Das Interesse an den Neuimkerkursen in Althengstett ist riesig. Praktischer Unterricht ist derzeit wegen Corona aber nur in kleinen Gruppen möglich. Foto: Bezirksimkerverein

Vielerorts, in Steingärten oder auf monotonen Rasenflächen, blüht nichts mehr. Mit fatalen Folgen: Das Nahrungsangebot für Honig- und Wildbienen reicht nicht aus. Dabei hängt etwa ein Drittel von allem, was der Mensch isst, von der Bestäubung durch Bienen ab. Der Bezirksimkerverein Calw leistet einen entscheidenden Beitrag beim Schutz der fleißigen Tierchen.

Althengstett - Von Bienen wissen die meisten nur, dass sie stechen und Honig produzieren. Dass sie unverzichtbar sind für den Erhalt heimischer Kulturpflanzen sowie für gute Obst- und Beerenerträge sorgen, ist dagegen vielen nicht bewusst. Bienen brauchen den Nektar der Pflanze als Nahrung zum Überleben – Pflanzen einen Bestäuber, um ihre Pollen zu verbreiten und sich auf diese Weise zu vermehren. Honig- und Wildbienen spielen dabei eine immens wichtige Rolle. Fast 80 Prozent aller Nutz- und Wildpflanzen werden von der Westlichen Honigbiene bestäubt, die restlichen 20 von Hummeln, Schmetterlingen, Fliegen, Wildbienenarten und anderen Insektenarten. Für ein 500-Gramm-Glas Honig fliegen Bienen eine Strecke von etwa 120 000 Kilometern, was drei Erdumrundungen entspricht.

Der Ursprung

Darauf wird mit dem Weltbienentag am 20. Mai aufmerksam gemacht. Der Aktionstag geht auf Anton Janscha zurück, der am 20. Mai 1734 in Bresniza geboren wurde und ein slowenischer Hofimkermeister von Maria Theresia in Wien war. Er gilt als Erfinder der ersten Zargenbetriebsweise und war Rektor der weltweit ersten modernen Imkerei-Schule. 2014 hat der slowenische Imkerverband die World Bee Day Initiative (www.worldbeeday.org) mit Unterstützung der Regierung gestartet. Die Vereinten Nationen haben 2018 den 20. Mai als UN-Weltbienentag ausgerufen.

Um ein guter Imker zu werden, ist viel Wissen notwendig. Das Hobby ist nicht ganz einfach, aber durchaus leichter, als viele sich das vorstellen. Beim Bezirksimkerverein Calw lassen sich jedenfalls trotz oder eben wegen der Corona-Pandemie zahlreiche Menschen von der Begeisterung für die Insekten anstecken und haben die Imkerei als eine faszinierende und entspannende Freizeitbeschäftigung schätzen gelernt.

"Wir hatten für dieses Jahr so viele Anmeldungen für den Neuimkerkurs, dass wir hätten zwei Einheiten anbieten können, etwa 50 Personen haben sich registriert", berichtet Anja Rau, seit wenigen Wochen neue Vereinsvorsitzende. Die 52-Jährige hat das Hobby Imkerei quasi von ihrem Vater "geerbt" und ist seit Jahren mit großer Begeisterung dabei.

Ausbildung von Neuimkern trotz Corona

In einigen Bereichen ist das Vereinsleben wegen Corona zum Erliegen gekommen, die Ausbildung von Neuimkern jedoch nicht. Der Großteil der Ausbildungseinheiten wird online absolviert, der praktische Teil, etwa zum Thema Seuchen, für den ein Vertreter des Veterinäramts vor Ort ist, in Kleingruppen. Momentan zählt der Bezirksimkerverein rund 290 Mitglieder, unlängst sind fünf neue dazugekommen. Das Sommerfest fehle den Mitgliedern zum einen wegen der Einnahmen und sei zum anderen natürlich eine sehr gesellige Veranstaltung. Ob in den kommenden Monaten größere gemeinsame Unternehmungen wie eine Wanderung möglich sind, hänge von der Corona-Inzidenz ab. Rau und der restliche, deutlich verjüngte Vorstand, sehen jedenfalls positiv in die Zukunft und hoffen, dass sich das Vereinsleben bald wieder normalisiert.

Auf die Lebensweise und die Bedeutung der Bienen macht der Verein auch auf dem rund 800 Meter langen Lehrpfad mit sechs Stationen und zwölf Tafeln aufmerksam, der in der Vergangenheit auch gerne von Kindergartengruppen oder Schulklassen besucht wurde. Er beginnt am Eingang des Geländes mit Station eins, dem Wildbienenhotel. Gruppenbesuche sind momentan aber nicht erlaubt.

Derzeit sind die Bezirksimker vor allem mit Zufüttern beschäftigt. "Das ist bislang kein guter Bienenfrühling", sagt Rau. Für die Insekten sei es derzeit zu kalt, nass und oftmals zu windig, um auszuschwärmen. Das wird womöglich den Honigertrag ganz schön schmälern. Und der wird beim Bezirksimkerverein digital per Stockwaage und entsprechender App auf dem Handy grammgenau erfasst – die Digitalisierung hat auch in den Bienenstöcken Einzug gehalten.