Viele Menschen kreuzen die abenteuerlichen Wege von Annette Schätzle. Mit einigen ist sie bis heute befreundet. Foto: Schätzle

Mit viel Mut, Abenteuerlust und Zuversicht hat Annette Schätzle, die früher mal Lehrerin für Deutsch, Englisch und Kunst am Oberndorfer Gymnasium war, mittlerweile mehr als 100 Länder bereist. Jeden Winter zieht sie allein und mit einem leichten Rucksack nach Südamerika, Asien oder Afrika – und sammelt so Eindrücke, Erfahrungen und besondere Geschichten. Diese hat sie nun in einem Buch zusammengefasst: "Rucksackreisen für Fortgeschrittene. Mit 10 Kilo um die Welt" ist ab sofort in Buchhandlungen erhältlich.

Oberndorf - Wer das Buch liest und keine herausragenden Geografiekenntnisse besitzt, nimmt wohl am besten eine Weltkarte oder einen Globus zur Hand. Galapagos, Guatemala, Belize, Curacao, Myanmar, Laos, Vanuatu, Cookinseln oder Tahiti – das ist nur eine kleine Auswahl der Regionen, in denen Annette Schätzle, Jahrgang 1948, zum Teil unglaubliche Geschichten erlebt hat.

Tropischer Wald, Vulkane und Volksfeste

In einer Art Tagebuch nimmt sie den Leser mit auf die Reise – zu den Ureinwohnern im Amazonas-Wald, auf eine Schnorchel-Tour zu den Manta-Rochen, zum höchsten Vulkan Ecuadors, zu den Schamanen in einer mexikanischen Kirche, auf bunte Volksfeste in über 4000 Metern Höhe in Peru und in laute Reggae-Bars in Jamaika.

Ein Segeltörn zu den Kapverdischen Inseln? Gerne! Ein Rundflug über dem Mount Everest? Warum nicht? Die Begeisterung fürs Reisen ist auf jeder Seite spürbar, genauso wie das Interesse an anderen Kulturen, Traditionen und vor allem an Menschen.

Vom Luxus weit entfernt

Denn Schätzle zieht zwar meistens alleine los, doch unterwegs begegnet sie Menschen aus aller Herren Ländern. Auf Gleichgesinnte trifft sie in Hostels und Jugendherbergen, auf Bootsausflügen und regionalen Märkten. Und sie stürzt sich jedes Mal mutig in die Abenteuer – nicht ohne vorher auf ihren Instinkt zu hören. Die Einheimischen lassen sie oft als Couchsurferin bei sich zu Hause wohnen: Da muss sie oft mit spartanischer Ausrüstung klarkommen und landet manchmal in Hütten ohne Strom und fließendes Wasser. Die Menschen zeigen ihre Stadt, ihr Land, und zwar weit weg von Touristenmassen und bekannten Attraktionen.

Historische und kulturelle Zusammenhänge

Selbstverständlich absolviert sie auch das Pflichtprogramm: Museen und Naturspektakel stehen immer auf der To-Do-Liste der abenteuerlustigen Rentnerin. Viele historische, geografische und kulturelle Zusammenhänge erklärt Schätzle in ihrem Buch – diese erleichtern dem Leser die Einordnung der Regionen.

Meerschweinchen zum Mittagessen

Doch um einiges spannender sind die vielen, zum Teil kuriosen Begegnungen und die exklusiven Einblicke in Familien, Feste, Traditionen. Schätzle ist immer mittendrin, und so ist auch der Leser hautnah dabei. Sie schildert viele kulinarische Erlebnisse ("An den Ständen gibt es frittierte Maden zu essen und gebratene Vögelchen, Gedünstetes in Bambusblättern, Klebreis und allerlei Undefinierbares"), zeigt die Vielfalt der Tierwelt in der jeweiligen Gegend ("Es gibt Pelikane, rote Krabben und große schwarze Leguane, die wie kleine Drachen aussehen"), begeistert die Leser auch für Tänze und Musik ("Unbeschreiblich die Anmut, die Kraft und die Musik, die unter die Haut geht"). Man erfährt, was man in unterschiedlichen Ländern für einen Dollar bekommen kann, wo Meerschweinchen als Delikatesse gelten und zwei lebende Hühner als ein schönes Hochzeitsgeschenk.

Sie zeigt aber auch unverblümt, wie hart das Leben in vielen Regionen ist, die sie besucht. Und sie hilft gern dort, wo sie die Hilfe für sinnvoll und nachhaltig hält.

"Ärgerlich, aber nicht lebensgefährlich"

Schätzle ist mit Flugzeugen, Booten, Fähren, Tuktuks, Bussen, auf Pferden, Eseln und zu Fuß unterwegs. Es hat auch schon unangenehme Situationen gegeben, gibt sie zu: "Eine Aschewolke von diesem unaussprechlichen Vulkan in Island, ein geklautes Skizzenbuch, ein Taifun auf den Philippinen, eine Bronchitis auf Bali... ärgerlich, aber letztendlich nicht lebensgefährlich", schreibt sie.

Skizzenbuch als Gedächtnisstütze

Das Fernweh packt sie immer wieder. Besondere Momente hält sie in ihrem Skizzenbuch fest. Diese Zeichnungen und ihre Notizen haben ihr als Gedächtnisstützen beim Schreiben geholfen. "So habe ich mich mental in die jeweilige Situation wieder hineinversetzt", sagt Schätzle. Ungefähr ein Jahr hat sie am Buch gearbeitet. Die größte Herausforderung? "Den Verlag zu finden", verrät die Autorin. Viele Zeichnungen sind übrigens auch im Buch zu sehen.

Beeindruckend: Auf ihren Reisen findet Schätzle immer wieder neue Menschen als Begleiter. Es bilden sich Freundschaften – und man sieht sich dann an anderen Orten, in anderen Konstellationen, doch die Begegnungen sind immer herzlich. Mit Englisch oder VHS-Spanisch, das mit jeder Reise immer besser wird, kann sie sich mit den meisten verständigen. Zur Not aber auch mit Händen und Füßen.

"Die Andersartigkeit des Gegenübers zu akzeptieren, fällt nicht immer leicht. Ich bemühe mich, möglichst nur zu beobachten und nicht zu urteilen", betont sie.

Autorin ermutigt, immer neugierig zu bleiben

Mehr als einmal landet sie im Niemandsland. Doch sie lässt sich nie entmutigen: "Solange ich körperlich unversehrt bin und dazu alle wichtigen Dokumente noch in der Hand halte, werde ich auch in einer schlechte Situation meine Zuversicht nicht verlieren. Die meisten Menschen sind hilfsbereit und mir wohlgesonnen; und das quer durch viele Religionen und Kulturen." Ihre wichtigste Botschaft an die Leser lautet deshalb: Bleiben Sie neugierig!