Am Schulstandort Wimberg wird bereits in diesem Jahr viel Neues geschehen. Foto: Thomas Fritsch

In den kommenden Jahren soll sich in Sachen Bildung vieles ändern – von der Rückkehr zu G9, über die Ganztagesbetreuung bis zum Aus der Werkrealschulen. Die Calwer Verwaltung gab nun einen Überblick, was das für die Schulen der Stadt bedeutet.

Erst wenige Wochen ist es her, dass der baden-württembergische Landtag Ende Januar eine Änderung des Schulgesetzes beschloss.

 

Die Bildungsreformen der Landesregierung umfassen unter anderem einen Fokus auf Sprachförderung, die Rückkehr zum G9-Gymnasium und eine faktische Abschaffung der Werkrealschule in der bisherigen Form.

Was bedeutet all das für die Stadt Calw? Carina Kober und Karl-Michael Ebinger von der Abteilung Bildung gaben in der jüngsten Sitzung des Kultur- und Bildungsausschusses einen Überblick.

Förderung

Kinder, die im Jahr vor der Einschulung nachgewiesenermaßen Sprachförderbedarf haben, sollen ab dem Schuljahr 2027/2028 verpflichtend an Sprachfördergruppen teilnehmen. Bis dahin soll ein flächendeckender Ausbau erfolgt sein.

In Calw, so berichtete Kober, werden im kommenden Schuljahr in insgesamt fünf städtischen Kitas Sprachfördergruppen eingerichtet – und zwar an den Standorten Im Zwinger und Schulgasse in der Kernstadt (hier wird jeweils das bisherige Projekt Schulreifes Kind umgewandelt), Hengstetter Steige (Kernstadt), Pestalozzistraße (Wimberg) und Klosterhof (Hirsau).

Gestartet werde damit dort, „wo der Bedarf am höchsten ist“, erklärte Kober auf Nachfrage von Oliver Höfle (GfC). Noch sei die Stadt nicht so weit, solche Gruppen überall einzurichten.

Letzteres gelte auch in Sachen Juniorklassen. Dabei handelt es sich um ein zusätzliches verpflichtendes Schuljahr für schulpflichtige Kinder mit intensivem Förderbedarf (in sprachlicher, kognitiver, motorisch, sozial-emotional oder anderer Hinsicht). An etwa einem Drittel aller Grundschulen soll dieses Angebot nach Vorstellung der Landesregierung bis zum Schuljahr 2028/2029 geschaffen werden.

Ab Sommer 2026 sollen diese Juniorklassen, die als Vorbereitung auf die erfolgreiche Teilnahme am Unterricht in Klasse 1 gedacht sind, schrittweise eingerichtet werden.

In Calw liefen derzeit noch Überlegungen, wo und wie diese Klassen mit Leben gefüllt werden können. Eines der Hauptprobleme dabei: die Beförderung betroffener Kinder zum entsprechenden Angebot, das es nur an jeder dritten Schule geben soll.

Schularten

Unklar ist bislang auch, was aus den beiden noch bestehenden Werkrealschulen in Calw und Heumaden wird. Oberbürgermeister Florian Kling erklärte, hier gelte es zunächst abzuwarten, was die nächste Landesregierung dazu sage, die ab 2026 im Amt sein dürfte – denn die aktuelle Landesregierung scheue eine erschöpfende Auskunft.

Aktuell lautet der Plan, die Werkrealschulen auslaufen zu lassen; die letzten Absolventen sollen ihren Abschluss bis einschließlich 2029/20230 gemacht haben. Auch für die Hauptschulen sehe es nicht gut aus. „Der Trend geht dahin, die abzuschaffen“, so Kling. Hier sei aber vieles noch nicht gewiss.

Karl-Heinz Scheffelmeier (Freie Wähler) meinte dazu, „das tut mir richtig weh“, was aus dem Schulsystem gemacht werde. Scheffelmeier ist Mitglied im Schulleitungsteam der Erna-Brehm-Grund- und Werkrealschule Calw.

Was die Gymnasien betrifft, die ab dem Schuljahr 2025/2026 zur neunjährigen Regelform zurückkehren, besteht zwar die Möglichkeit, weiter auch G 8 anzubieten. In Calw plane das aber keine der beiden Schulen. In der Region habe das lediglich das Otto-Hahn-Gymnasium in Nagold vor.

Ganztagesbetreuung

Ab dem Schuljahr 2026/2027 wird für Grundschulkinder ein Rechtsanspruch auf Ganztagesbetreuung gelten. Die Stadt setzt sich damit seit einiger Zeit auseinander.

Die Seeäckerschule in Stammheim hat bereits im September vergangenen Jahres planmäßig den Ganztagsbetrieb aufgenommen.

An der Erna-Brehm-Grund- und Werkrealschule laufen aktuell Planungen, um den Antrag auf Ganztag zum Stichtag 1. Oktober 2025 zu stellen. Dazu befassen sich die Verantwortlichen unter anderem mit Innenraumgestaltung, Außengelände, Mensa und Fördermöglichkeiten. Die Umsetzung ist für das Jahr 2026 geplant.

Auf dem Wimberg soll ein den Bildungsstandorten Heumaden und Stammheim vergleichbares Schulkindbetreuungsangebot geschaffen werden.

Campus Wimberg

Der Schulstandort Wimberg dürfte in den kommenden Monaten wohl am meisten Veränderungen zu verzeichnen haben. Aktuell sind dort noch die letzten Werkrealschüler untergebracht, außerdem die Grundschule Wimberg sowie die Bohnenberger-Grundschule Altburg, solange das Gebäude in Altburg noch saniert wird.

Vorgesehen ist nun, dass die Bohnenberger-Grundschule Ende des Schuljahres 2024/2025 nach Altburg zurückkehrt; anschließend kann die Grundschule Wimberg die für sie vorgesehenen Räume in der Werkrealschule beziehen.

Die Waldorfschule wiederum, die ab dem Schuljahr 2025/2026 als Interimsstandort ebenfalls Teile der Werkrealschule sowie die Grundschule bekommt, soll Ende der Sommerferien 2025 einziehen.

Momentan laufen in der Werkrealschule erste Baumaßnahmen, die rund 150 000 Euro kosten sollen. Ein zweiter Bauabschnitt sieht 2026 den Rückbau des Bio-/Chemiesaals sowie die Schaffung einer Mensa in der ehemaligen Schulküche für rund 160 000 Euro vor.

Sporthalle Stammheim

Ab diesem Sommer und voraussichtlich bis September 2026 wird ein Generalübernehmer die Gemeindehalle Stammheim auf Vordermann bringen. Der Schul- und Vereinssport muss daher zumindest in den Wintermonaten 2025/2026, also etwa von November bis April, in andere Hallen verlegt werden. In den übrigen Monaten soll im Freien Sport getrieben werden.

Eine Einigung gab es bereits mit der Heumadenschule; über eine Nutzung etwa der Walter-Linderner-Halle gebe es noch Gespräche.

Seeäckerschule (bis zur vierten Klasse) und Grundschule Stammheim dürfen die Hallen des Sprachheilzentrums nutzen; die älteren Schüler der Seeäckerschule kommen in Fitnessstudio und des Tanzsportstudio unter.