Schon bald nach Öffnung des Tafelladens sind beliebte Waren vergriffen. Foto: Terkowsky

Die Lage bei den Tafeln ist angespannt wie nie – auch in St. Georgen. Hier hat sich die Anzahl der Bedürftigen in den vergangenen Jahren verdoppelt. Gleichzeitig gibt es immer weniger Warenspenden.

St. Georgen - Als um 15 Uhr das Verkaufsgeschäft der Tafel in St. Georgen öffnet, wartet davor bereits eine Traube von etwa 20 Menschen. Es sind auffällig viele Frauen, man unterhält sich auf Ukrainisch und Türkisch. Drinnen herrscht geschäftiges Treiben. Kunden bringen große grüne Kisten voller Lebensmittel aus dem Verkaufsraum an die Kasse, die mit zwei ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen besetzt ist. Fast wie in einem normalen Supermarkt. Doch dann nimmt eine der Mitarbeiterinnen der Kundin die Auberginen wieder aus der Kiste und erklärt ihr, dass sie bereits welche hatte. Denn bei den Tafeln ist die Abgabemenge begrenzt. Jeder soll die Möglichkeit bekommen, etwas zu erhalten.

Seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs hat sich die ohnehin angespannte Situation der Tafelläden mit der Ankunft ukrainischer Flüchtlinge noch einmal verschärft. So hat sich laut Monika Scherer, einer der beiden ehrenamtlichen Kassendamen, das Kundenaufkommen in den vergangenen Jahren mehr als verdoppelt. Scherer ist bereits seit mehr als 15 Jahren für den Förderverein "Mach mit!", der neben dem St. Georgener Tafelladen vier weitere in der Region betreibt, im Einsatz und hat die Veränderung miterlebt.

"Das Verhandeln ist sehr anstrengend"

Doch nicht nur das große Kundenaufkommen sorgt für Probleme. Zusätzlich wird das Miteinander durch die Sprachbarriere erschwert. Zum Glück sprächen die ukrainischen Neuankömmlinge häufig Englisch oder wüssten sich mit dem Smartphone zu helfen, wirft Scherers Kollegin Christiane Sela ein. Dennoch: "Das Verhandeln ist sehr anstrengend", sagt Sela. Insbesondere wenn man zum Beispiel einer Kundin den Korb teilweise wieder ausräumen müsse, weil von einem Produkt einfach nicht genug vorhanden ist.

Supermärkte geben Ware gewinnbringender ab

Insgesamt ist die Lage laut Sela sehr schlecht, "weil wir wenig Ware haben". So würden Supermärkte heute häufig Ware, die ehemals an die Tafeln abgegeben wurde, selber noch einmal vor Ort reduziert anbieten oder anderweitig an gewinnorientierte Restpostenhändler verkaufen.

Auch sei die Zusammenstellung der verfügbaren Waren problematisch. Obst, Gemüse und frische Waren sind meist ausreichend verfügbar, aber es mangele an Grundnahrungsmitteln mit langer Haltbarkeit "wie Konserven, Nudeln und Reis", sagt Sela.

Privatpersonen spenden weniger

Auch die privaten Spenden nähmen ab. Als Grund vermutet Sela, dass viele selber "nicht mehr so viel haben", um damit auch noch anderen helfen zu können. Dennoch freuen sie sich über jede Spende – solange die Produkte noch haltbar sind. Denn abgelaufene Waren dürfen, auch wenn das Produkt wahrscheinlich noch genießbar wäre, nicht verkauft werden. Und dann muss der Verein von seinen ohnehin schon knappen Mitteln auch noch die Entsorgung finanzieren.