Olaf Scholz hat auf der Weltklimakonferenz in Dubai keine mitreißende, aber eine wichtige Rede gehalten. Wenn er Klimakanzler sein möchte, kommt es jetzt vor allem auf eines an, kommentiert unser Redakteur Tobias Peter.
Die Worte von Olaf Scholz bei der Weltklimakonferenz waren eindeutig – und das ist wichtig. Dass der Kanzler in Dubai ohne das kleinste Wenn und Aber für einen schnellen Ausstieg aus Öl, Gas und vor allem Kohle warb, ist eine kraftvolle Botschaft. Der Auftritt war zwar nicht mitreißend, wie aus den Reihen von Klimaexperten gelästert wurde. Doch die Gemengelage ist auch zu kompliziert, als dass sich die Wende durch einen emotional packenden Auftritt herbeiführen lassen würde. Es geht um Klarheit und Glaubwürdigkeit.
Risiken und Hoffnungsschimmer
Die Risiken eines Scheiterns im Kampf gegen den Klimawandel sind enorm. Wenn Donald Trump in den USA die nächste Präsidentschaftswahl gewinnt, drohen gewaltige Rückschläge. China schaut auf den eigenen – auch kurzfristigen – wirtschaftlichen Vorteil. Ein Hoffnungsschimmer ist, dass Brasilien die Entwaldung des Amazonas komplett stoppen will.
Scholz mag nicht zur Leuchtfigur eines inspirierenden Klimakanzlers taugen, aber er arbeitet beharrlich an dem Thema. Der Klimaclub, den er bereits als Finanzminister angestoßen hat, ist nach Angaben des Kanzlers mittlerweile arbeitsfähig. Die richtige Idee: Staaten, die im Kampf gegen die Erderwärmung vorangehen wollen, sollen durch gemeinsame Regeln und Standards Industrien und Arbeitsplätze in ihren Ländern schützen.
Klar ist: Die Länder, die mit ihren Industrien erfolgreich den Weg zur Klimaneutralität beschreiten, werden die Gewinner von morgen sein. Doch es braucht jetzt erfolgreiche Vorbilder. Als Klimakanzler wird Scholz im Nachhinein gelten, wenn er diesen Prozess hin zum klimaneutralen Wirtschaften erfolgreich voranbringt. Dumm ist nur, dass ihm für die Gestaltung des Wandels gerade viele Milliarden Euro abhandengekommen sind. Wer Klimakanzler sein will, muss Ordnung in seinen Haushalt bringen.