Immer vollen Einsatz zeigt Manuel Faißt. Der Baiersbronner liegt im Gesamtweltcup auf Position 10. Foto: Schmidt

Nordische Kombination: Konkurrenz im eigenen Team für den Baiersbronner das Problem.

Es war wieder einmal eine große WM für die deutschen Kombinierer. Fast alle DSV-Athleten durften Medaillen bejubeln. Die Betonung liegt auf fast. Manuel Faißt musste sich die Siegerehrungen ebenso wie der Sachse Terence Weber (SSV Geyer) aus der Distanz betrachten. Nach nur einem Einsatz im Wettbewerb von der Großschanze (Platz 14), den Eric Frenzel gewann, war für den Baiersbronner die aktive Seefeld-Mission beendet. Die Bilanz des Nordschwarzwälders: dabei gewesen, aber leer ausgegangen.

Man darf die Situation des 26-Jährigen als durchaus vertrackt bezeichnen. Der Mann ist absolute Weltklasse und besäße wohl in jeder anderen Nation einen Fix-Startplatz in den medaillenträchtigen Teamwettbewerben. Sein Pech: Im deutschen Lager hat er vier "Raketen" vor sich, an denen es bei Großereignissen bislang kaum ein Vorbeikommen gab. Frenzel (Geyer), Fabian Rießle (Breitnau), Johannes Rydzek und Vinzenz Geiger (beide Oberstdorf) sind erste Wahl. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass Faißt auf Platz zehn derzeit viertbester Deutscher in der Weltcup-Gesamtwertung ist. Sogar zwei Ränge vor Frenzel.

Aber dessen Position drückt nicht das Leistungsvermögen des dreifachen Olympia-Goldmedaillengewinners und siebenmaligen Weltmeisters aus, sondern ist temporärer Ausdruck diverser Probleme – vor allem auf der Schanze, aber auch gesundheitlicher Natur –, die den Sachsen während dieser Saison begleitet haben. Was Frenzel kann, ist hinlänglich bekannt. Seefeld hat’s bewiesen: Wie "Kai aus der Kiste" sprang der 30-Jährige im Großschanzenwettbewerb auf Platz eins und brachte dann Gold sicher nach Hause.

"So ist nun mal die Lage, die muss ich akzeptieren", kommentierte Faißt am Freitag beim Weltcupfinale in Schonach die Konstellation, die für ihn zwar ein wenig schwierig ist, aber noch zu keinen Frust-Attacken geführt hat. Er legt sich im Training vorbildlich ins Zeug und weiß auch die Vorzüge eines starken Teams zu schätzen: "Man ist im Training ständig gefordert und kann sich an den anderen hochziehen." Hermann Weinbuch lobt Faißt. "Der Manuel arbeitet hart, seine Leistungen sind stabil, auch im Lauf hat er sich gewaltig gesteigert. Der Abstand zu den Spitzenleuten ist viel geringer geworden", analysiert der Bundestrainer und ist sich sicher: "Diese Saison gibt ihm bestimmt noch mehr Motivation."

Medaillen kann Faißt schon eine ganze Menge vorweisen – bei der Junioren-WM 2013 in Liberec holte der Nordschwarzwälder in allen Wettbewerben die Goldene, auch nationale Meriten hat er fleißig gesammelt –, nur die ganz wertvollen Exponate fehlen bislang in seiner Sammlung. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Und sollte die ganz große Nummer ausbleiben, dann wird der Sportsoldat (Feldwebel) garantiert nicht in ein tiefes Loch fallen, denn er weiß, dass es auch ein Leben nach der Kombination gibt. Seit 2015 studiert er an der Fern-Uni Hagen, zunächst Jura, inzwischen Wirtschaftswissenschaften.

Der Baiersbronner ist in jeder Beziehung geerdet. Großen Rückhalt bietet die sportbegeisterte Familie. Vater Klaus, einst selbst Kombinierer, trainiert seit 30 Jahren Kinder auf der Schanze und in der Loipe, Schwester Melanie war Skispringerin und spielt inzwischen ebenso Fußball wie früher Mama Andrea.

Bereits mit vier Jahren ging der kleine Manuel mit zum Ski-Training, nur ein Jahr später absolvierte er seine ersten Hüpfer von der 10-Meter-Schanze, der Grundstein war gelegt. In der zehnten Klasse entschied sich der Baiersbronner endgültig für den Leistungssport. Er wechselte ans Skiinternat Furtwangen. Berufskolleg, später Abitur in Waldkirch und dann Bundeswehr, so lauteten die weiteren Stationen auf dem Weg zum Spitzenathleten.

Und dass Faißt erstklassig ist, beweisen seine Top-10-Resultate in dieser Saison. Fünfter in Ruka, Siebter und Zehnter in Otepää, Zehnter in Val di Fiemme, Siebter in Trondheim, Neunter und Siebter in Klingenthal und am vergangenen Wochenende Vierter am Holmenkollen in Oslo nach einem glänzenden Auftritt – so lautet die bemerkenswerte Bilanz. Wie es auf dem Weltcup-Treppchen aussieht, weiß er übrigens auch: 2015 in Ramsau und 2018 in Hakuba reichte es jeweils zu Platz drei. Und wie gesagt, das Spiel ist noch längst nicht aus.