Nur eins von den stattlichen Errungenschaften des Jahres 2022, die Tobias Schlenker erwähnt: zwei nigelnagelneue Feuerwehrfahrzeuge für die Gesamtwehr. Hier wird das zweite, für die Abteilung Wellendingen, Anfang Dezember gebührend in der Gemeinde begrüßt. Foto: Riedlinger

Die einen Bürger scheinen nichts zu wissen, ein anderer Bürger ist dafür an so vielem interessiert.

Wellendingen - Wer ein Faible für eine kernige Debattenkultur hat, ist in der Regel im Wellendinger Gemeinderat gut aufgehoben.

Während der gut gefüllte Zuschauerbereich im Zusammenhang mit dem Punkt "Telekommunikationsfunkmast" hört und sieht, dass akademisch anmutende, langweilige Wortbeiträge nicht in der Mehrzahl sind, erfahren die vier bis zum Ende der Sitzung gebliebenen Bürger, dass eine simpel klingende Anfrage von Yvonne Skarlatoudis für Wallung im Ratsrund sorgen kann.

Ein Instagram-Kanal?

Die Gemeinderätin (ruhiger Tonfall) findet es bemerkenswert, dass es Bürger zu geben scheint, die trotz Amtsblatt, Tageszeitung und gewissen sozialen Medien nichts vom mehrmals beworbenen Bürgerworkshop Schlossplatz/Brunnenwasen gewusst hätten. Sie bringt nun einen Instagram-Kanal der Gemeinde ins Gespräch und möchte wissen, wie viele Haushalte eigentlich das Amtsblatt abonniert hätten.

Etwa 50 Prozent

Letzteres laut Bürgermeister Thomas Albrecht etwa 50 Prozent der Haushalte, erstes laut Schultes (kein ganz ruhiger Tonfall) "mit mir nicht". Sinnvoll sei dies nur, wenn ihn, den Insta-Kanal, jemand permanent bediene und pflege. Also, so schimmert es durch, beinahe eine Vollzeitaufgabe für eine Person.

Die Frage von Skarlatoudis nach den Amtsblatt-Vollverteilungskosten will der Schultes in der kommenden Gemeinderatssitzung beantworten, doch auf große Gegenliebe stößt die dahinter vermutete Intention bei so manchen alteingesessenen Gemeinderäten (sehr schnell gar kein ganz ruhiger Tonfall) überhaupt nicht.

Der Jugendgemeinderat

Während die Feststellung des Bürgermeisters, der Bürger habe auch "eine Holschuld", drückt sich – nur ein Beispiel – Armin Klaiber deutlicher aus. "Wenn es einen betrifft, dann geht der Zirkus los."

Da der Jugendgemeinderat auf Instagram-Erfahrungen blicken kann, könnte man, so Matthias Mager (ruhiger Tonfall), hier doch einmal nachfragen.

Er ist wieder da

Da es neben den Bürgern, die nicht in Erscheinung treten, auch andere gibt, besser einen anderen, der regelmäßig zu lesen und zu hören ist, werden Bürgermeister und Gemeinderat unter "Bürgerfragen" – wieder einmal – mit etlichen Anliegen und Beobachtungen von Jochen Hermann konfrontiert. Heute lediglich eine kleine Auswahl.

Die Anzahl der positiven Coronafälle in der Gemeinde? 1613, also etwa 50 Prozent.

Die illegalen 15 Glühweinkartons im Container des Musikvereins Wellendingen? Die Täter seien noch nicht erwischt worden.

Die Benutzung des Elektroautos der Gemeinde? Knapp 9000 Kilometer stünden auf dem Tacho. Anfangs habe es damit einen Fahrdienst für Senioren gegeben.

Mutmachende Worte

Doch es gibt auch noch etwas Erfreuliches. Mit mutmachenden Worten endet die Sitzung. Bürgermeister-Stellvertreter eins, Tobias Schlenker, blickt auf ein "bewegtes Jahr" zurück, auf Erfahrungen, die gemacht worden seien und prägen, sowie die gewonnene Erkenntnis, welche Werte wirklich wichtig seien. Sein Ausblick: "Was 2023 auf uns zukommt, wissen wir nicht. Bleiben wir optimistisch und zuversichtlich."

Dieser Botschaft schließt sich der Bürgermeister an, der sich außerdem für die gute Zusammenarbeit bedankt.