Ein herrlicher Ausblick: hinter den Zweigen versteckt sich Wilflingen (großes Bild). Lembergturm, Schilderwald und Hängebrücke beim Erlebnistreff Burg Oberhohenberg (kleine Bilder von links) bieten Fixpunkte beim Gang auf drei der zehn Tausender der Alb. Fotos: Pfannes Foto: Schwarzwälder Bote

Freizeittipp: Lembergturm, Hängebrücke und "verwunschenes Fräulein" am Wegesrand

In Zeiten des "Social distancing" im Zusammenhang mit der weltweiten Corona-Krise mag es nicht verkehrt sein, sich allein auf die Suche nach einer Höhle und dem verwunschen Fräulein zu machen. Nebenbei stößt der Wanderer auf Schönheiten der Natur und der Moderne.

Wellendingen-Wilflingen/Gosheim/Deilingen/Schömberg-Schörzingen. Ausgangspunkt des Fußmarsches ist der Parkplatz des Lembergs. Kennzeichen der folgenden Kilometer ist ein ständiges Auf und Ab, welches leichter für junge Leute und für erfahrene mit stabilen Knien zu meistern ist. Nach dem ersten Anstieg über den Emil-Koch-Weg ist der Gipfel des höchsten Bergs der Schwäbischen Alb erreicht: 1015 Meter.

Ein spitzer Gipfel ist es mitnichten, dafür eine ausreichend große Fläche, auf der die Hütte des Albvereins Gosheim steht – und ein Turm, der dem Eiffelturm frappierend ähnelt. Wer all die Stufen empor klettert, ist auf etwa 1048 Meter Höhe und damit sogar dem Himmel näher als die Besucher des Aufzugstestturms bei Rottweil. Und wenn der Himmel klar Schiff gemacht hat, sind Blicke bis zu den Alpen ohne Fernglas möglich.

Doch nun weiter. Hinab – und den Lembergsattel "geritten". Am tiefsten Punkt fällt ein dreibanniger Grenzstein auf. Der Wanderer wird von einer Informationstafel aufgeklärt. Der unbehauene Findling trennt die Gemarkungen von Gosheim, Deilingen und Wilflingen. Erfreulich für Wilflingen: Auf ihrer Seite ist ein "KP" vermerkt: die Abkürzung für Königreich Preußen, zu dem es 1850 kam (und möglicherweise im Herzen immer noch dazugehört).

Nun wieder hinan. Bevor der Gipfel des Hochbergs (1008 Meter) bestiegen wird, informiert eine Tafel des Sagenwanderwegs von dem Fluch der bösen Mutter, dem verwunschenen Fräulein und der – bisher – vergeblichen Suche, sie zu befreien. Beim Anstieg sind diesseits und jenseits der Wege und im "Tann" jedoch keine Höhlen oder höhlenähnliche Eingänge auszumachen.

Oben angekommen, entschädigen beim Weg, dem Kamm entlang, herrliche Blicke Richtung Wilflingen, Wellendingen, Rottweil und in die Natur. Beim Blick in die Ferne werden Höhlen glatt vergessen; beim Blick in den Abgrund erst recht. Dafür kreischen Raubvögel und knarzen Bäume im kalten Ostwind.

Dann folgt doch noch ein Abenteuer. Was Rottweil (noch) nicht hat, Schörzingen hat es: eine Hängebrücke. Und zwar über einen – zugegebenermaßen beherrschbaren – Abgrund. Aber dennoch ein feiner Vorgeschmack auf künftigen Bauwerke. Kurz vor der Hälfte fängt doch das Stahlgestell an zu wippen und leicht zu schaukeln – allein angetrieben durch der Füße normalen Gang.

Dann das nächste Aha: das Symbol eines Achteckturms aus Stahl. Die Burg Oberhohenberg ist erreicht. Beziehungsweise das, was noch erhalten ist. Nämlich fast nichts. Also eigentlich nicht mal mehr eine Ruine.

Aber dank eines rührigen Arbeitskreises und eines "Leader"-Projekts seit etwa sieben Jahren ein Erlebnistreff. Die Sicht auf Schörzingen, Dotternhausen, das Zementwerk und noch viel weiter in die Lande sind der Lohn für einen Aufstieg auf den Hausberg der Schörzinger (1010 Meter). Wer will, vertieft sich in die zahlreichen Schautafeln und verlässt gedanklich die Gegenwart und begrüßt das Mittelalter. Das einsame Fräulein ist weit weg.

So langsam empfiehlt es sich, den Rückweg anzutreten. Verlaufen ist am Tage schwer. Zu den vielen Bäumen gesellt sich an mancher Stelle ein netter Schilderwald und weist den Weg. Für unsichere Kantonisten werden die gleiche Ziele an einem "Baumstamm" mehrmals angezeigt.