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Gemeinde und Eltern wollen etwas gegen den Lehrermangel an der Leintalschule tun

Schulfrei mitten in der Woche – was bei den Frittlinger Kindern mutmaßlich für Freude sorgt, löst bei den Eltern Panik aus. An der Leintalschule in Frittlingen schlägt der Lehrermangel zu. Die Gemeinde will dabei nicht tatenlos zusehen.

Frittlingen. "Lasst uns nicht im Regen stehen", lautet der eindringliche Appell an Lehrer und jene, die es werden wollen, am Ortseingang Frittlingens. "Wir versuchen einfach nur, der Sache Herr zu werden", erklärt Bürgermeister Dominic Butz und meint damit die Situation der kleinen Grundschule angesichts des Lehrermangels. In den vergangenen Jahren sei die Situation noch entspannt gewesen. Der Unterricht habe größtenteils wie geplant stattfinden können, auch wenn eine zusätzliche Förderung wie Nachhilfestunden schon da nicht drin gewesen sei, sagt Butz.

Nun ist die Lage ernst. Schon wenige Wochen nach Schulbeginn kam man durch einen Krankheitsfall dermaßen in die Bredouille, dass ein ganzer Schultag schlichtweg ausfallen musste. "Wir haben fünf Lehrer für 110 Schüler. Wenn einer fehlt, liegt die Unterrichtsabdeckung nur noch bei etwa 77 Prozent", erklärt der Bürgermeister die Problematik.

Der Mangel von Lehrkräften an Grundschulen, der im Kreis Tuttlingen übrigens am größten sei, weiß Butz, macht sich nicht nur in Unterrichtsausfall bemerkbar. So mussten die beiden vierten Klassen bereits zusammengelegt werden, und manche Randfächer müssen aus dem Lehrplan gekickt werden. "Beim Musik- und Sportunterricht gibt es beispielsweise Einschnitte. Schwimmen wird zurzeit nicht unterrichtet, Bildende Kunst nur ein- statt zweistündig. Dabei sind das natürlich Fächer, die unbedingt zur Schulbildung dazugehören", meint Dominic Butz.

Nun haben viele Eltern, vor allem die der Viertklässler, Angst, dass ihre Schützlinge durch die vielen Unterrichtsausfälle Nachteile an den weiterführenden Schulen haben könnten. Eine Studie des Kultusministeriums Baden-Württemberg zeigt, dass an Grundschulen von insgesamt rund 488 000 Stunden etwa 5800 ausgefallen sind.

Vom Aussterben bedroht

Auch Bürgermeister Dominic Butz ist besorgt, dass ein derartiger Lehrermangel, wie er derzeit in Frittlingen herrscht, eines Tages zum Aussterben der kleinen Schulen führen könnte. Eine Zusammenlegung der Schulen von zwei oder gar drei Orten sei nicht gut. "Eine Schule im Ort ist ein wichtiger Standortfaktor, gerade für junge Familien", weiß er. Das Engagement der Gemeinde geht so weit, dass sie nicht nur in Zusammenarbeit mit einer Elterninitiative Plakate und Flyer erstellt hat, um Lehrer anzuwerben, sondern Butz selbst sogar Leute abtelefoniert, die als Lehrer in Frage kämen.

Gängige Praxis ist es inzwischen, ehemalige Lehrer aus ihrer Pension zurückzuholen, um die Löcher im Stundenplan zu stopfen. Doch die Bemühungen waren bislang nicht von Erfolg gekrönt. "Viele ehemalige Lehrer wollen ihre verdiente Pension genießen, und andere sind bereits gebunden", sagt Butz.

Personen ohne die nötige Qualifikation zu verpflichten, gehe auch nicht so einfach. "Das Verfahren muss über das Schulamt laufen", sagt Butz. Leider sei dort nicht die Flexibilität gegeben, um das Defizit zu entschärfen. Die Vorschriften müssten aufgeweicht werden, findet der Bürgermeister. Auch mit dem Programm für Gymnasiallehrer, mit einer Zusatzausbildung und drei Jahren Verpflichtung für eine Stelle an der Grundschule, um dafür später eine garantierte Stelle an einem Gymnasium zu bekommen, lasse sich nicht wirklich jemand hinter dem Ofen vorlocken, schätzt Dominic Butz.

Mit den Plakaten und Flyern will er Werbung für Frittlingen machen und für den ländlichen Raum begeistern. "Wer nicht auf dem Land leben möchte, der kann auch in Rottweil wohnen. Die Wege sind nicht so weit, dass es nicht möglich wäre", sagt er. Die Mühe um Aufmerksamkeit hat gefruchtet. Er habe schon einige Rückmeldungen von Interessenten bekommen, sagt Butz.

Das einzige Problem sei nun noch das "kranke System" Schulverwaltung. Die stelle den Lehrerbedarfsplan auf und entscheide, wieviele Lehrer Frittlingen bekomme. Und sie seien es auch, die dann die Bewerber auf die Schulen, die Kräfte am nötigsten haben, verteilen.

Wenn die Schule oder die Gemeinde neue Kräfte einstellen könnte, hätte sie es längst getan. So aber müssen die Frittlinger auf die Gunst des Schulamts und das Durchhaltevermögen der Frittlinger Lehrkräfte hoffen.