Coronavirus: Sondersitzung am Freitagabend / Happige Zeiten brechen ab Dienstag für Eltern in Wellendingen an

Wellendingen. Zwar ist die Gemeinde Wellendingen in vielen Fällen nicht vergleichbar mit anderen Gemeinden, aber bei der aktuellen Coronavirus-Krise gibt es kein Entrinnen. Da sind alle gleich.

Deshalb gelten für Wellendingen und Wilflingen die selben Anordnungen und Beschlüsse des Landes wie für den Rest Baden-Württembergs. Um die Entscheidungsträger der Gemeinde nach der 14-Uhr-Mitteilung von Ministerpräsident Winfried Kretschmann zu informieren, hat Bürgermeister Thomas Albrecht kurzfristig den Gemeinderat am Freitagabend zu einer Sondersitzung eingeladen. Bis auf vier Ratsmitglieder konnten alle kommen.

Die happigste und in gewisser Weise eine erfreuliche Botschaft vorneweg. Happig (laut Bürgermeister: "Knüppelhart"): Ab Dienstag, 17. März, bleiben Schule, Kindergarten und Kinderkrippe bis einschließlich Sonntag, 19. April, geschlossen. Diesen Beschluss des Landes habe er, Albrecht, am Freitagnachmittag gleich allen Eltern weitergeleitet.

Keine Gebühren im April

In gewisser Weise erfreulich: Der Gemeinderat heißt den Vorschlag der Verwaltung gut, den Elternbeitrag für den Monat April für den Kindergarten auszusetzen. Damit verzichtet die Gemeinde auf Einnahmen von etwa 18 000 Euro. Dies sei ein Signal an die Eltern in diesen außergewöhnlichen Zeiten, so Albrecht, das Personal müsse die Gemeinde ja weiterhin bezahlen.

Zwar soll es eine Notfallbetreuung geben, doch die Anweisungen des Landes lassen keinen Spielraum zu. Die Gemeinde sei an ihnen gebunden. Betreut werden dürften nur Kinder, deren beide Elternteile in sogenannten kritischen Berufen arbeiten.

Dazu zählen laut Kultusministerin Susanne Eisenmann Gesundheitsversorgung wie medizinisches und pflegerisches Personal, die Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung, also Feuerwehr, Rettungsdienst, Katastrophenschutz, die Sicherstellung der öffentlichen Infrastruktur (Telekommunikation, Energie, Wasser, ÖPNV, Entsorgung) sowie die Lebensmittelbranche.

Schockiert zeigt sich Anne-Kathrin Wagner. Sie ahnt Panik bei Müttern. Sie weiß, dass die Leute in dem Alten- und Pflegeheim, in dem sie arbeitet, versorgt werden müssten. Es gebe einen Schichtplan. Und sie merkt an, das System sei unbedingt aufrechtzuerhalten.

Für Bürgermeister Albrecht stellen sich in diesem Zusammenhang aber noch andere Fragen. Wie reagieren Arbeitgeber? Hier komme es auf deren Kulanz in Sachen Lohnfortzahlung bei längerer Absenz an.

Maßnahmen im Pflegeheim

Das Pflegeheim in Wellendingen hat am Nachmittag vor der Gemeinderatssondersitzung ebenso auf den "Coronavirus" reagiert. Leiter Stefan Schöbel hat Maßnahmen mitgeteilt, die er ergriffen habe und ergreifen werde. Neben anderen diese: die Besuchszeiten seien bereits eingeschränkt worden; Händen müssten desinfiziert werden; der offene Mittagstisch sei geschlossen worden; Veranstaltungen werden abgesagt. Weiterführende Maßnahmen könnten tagesaktuell angepasst werden, so Schöbel.

"Kein Verdachtsfall"

Er betont aber auch, dass es derzeit im "Pflegeheim am Schloss" weder einen Verdachtsfall noch eine nachgewiesene Infektion mit dem neuartigen Coronavirus gebe. "Sollte es zu einem Ausbruch der Krankheit kommen, so gelten die Pläne, die auch bei einem Ausbruch von Noroviren oder der Influenza gelten", teilt Schöbel weiter mit.

Und dann bringt der Bürgermeister noch die Allgemeinverfügung zum Verbot von Veranstaltungen ab 100 Teilnehmern und zur Teilnehmerregistrierung und Meldepflicht von Veranstaltungen unter 100 Teilnehmern zur Sprache. Auch jene gelte in Wellendingen erst einmal bis zum 19. April. Dies betrifft zum Beispiel der Kinderflohmarkt, der am Sonntag, 15. März, in der Neuwieshalle hätte stattfinden sollen, aber bereits abgesagt wurde.

Dieses Mal kein Optimist

All das sorgt für eine gedämpfte Stimmung im Ratssaal. Selbst Armin Klaiber, ein zupackender Gemeinderat und in der Regel ein Optimist, schlägt Töne in Moll an. "Ich gehe davon aus, es wird noch brutaler. Die machen sogar noch die Wirtschaften dicht." Da niemand an diesem Abend weiß, was die Zukunft bringt, kann es sich Frank Friesch durchaus vorstellen, sich in vier Wochen wieder zu treffen. Es wird auf eine sinnvolle Nutzung des Zeitgewinns gesetzt, von dem Experten und Politiker sprechen und sich erhoffen, um die Ausbreitung des Virus zu verzögern.