Über 150 Marken und Unternehmen machen sich (teils lustig) für das Impfen stark. Foto: Antoni/Antoni

Mehr als 150 deutsche Marken und Unternehmen werben mit abgeänderten Firmenslogans für die Impfung. Medienpartner ist ausgerechnet „Bild“.

Berlin - Die deutsche Impfkampagne bleibt weiter hinter den Erwartungen zurück. Nur knapp über 69 Prozent der Bevölkerung in Deutschland haben das Impfangebot bislang vollständig wahrgenommen. Zu wenig, um der Pandemie und all ihren Konsequenzen einigermaßen wirkungsvoll beizukommen. Die Berliner Werbeagentur Antoni trommelt nun mehr als 150 Marken und Unternehmen zusammen, um gemeinsam Werbung für das Impfen zu machen und die Impfquote signifikant zu erhöhen.

Eine lustige Initiative

Mehr oder weniger lustig werden in der groß angelegten Aktion die gängigen Markenslogans der beteiligten Firmen aufgegriffen und thematisch zum Impfaufruf modelliert. Da liest sich dann in etwa so: „Have a break, have a Piks“ (Kitkat), „Freude am Impfen“ (BMW), „Geimpft sein macht mich mehr an“ (Ehrmann), „Hans Impfglück“ (Hans Im Glück), „Impfen: Da weiß man, was man hat“ (Persil), „Impfen – find ich gut“ (Otto) oder beispielsweise auch „Come impf and find out“ (Douglas).

#ZusammenGegenCorona

Die Liste ist lang, der Hintergrund klar: Unentschlossene zur Impfung zu bewegen, um hohen Inzidenzwerten entgegenzuwirken. Unter dem Hashtag #ZusammenGegenCorona haben alle beteiligten Unternehmen am Dienstag in den sozialen Netzwerken mobil gemacht. Weitere Aktionen sollen folgen. Auch der künftige Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) lobte die von der Berliner Agentur initiierte Aktion als ein „herausragendes Zeichen gesellschaftlicher Verantwortung und Eigeninitiative“.

„Bild“ als Medienpartner

Dass ausgerechnet die „Bild“-Zeitung als Medienpartner fungiert, macht die Angelegenheit allerdings ein bisschen lustiger. Das Boulevardblatt aus Hamburg hatte in den vergangenen Monaten kaum eine Gelegenheit verstreichen lassen, um gegen Wissenschaft mobil zu machen und unter anderem prominente Wissenschaftler wie Christian Drosten zu diffamieren. Erst jüngst beschwerte sich der Wissenschaftsrat in einem offenen Brief über die tendenziöse Berichterstattung der Zeitung.

Die Werbemotive sind am Dienstag als zweiseitige Anzeige in „Bild“ und der „B. Z.“ erschienen. Man mag das vor dem Hintergrund der deutschen Impfquote als späte Einsicht im Verlagshaus deuten oder auch als Zugeständnis an den Zeitgeist, der die Aggression der Impfgegner und Querdenker nicht länger hören will.

Kein Profit

Die Möglichkeit einer lukrativen Einnahmequelle durch Werbeeinnahmen lässt sich ausschließen. Der Medienpartner verdient nichts an der Aktion, weder in Print noch online. „‚Bild‘ stellt die Mediafläche kostenlos zur Verfügung“, sagt Sprecher Christian Senft. Es handele sich dabei um einen Budgetrahmen, der unter normalen Umständen im siebenstelligen Euro-Bereich läge. Und vielleicht ist #ZusammenGegenCorona neben der guten Absicht auch als eine gelungene Imagekampagne zu verstehen.