Auf dem Altberg weidet Vieh. Irgendwann sollen hier neun Häuser gebaut werden. Foto: kw Foto: Schwarzwälder Bote

Aufreger: "Bürger für ein lebenswertes Wellendingen" setzen sich mit Baugebiet auf Altberg auseinander

Wellendingen. Dass der Bebauungsplan "Auf dem Altberg – 2. Erweiterung" kein Selbstläufer wird, zeigte sich bald.

Wurde erst im Untergrund gebruddelt, fassten schließlich nach der erstmaligen Behandlung in einer öffentlichen Gemeinderatssitzung im April die "Bürger für ein lebenswertes Wellendingen ›Fair – ökologisch – sozial – transparent‹" ihre Bedenken in einem Positionspapier zusammen, datiert mit dem 23. Mai. 14 Punkte werden genannt – und innerhalb von einer knappen Woche wurden 81 Unterschriften gesammelt.

Als Ende Oktober der Offenlagebeschluss des Bebauungsplans im Gemeinderat anstand, hegten die Initiatoren um Waldemar Rapp, Vorsitzender der örtlichen Albvereinsgruppe, gewisse Hoffnungen, dass ihr Anliegen angemessen behandelt wird. Doch sie wurden enttäuscht. Deshalb ist es ihnen ein Bedürfnis, nun selber den Schritt an die Öffentlichkeit zu tun.

Im Gespräch kristallisieren sich vier Hauptkritikpunkte heraus: sie stellen kein öffentliches Interesse fest, sondern eines der GbR (Gesellschaft bürgerlichen Rechts), die oben am Altberg, am Ende der Mörikestraße bereits Flächen erworben hat und weitere erwerben will; sie finden, dass Demokratieverständnis gelebt und nicht nur zitiert werden sollte; sie nennen zunehmenden Verkehr und Gefährdung für Fußgänger; sowie den Landschafts- und Naturschutz.

Wie mehrfach berichtet, soll auf einer Fläche von etwa einem Hektar ein Baugebiet nach Paragraph 13 b Baugesetzbuch ausgewiesen werden; die Baufensterfläche für die neun Bauplätze dürfte laut Waldemar Rapp etwa 4600 Quadratmeter betragen. In dem fraglichen Areal sind bei der Offenlage des Plans drei größeres Bauplätze im Süden eingezeichnet und sechs kleinere im Norden, getrennt durch eine Planstraße. "13 b" bedeutet: ein vereinfachtes Verfahren und ein Gebiet außerhalb eines Flächennutzungsplans, das jedoch an ein bestehendes Baugebiet anschließen muss.

Der Landschafts- und Naturschutz, im engeren und im weiteren Sinne, nimmt einen gewissen Raum ein. Waldemar Rapp spricht von Magerrasen, eines der "wertvollsten Böden" überhaupt. Auf dem Altberg – und somit auch in dem potentiellen Baugebiet – werde nachhaltiger Weidebetrieb praktiziert.

Die Naturschutzbehörde am Landratsamt hat bei einer Begehung am 21. Mai etliche – Achtung: Behördendeutsch – "Magerkeitszeiger" festgestellt. Zum besseren Verständnis: Notiert wurden Pflanzen wie Wiesenkümmel, Arznei-Schlüsselblume, Kleiner Wiesenknopf, Wiesenbocksbart und Flaumhafer. Die Behörde regt angesichts des "artenreichen Grünlands" gegebenenfalls an, auf freiwilliger Basis dem "unzweifelhaft zu erwartenden Eingriff" zu begegnen.

Die Verwaltung im Rathaus und das Rottweiler Ingenieur- und Planungsbüro merken in ihrer Stellungnahme an, dass ein so klassifiziertes Grünland nach dem Baugesetzbuch nicht ausgleichspflichtig sei. Und sie verweisen auf eine Vielzahl ökologischer Ausgleichsmaßnahmen, die Wellendingen in den vergangenen Jahren durchgeführt habe.

Nicht erlebt haben die "Bürger für ein lebenswertes Wellendingen" die immer wieder beschworene Transparenz. Und zwar bevor das Verfahren öffentlich geworden ist. "Zur Transparenz gehört die Vorgeschichte", sagen die Initiatoren. Sie stoßen sich an der Vorgehensweise der GbR, an den Grundstückskäufen und an deren "Reservierung" der besagten drei größeren Bauplätze.

Bürgermeister Thomas Albrecht zieht Vergleiche zu anderen Baugebieten und speziell zu "Unter Elben", dem aktuellen, das jedoch bereits jetzt nahezu ausgebucht ist. Die Gemeinde kauft Grundstücke von Privatpersonen, und es gibt Grundstückseigentümer, die sich ein Rückkaufsrecht in ihren Kaufvertrag eintragen lassen. In "Unter Elben" sei dies in drei Fällen so gewesen.

Zum "öffentlichen Interesse" sagt Thomas Albrecht, dass es sehr wohl gegeben sei, "da neues Bauland geschaffen" werde.

Thema Demokratieverständnis: Für Heidi Nolte gehört dazu, auch die Meinung anderer Leute anzuhören und dann damit sachlich umzugehen. Und eben nicht polemisch, so wie sie es in jüngster Gemeinderatssitzung erlebt habe. Also nicht nur den Punkt "zunehmender Verkehr" polemisch herauszugreifen, sondern sich auch mit den anderen Bedenken sachlich auseinanderzusetzen.

Nun geht das Bebauungsplanverfahren in eine zweite Runde. Erneut besteht Gelegenheit, Anregungen vorzubringen. Die Erschließung soll erst erfolgen, wenn alle mitmachen, so Albrecht. Freiwillig. Eine Zwangsumlegung solle es nicht geben.