Auftakt zum Mordprozess: In Handschellen wird der Angeklagte in den Gerichtssaal geführt. Foto: Cools

Auftakt am Landgericht Rottweil zum Wellendinger Mordprozess. Am ersten Tag der Verhandlung haben die Kinder des Angeklagten und der Getöteten ausgesagt. Dabei zeigte sich schon jetzt das ganze Ausmaß der Tragödie vom 25. Januar dieses Jahres.

Wellendingen - Die Tat hatte die Region erschüttert und fassungslos gemacht. Der 36-jährige Angeklagte soll frühmorgens seine 32-jährige Lebensgefährtin in der gemeinsamen Wohnung in Wellendingen heimtückisch und unter niederen Beweggründen vorsätzlich mit einem Messer getötet haben. Nach der Tat hatte er sich selbst Stichverletzungen zugefügt.

Wie in der Anklageschrift herausgehoben, handle es sich um eine Beziehungstat. Bereits mehrmals habe der Angeklagte das Opfer in der Vergangenheit mit einem Messer bedroht. Nach einem Vorfall wenige Tage zuvor habe die Lebensgefährtin endgültig beschlossen, den 36-Jährigen zu verlassen. Tage später im Rahmen eines Gesprächs und nach gescheiterten Wiedergutmachungsversuchen des Angeklagten, habe er die Kontrolle verloren und zu einem Küchenmesser gegriffen. Er habe ihr es nicht zugestanden, ein Leben ohne ihn zu führen, so die Staatsanwaltschaft.

Angeklagter schweigt

Der Angeklagte, der slowakischer Staatsangehöriger ist, machte keine Angaben. Bereits am Tattag selbst waren die 15-jährige Tochter und der 13-jährige Sohn mit Hilfe eines Dolmetschers von der Polizei befragt worden. Um die Kinder durch eine Zeugenaussage nicht weiter zu belasten, wurden den Prozessteilnehmern die Aufnahmen aus der Vernehmung vorgespielt. Es waren erschreckende, teils verstörende Aussagen der Kinder. Sie beschrieben, wie sie ihre Mutter haben sterben sehen und ihnen keiner helfen konnte.

"Es war alles voller Blut. Ich habe versucht die Blutung zu stoppen, aber es war alles voller Blut", war auf den Videoaufnahmen der Tochter zu hören. "Sie hat gesagt, dass wir Hilfe holen sollen, sonst stirbt sie. Der ganze Körper war voller Blut. Auch mein Vater war voller Blut und er hatte ein Messer in der Hand. Das war auch voller Blut", sagte der Sohn.

Angehörige brechen mehrmals in Tränen aus

Viele Zuhörer im Saal waren von den Aussagen der Kinder sichtlich erschüttert. Der Angeklagte konnte hingegen nur schwer den Blick auf die Aufnahmen richten. Fast die ganze Zeit über schlug er die Hände vor seinem Gesicht zusammen. Die Aussagen setzten ihm sichtlich zu. Auch bei späteren Bildaufnahmen des Opfers oder der Örtlichkeiten versteckte er seinen Blick hinter seinen verschränkten Armen. Sichtlich schwer fiel es auch der Mutter und der Schwester des Opfers, die beide als Nebenklägerinnen auftreten, den Aussagen der weiteren Zeugen im Laufe des Prozesses zu folgen. Neben zwei Polizeibeamten sagte auch einer der beteiligten Rettungssanitäter aus.

Die Mutter der Getöteten brach im Laufe des Prozesses mehrmals in Tränen aus. Ihrem Blick wich der Angeklagte dabei aus.

Verteidiger zweifelt Verhandlungsfähigkeit an

So hatte Verteidiger Wolfgang Burkhardt schon zu Beginn des Prozesses die Verhandlungsfähigkeit seines Mandanten angezweifelt, da sich dieser geistig nicht in der Lage sehe, der Verhandlung zu folgen. Nach einem angeordneten Gespräch von Richter Münzer zwischen dem Angeklagten und dem Sachverständigen konnte dieser eine Verhandlungsunfähigkeit allerdings nicht bestätigen. Jedoch übernahm er für den Angeklagten die Angaben zur Person und des Tathergangs, da sich der 36-Jährige dazu nicht im Stande sah. So schilderte der Sachverständige, dass der Angeklagte in Gesprächen bereits die Tat gestanden habe, sich aber nicht an Details erinnern könne. 

Die Fortsetzung der Verhandlung ist am 21. Oktober.