Foto: dpa

3:1 gegen Bosnien: Womöglich steckt mehr Potenzial in der DFB-Mannschaft, als ihr alle zutrauen.

Frankfurt - Drei-eins gegen Bosnien: Der letzte WM-Test hatte Rasse und Klasse - das überraschte selbst die deutschen Spieler. Womöglich steckt trotz der vielen Ausfälle mehr Potenzial in der deutschen Mannschaft, als ihr alle zutrauen.

Die schwarz-rot-goldenen Fähnchen flattern wieder - nicht nur in der Frankfurter Arena beim 3:1 gegen Bosnien-Herzegowina, sondern überall in Deutschland. Die Partystimmung erinnert schon verdächtig an das Sommermärchen, das vor vier Jahren bei der Heim-WM das Land verzauberte und das Ausland in Staunen versetzte über so viel ungezwungene Fröhlichkeit. Am Donnerstagabend kehrten die großen Gefühle zurück. Das Spiel begeisterte, die Fans waren in WM-Endspielstimmung, und selbst die Spieler erlaubten sich ungewohnte Euphorie. Allen voran der Kapitän und sein Stellvertreter. "Ich hatte vor der WM 2006 ein gutes Gefühl, jetzt habe ich ein noch besseres Gefühl", sagte Philipp Lahm. "Wir sind ballsicherer, spielerisch besser und viel in Bewegung. Deshalb habe ich ein noch besseres Gefühl als vor vier Jahren", sagte auch Bastian Schweinsteiger - damals sprang immerhin Platz drei heraus.

Chance für die Nachrücker

Da haben sie den Mund ganz schön voll genommen - wenn sie das Turnier in den Sand setzen sollten. Oder spüren sie plötzlich, was eigentlich in ihnen steckt? Dass so prominente Ausfälle wie die von Michael Ballack und Heiko Westermann auch eine Chance sind für jene Nachrücker, die beherzt zupacken und bislang verborgenes Potenzial offen legen.

Davon gab es eine ganze Reihe - allen voran Bastian Schweinsteiger und Sami Khedira. Die beiden interpretierten ihre Rollen im zentralen defensiven Mittelfeld so selbstbewusst, als seien sie seit Jahren eingespielt. Dabei feierten sie in dieser Konstellation ihre Premiere. Beide bestanden die Feuertaufe mit Bravour. "Mit Worten, aber auch viel mit Augenkontakt" habe man sich verständigt, sagte Khedira und freute sich über ein Lob des Bundestrainers: "Sami hat seine Stärken im Spiel nach vorn genutzt, trotzdem war er nach jedem Angriff gleich wieder auf seiner Position in der Defensive", sagte Joachim Löw.

Wie weit der "enorme Wille", die "große Leidenschaft" und die "hohe Belastbarkeit" (Löw) gegen Topgegner tragen, ist die spannende Frage. "Eine WM ist doch noch etwas anderes als ein Testspiel", warf Bastian Schweinsteiger ein. Bei aller Euphorie - dass sich alle einen gesunden Realitätssinn bewahren, kann bestimmt nicht schaden.

Den ganzen Artikel lesen Sie unserer Printausgabe vom 5. Juni.