Hundert sind bereits dabei. Die Gewinnerin darf sich mit dem 78-Jährigen fotografieren lassen. Falls er das nicht vergisst.

Lagerfeld kennt Breuninger

Der skurrile Auftritt des Modeschöpfers ist besonders deshalb verwunderlich, weil er bereits mehrfach mit Breuninger zusammengearbeitet hat. 2006 etwa entwarf er anlässlich der Bambi-Verleihung in Stuttgart eine Einkaufstasche, präsentierte und signierte sie im Breuninger-Stammhaus. Modekenner mutmaßen, dass der Star der Branche angesichts des enormen Geflechts an Firmen und Aktivitäten, an denen er beteiligt ist, gelegentlich den Überblick verliert. Über Lagerfeld als Werbegesicht haben sich zuletzt Coca-Cola, Volkswagen, der Haarpflegespezialist Schwarzkopf, die Eismarke Magnum oder der Fernseh-Bezahlsender Sky gefreut. Der Mann mit weißem Pferdeschwanz und Stehkragen ist längst Kult.

Und offenbar ein bisschen zerstreut. Bei Breuninger hat man inzwischen Kontakt mit ihm gehabt. "Ihm ist bewusst geworden, dass da ein kleiner Fehler passiert ist", sagt Unternehmenssprecher Witt diplomatisch. Weniger entspannt hat die Lagerfeld-Gruppe als Dachgesellschaft reagiert. Deren Präsident Pier Paolo Righi hat inzwischen eine Art Klarstellung an die "lieben Breuninger-Fans" gerichtet. "Es konnte der Eindruck entstehen, dass Karl Lagerfeld Breuninger nicht kenne. Dem ist nicht so", heißt es da. Die Beziehungen seien "sehr positiv", und Lagerfeld freue sich sehr auf die Kooperation. Er sei "schon sehr gespannt" auf die Gewinner des Modelwettbewerbs.

Gespannt sein dürfen die wohl auch.