Nach einem spannenden Wettkampf durften in Titisee-Neustadt der zweitplatzierte Anze Lanisek, Sieger Karl Geiger und Markus Eisenbichler (Dritter, von links) jubeln. Foto: von Ditfurth

Was für ein Wettkampf! Karl Geiger schnappte sich am Samstag in Titisee-Neustadt den Sieg vor Anze Lanisek, Markus Eisenbichler wurde Dritter, und auch Lokalmatador Stephan Leyhe glänzte als Achter. Im Blickpunkt stand auch die Olympia-Nomonierung von Bundestrainier Stefan Horngacher.

Eine "richtige Bombe", wie es Bundestrainer Stefan Horngacher ausdrückte, packte Karl Geiger im zweiten Durchgang aus, schob sich mit dem weitesten Satz des Tages auf 141 Meter an dem zur Halbzeit führenden Slowenen Anze Lanisek vorbei und ließ nicht nur Markus Eisenbichler, der zu dem Zeitpunkt noch in der Leaderbox stand, jubeln: "Geil!"

Spaß auf der Hochfirstschanze

Was für ein Wochenende lag da hinter Geiger, der bislang an der Hochfirstschanze wenig Gefallen gefunden hatte. "Das war, glaube ich, echt das erste Mal, dass ich auf dieser Schanze Spaß hatte" hatte er am Freitag nach drei gelungenen Sprüngen in Qualifikation und Training gesagt. Am Samstag lief es im Training nicht so rund: Nur 27. wäre er gewesen, wenn der Sprung in die Wertung gekommen wäre. Hätte, hätte, Fahrradkette – als es darauf ankam, war Geiger voll da. Nur Lanisek hatte im ersten Durchgang das bessere Ende für sich. Die Geigersche "Bombe" konnte der Slowene am Ende nicht mehr kontern. Mit dem Erfolg hat sich Geiger wieder auf Platz 1 im Gesamtweltcup geschoben – elf Punkte vor Ryoyu Kobayashi.

Markus Eisenbichler springt slowenisch

Insgesamt waren die Slowenen in Titisee-Neustadt jedoch sehr stark. Fünf Springen unter den ersten acht nach dem ersten Durchgang, das nahm Markus Eisenbichler zum Anlass, sich ein Vorbild zu nehmen. "Die Schanze ist schon ein bisschen speziell, da muss ich fast ein bisschen slowenisch springen und mich voll raushauen", meinte "Eisei". Und das tat er. Von Platz 5 schob er sich noch aufs Podest vor und bejubelte seinen Sprung in bewährter "Eisei"-Manier mit einem lang gezogenen "Yesss!"

Stephan Leyhe kommt wieder auf Touren

Auch Lokalmatador Stephan Leyhe glänzte zum ersten Mal seit langer Zeit wieder, kam auf 136 Meter und schob sich von Platz 14 noch auf Rang 8 vor. "Der Stephan hat wieder mal einen ausgepackt", gab es ein Sonderlob vom Bundestrainer. Erfreulich waren auch die Leistungen der Nachwuchs-Adler. Justin Lisso holte mit Platz 11 erstmals Weltcup-Punkte und ist in der Form von Neustadt tatsächlich ein Hoffnungsträger für die Zukunft. Der 22-Jährige aus Thüringen zeigte das gesamte Wochenende keinen einzigen schlechten Sprung und hat sich die Punkte ebenso redlich verdient wie Philipp Raimund, der auf Platz 27 ein paar Punkte sammelte, aber beklagte: "Mein Sprung war einfach viel zu scharf, dann fehlt ein bisschen die Höhe."

Wer soll zu Olympia?

Fast so spannend wie der Wettkampf gestaltet sich die Olympia-Nominierung von Skisprung-Bundestrainer Stefan Horngacher, der nach Gesprächen mit den Athleten und dem Trainerteam am Sonntagvormittag seine Olympiafahrer bekannt geben will. Einfacher ist es nach dem Krimi von Titisee-Neustadt nicht geworden, denn die Nominierung ist fast so spannend wie der Wettbewerb um den Tagessieg der Weltbesten. Die Vorzeichen vor dem ersten Weltcupspringen in Titisee-Neustadt am Samstag waren klar: Horngacher erklärte den Wettbewerb zur Olympia-Ausscheidung. Vier Kandidaten standen zur Wahl, zwei Plätze waren noch zu vergeben, nachdem die beiden Top-Springer Geiger und Eisenbichler sowie der zu Saisonbeginn in Top-Form befindliche Leyhe ihr Ticket schon sicher hatten. Wer also wird das Wochenende nutzen, um Peking zu buchen? Andreas Wellinger, Severin Freund, Pius Paschke oder Constantin Schmid?

Nur ein Kandidat dürfte sicher dabei sein

Als Erster schien Wellinger draußen zu sein. Ein positiver Corona-Test nahm ihn schon vor dem Wettkampf aus dem Rennen. Paschke erreichte in dem Ausscheidungswettkampf den zweiten Durchgang nicht, und Freund scheiterte als 17. knapp daran, die Nominierungskriterien zu erfüllen. Dafür hätte er 15. werden müssen. Einzig Schmid zeigte sich das ganze Wochenende konstant und dürfte als Neunter auf der Hochfirstschanze sein Ticket sicher haben. Eine spannende Nacht steht Horngacher und seinen Athleten bevor. "Wir nehmen uns Zeit", meinte Horngacher. Und die, die zu Hause bleiben müssen, können sich bei allem Frust vielleicht ein Beispiel an Markus Eisenbichler nehmen: "Ich kann immer strahlen. Das Leben ist schön!"