Heißer Draht, Rotes Telefon: Der Name steht für den direkten Kommunikationskanal zwischen den atomaren Supermächten aus der Zeit des Kalten Krieges. Mitten im Ukrainekrieg ist die Hotline zwischen den USA und Russland reaktiviert worden – um zu verhindern, dass aus einem regionalen Konflikt ein Weltkrieg wird.
Die US-Regierung hat wegen des Kriegs in der Ukraine eine Hotline mit Russland eingerichtet, um militärische Zwischenfälle zu vermeiden. „Die Vereinigten Staaten verfügen über eine Reihe von Kanälen, um kritische Sicherheitsfragen mit den Russen im Falle eines Notfalls oder einer Notsituation zu besprechen“, heißt es aus dem Pentagon, dem US-Verteidigungsministerium in Washington.
Hotline zwischen Washington und Moskau
Das Pentagon habe am 1. März einen Kanal mit dem russischen Verteidigungsministerium in Moskau eingerichtet, um Fehleinschätzungen, militärische Zwischenfälle und Eskalationen zu verhindern, hieß es weiter. Kurz zuvor hatte das Pentagon erklärt, dass es keine solche Hotline gebe.
Die US-Regierung unter Präsident Joe Biden will keine Truppen in die Ukraine schicken. Sie ist aber besorgt, dass der Konflikt mit Russland auf Nato-Staaten übergreifen könne. Dort haben die USA Truppen stationiert.
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Was ist der heisse Draht?
Hotline ist der englische Name für heißer Draht. Gebräuchlich ist in diesem Zusammenhang auch der Begriff Rotes Telefon. Bei der ursprünglich Direktleitung zwischen den beiden Atommächten, die am 30. August 1963 fertiggestellt wurde, handelte es sich allerdings anfangs nicht um eine Telefonleitung.
Der Heiße Draht war ein Fernschreiber mit verschlüsseltem Telegrafie-Gerät – also eine Kabelverbindung für schriftliche Nachrichten. Sie war als Reaktion auf die Kubakrise (14. bis 28. Oktober 1962) in Betrieb genommen worden. Die Sowjets hatten atomare Mittelstreckenraketen auf der Karibikinsel stationiert, die USA unter Präsident John F. Kennedy drohten mit massiven Militärschlägen. Die Welt stand am Rande eines atomaren Krieges, bis der damalige sowjetische Staatschef Nikita Chruschtschow einlenkte.
Um zukünftige Krisen schneller entschärfen zu können, vereinbarten die USA und die Sowjetunion am 20. Juni 1963 in Genf, einen heißen Draht als ständige Verbindung zwischen beiden Hauptstädten einzurichten.
Fehlentscheidungen sollten verhindert werden
„Er soll im Zeitalter der Kernwaffen und eines eventuellen Kriegsausbruches im Laufe von Minuten verhindern, dass es zu einem solchen Krieg durch Fehlentscheidungen kommt oder aufgrund eines Unglücks“, kommentierte damals der Radiosender RIAS Berlin.
Der Heiße Draht hatte auch ein speziellen Namen: „Washington–Moscow Direct Communications Link“ – auf Russisch „Goryachaya liniya Vashington–Moskva“. Später werden auch die Atommächte Frankreich und Großbritannien an den Kommunikationskanal angeschlossen.
Fernschreiber im Pentagon
Die Empfangsstation des Fernschreibers stand im US-Verteidigungsministerium in Washington. Von dort konnte jederzeit eine direkte telefonische Verbindung zum Präsidenten geschaltet werden.
Das Überseekabel führte von Washington über New York, London, Stockholm und Helsinki nach Moskau. Erst Anfang der 1970er Jahre wurde zusätzlich eine telefonische Direktleitung aufgebaut und ein rotes Telefon im Amtssitz des US-Präsidenten und des sowjetischen Parteichefs aufgestellt.
Bis heute ist das Rote Telefon ein Synonym für wichtige Kommunikationsverbindungen. Eine solche Direktverbindung gibt es im Übrigen auch zwischen den USA und China.
Reaktivierung nach dem Kalten Krieg
Erstmals kam der Heiße Draht nach Ausbruch des Sechstagekrieg 1967 zwischen Israel und den arabischen Staaten zum Einsatz – und danach nur noch selten. Nach dem Ende des Kalten Krieges 1990 hatte er seine Bedeutung eingebüßt – so schien es.
Doch der Ukrainekrieg belehrt eines Besseren. 2015 – ein Jahr nach der Annektierung der ukrainischen Krim durch Russland, wurde die direkte Krisenleitung zwischen den Generalstäben Russlands und der Nato wiederhergestellt – und wird nun wieder genutzt.