Nachsitzen in Sachen Entwässerung: Das Wellendinger Gewerbegebiet Bahnhof steht unverhofft im Blickfeld. Foto: Pfannes Foto: Schwarzwälder Bote

2019er-Haushalt: Erweiterung des Kanals im Gewerbegebiet Bahnhof und Anbau an das Kinderzentrum prägen investiven Bereich

Ein klitzekleines bisschen Wehmut schwingt mit, als sich der Wellendinger Gemeinderat an die Haushaltsplanberatungen des 2019er-Zahlenwerks macht. Das letzte Mal in kameraler Form, das letzte Mal für etliche Gemeinderäte, die im Mai nicht mehr kandidieren wollen.

Wellendingen. Kämmerer Phillippe Liebermann weist die Ratsrunde zwar nicht auf alle Zahlen in dem 238 Seiten starken Entwurf hin, aber auf einige. Hier eine Auswahl jener Auswahl:

Das Volumen beträgt 13,362 Millionen Euro; davon entfallen auf den Verwaltungshaushalte 11,697 Millionen Euro und auf den Vermögenshaushalt, der für neue Investitionen zuständig ist, 1,664 Millionen Euro. Die Zuführungsrate in den Vermögenshaushalt – das Geld, das im Verwaltungshaushalt erwirtschaftet wird – ist mit 852 471 Euro notiert; für Wellendinger Verhältnisse bescheiden im Vergleich zum Rechnungsergebnis 2017 mit 3,058 Millionen Euro.

Vorsichtiger ist der Kämmerer beim Einschätzen der Gewerbesteuer geworden. 4,0 Millionen Euro hat er notiert. Vor einem Jahr waren es stolze 5,0 Millionen Euro, doch das derzeitige Ergebnis läuft auf 4,2 Millionen Euro hinaus.

900 000 Euro jeder Jahr

Ein weiterer Posten, wo größere Beträge im Spiel sind, ist das Kinderzentrum. Bürgermeister Thomas Albrecht legt Wert auf die Feststellung, dass jenes der Gemeinde etwa 900 000 Euro (Höhe des jährlichen Defizits) wert sei. Dies mit Blick auf Einnahmen von 741 000 Euro und Ausgaben von 1,653 Millionen Euro.

Für den Unterhalt von Straßen (Weiherhalde, Kapellenhalde) werden 60 000 Euro eingestellt, doppelt soviel wie noch im 2018er-Haushaltsplan. Das Plus im Abwasserhaushalt von etwa 73 000 Euro erklärt sich laut Kämmerer im Zusammenhang mit diversen Defiziten in den vergangenen zehn Jahren. Im Wasserhaushalt, mit Blick auf die steigende Zahl von Wasserrohrbrüchen und diverse Sanierungen, sei man auf einem guten Weg, so Liebermann.

Das leichte Plus aus dem Forsthaushalt (etwa 36 000 Euro) wertet Wolfgang Minder als erfreulich. Schließlich habe die Gesamtgemeinde relativ wenig Wald.

Ein dickes Plus ist die Wirtschaftskraft der Gemeinde. der Bürgermeister weist stolz darauf hin, dass Wellendingen im Landkreis bei der Kreisumlage-pro-Kopf Platz zwei hinter Schiltach belege.

Im Vermögenshaushalt verbergen sich neben der Sanierung der Frittlinger Straße im Zusammenspiel mit dem Land zwei größere Posten. Auf der einen Seite ein Ansatz für die Erweiterung des Kindergartens und der Kinderkrippe über 250 000 Euro. Die restlichen 750 000 Euro werden 2020 finanziert. Auf der anderen Seite die Entwässerung des Gewerbegebiets Bahnhof. 2019 werden 223 000 Euro für den ersten Teil der Arbeiten eingestellt. Der zweite soll zeitnah folgen. Hier geht es um 341 000 Euro.

Exkurs Richtung Kanal

Im Vorfeld der Haushaltsplanberatungen macht Rainer Christ (Bit Ingenieure, Villingen-Schwenningen) das Gremium mit der Sachlage vertraut. Im Zusammenhang mit dem Bauvorhaben und des Bauantrags der Firma Leibold und Amann habe sich nach Hinweis des Landratsamts herausgestellt, dass keine wasserrechtliche Erlaubnis für das Gewerbegebiet existiere.

Vor 1999

Eine Botschaft, die bei Alois Eisele für Erstaunen sorgt und ihn zur Frage, ob man "damals ohne Genehmigung gebaut" habe, drängt. Damals sei etwa vor 29, 30 Jahren gewesen, präzisiert Armin Klaiber, ein Gemeinderat mit einem guten Gedächtnis und Archiv. Für den demnächst 40-jährigen Bürgermeister dadurch erklärbar, dass damals, im alten Jahrtausend, das Wassergesetz sicher ein anderes gewesen sei. 1999, so Christ, seien die "Trennsysteme" gesetzlich manifestiert worden.

Laut Zeitplan des Ingenieurbüros sollen die Arbeiten demnächst ausgeschrieben werden. Ziel ist Baubeginn im April. Vorgesehen ist neben dem Ausbau des Kanals die Verdolung einer Mulde diesseits der Kreisstraße und ein Entlastungsbauwerk jenseits der Kreisstraße Richtung Regenklärbecken Weiherbach.

Mit Blick auf mögliche gewerbliche Weiterentwicklungen – schließlich existiere neben "Leibold und Amann" eine "Potentialfläche" Richtung Sportplatz von neun Hektar – müsse die Dachflächenentwässerung abgekoppelt und zusätzliches Retentionsvolumen geschaffen werden. Diese weiteren Bauabschnitte könnten nicht mehr über das Bestandsnetz "Bahnhof" abgeleitet werden. Bei diesem zweiten Teil hat Rainer Christ Kosten von 341 000 Euro berechnet.

Der Gemeinderat beschließt einstimmig das Projekt in die Hände von "Bit Ingenieure" zu legen – die vorläufige Honorarsumme beträgt etwa 40 000 Euro – und spätestens 2020 beide Abschnitte fertigzumachen.

Weitere Vorhaben

Als überschaubarer können folgende Investitionen bezeichnet werden: 25 000 Euro für die Schule (Tablets, Beamer, Software, Schränke, Fahnenmast) und 59 000 Euro für den Bauhof (Fahrzeuge und Lackierungen eines solchen, das durch den Winterdienst über Gebühr – Salz – beansprucht sei).

Kredittilgungen (275 000 Euro) stehen an. Und zwecks Finanzierung des Vermögenshaushalts müssen aus der Rücklage 412 000 Euro entnommen werden. Somit könnte möglicherweise Ende 2019 der Boden der "Gemeinde-Sparbüchse" sichtbar werden.

Eine Schulung 1994

Während Gemeinderat Thomas Albrecht einerseits darauf hinweist, das Schulgebäude nicht aus den Augen zu verlieren – er spricht besonders die nicht mehr ganz neuen Fenster an –, merkt er andererseits an, in Zukunft achtsam mit den Finanzen umzugehen. Armin Klaiber wie-derum kann sich an seinen Einstieg in die Gemeinderatsarbeit 1994 erinnern, als er damals auf einer Schulung mit dem Wort "Talfahrt" konfrontiert worden sei. In Wellendingen, so Klaiber, habe es keine Talfahrt gegeben. Man habe sinnvoll gewirtschaftet.

Der Haushaltsplan soll in der Dezember-Sitzung beschlossen und die Satzung verabschiedet werden.