Ein Schwarzwälder Schmuckstück: die Hochfirstschanze in Titisee-Neustadt Foto: Flaig

Sie haben es wieder getan: Titisee-Neustadt ist zu einer Art Weltcup-Feuerwehr der Skispringer geworden. Sapporo sagte ab – "Titisee-Neustadt, übernehmen Sie!"

Mittlerweile hat das Organisationskommitee in der Wälderstadt eine gewisse Routine darin, in Rekordzeit ein gelungenes Weltcup-Event auf die Beine zu stellen. Erstmals war das Team um Generalsekretär Joachim Häfker 2014/2015 für Liberec eingesprungen – und von da an wieder ein fester Standort im Springerkalender geworden. "Alle Achtung! Das können nicht viele", brachte es der damalige Fis-Renndirektor Walter Hofer auf den Punkt.

Leidenszeit zwischen 2007 und 2013

Davor lag eine lange, sechsjährige Leidenszeit, in der der Deutsche Skiverband und der Weltverband Fis – geblendet von neuen, modernen Anlagen wie der Vogtland-Arena in Klingenthal, aber auch internationalen Prestigeprojekten – Titisee-Neustadt außen vor gelassen hatten. "Wir waren weg von der Weltcup-Landkarte. Wir galten als mausetot", erinnert sich Häfker.

"Riesenaufwand" liegt hinter dem Team

Doch spätestens mit dem 850 000 Euro teuren Einbau des Flutlichts 2017, "einer wochenlangen Fleißarbeit", wie sich Häfker erinnert, und der Modernisierung des Funktions- und Pressezentrums erstrahlt die mächtige Hochfirstschanze beinahe jährlich schick im gleißenden Weltcup-Licht. Und wenn die Kameras auf die perfekt gerichtete Schanze und die Springer gerichtet sind, vermutet kein Zuschauer am Bildschirm, wie viel Arbeit hinter dem Team aus 800 Helfern liegt. "Die Schanze zu präparieren, ist ein Riesenaufwand", erzählt Häfker.

400 bis 500 Stunden an der Schanze

Sein Schanzenchef Matthias Schlegel zählt zusammen, dass er jedes Jahr zwischen 400 und 500 Arbeitsstunden zusammenbekommt. "So eine Schanze ist sehr pflegeintensiv. Da gibt es viele Arbeiten, die auch im Sommer gemacht werden müssen." Doch nun ist’s geschafft, und Titisee-Neustadt empfängt die Weltelite. Los geht es am Freitag mit der Qualifikation (15.50 Uhr/Eurosport), am Samstag (16.15 Uhr) und Sonntag (16.00 Uhr/jeweils ARD und Eurosport) stehen zwei Einzelwettbewerbe auf dem Programm. Die Wetterfrösche prognostizieren gute Bedingungen und wenig Wind.

Am Samstagabend platzen Olympiaträume

Entgegen der ursprünglichen Planung ist neben dem deutschen Weltcup-Team auch eine Nationale Gruppe am Start. Da Bundestrainer Stephan Horngacher am Samstagabend sein Olympiateam benennen will, stehen Severin Freund, Pius Paschke, Constantin Schmid und Andreas Wellinger unter besonderem Druck. Nur zwei von ihnen gesellen sich zu Markus Eisenbichler, Karl Geiger und Lokalmatador Stephan Leyhe (Hinterzarten).

Neuer Anlauf für Siegel, Hamann und Freitag

Auch die Nationale Gruppe hat es in sich: Der für den SV Baiersbronn startende David Siegel aus Sulz-Dürrenmettstetten will unter Beweis stellen, dass sein 2015 in Titisee-Neustadt begonnener und 2019 mit einem Kreuzbandriss jäh unterbrochener Flug in höhere Weltcup-Regionen kein Zufall war und dass mit ihm in Zukunft wieder zu rechnen sein wird. Martin Hamann, vor der Saison in den Continental-Cup "abgestiegen" hat Ähnliches vor. Und wenn Zuschauer zugelassen wären, würden sie sich besonders auf einen Adler freuen, der sein Dasein bis vor Kurzem in der Dritten Skisprung-Liga fristete: Richard Freitag kommt zu seinem ersten Weltcup-Einsatz.