Die Fasnet 2021 wird kommen, aber dicht gefüllte Hallen mit feiernden Narren wie in diesem Jahr bei den Brauchtumsabenden anlässlich des 90-jährigen Bestehens der Narrenzunft Wilflingen wird es wohl aus heutiger Sicht in dieser Form nicht geben. (Archivfoto) Foto: Riedlinger

Gedanken in den Narrenzünften Wellendingen und Wilflingen über die Fasnet unter Corona-Bedingungen.

Wellendingen/Wilflingen - Mitten im Sommer denken die einen nur an Urlaub und Sonne, andere jedoch bereits jetzt an eine kommende Fasnet. Kommen wird sie sicherlich, aber kann sie unter den augenscheinlichen Gegebenheiten (Corona-Pandemie) auch gefeiert werden? Eine Momentaufnahme.

Eines ist klar: in vielen Bereichen liegt das Vereinsleben weitgehend immer noch brach; es kehrt erst ganz langsam – für viele viel zu langsam – eine Stück Normalität zurück. Sommerhockete und Dorffest, Open-Air-Festival oder Ferienzauber gibt es bis auf wenige Ausnahmen praktisch nicht. Noch ist die Zeit der Narren nicht gekommen, aber dunkle Wolken werfen ihre Schatten voraus.

Ursprünglich geplante Narrentreffen im kommenden Jahr wie jenes in Aulendorf, das Ringtreffen Schwarzwald-Baar-Heuberg in Heinstetten oder das Heubergtreffen in Böttingen sind schon jetzt abgesagt.

Große Menschenansammlungen im Freien geht nicht ohne Risiko, Betrieb in eng gestuhlter Halle oder überfülltem Barbereich – wer will da die Verantwortung übernehmen? Wir haben nach dem Stand der Dinge bei den Narrenzünften Wellendingen und Wilflingen nachgefragt.

Eine Saalfasnet in einer Halle wird gelinde gesagt schwierig bis unmöglich. Auf der einen Seite sollen die Besucher Abstand halten, auf der anderen Seite wird die Veranstaltung für die jeweilige Zunft mit dem immensen Aufwand unrentabel, wenn sich nur ein Drittel der normalerweise möglichen Besucherzahl in einer Halle tummeln kann. Wobei der Begriff "Maske" – ironisch gemeint – in der Fasnet gang und gäbe ist. Auf schwäbisch heißt sie oft "Larve".

Im Freien bei Umzügen und Narrensprüngen sieht das mit dem Abstandhalten gleich ganz anders aus. "Das ist jetzt eine Chance für die Narrenzünfte, sich etwas Neues auszudenken, da ist der Erfindungsgeist der Teilnehmer gefragt", sagt Hartmut Ratz aus Wellendingen.

Nach Umzug in Ortsmitte

Bis 2016 war er viele Jahre lang Narrenrat in der Zunft, die 2024 ihr 100-jähriges Bestehen feiern will. Er war zusammen mit Guido Hermann Ideengeber und Initiator für den erstmalig 2019 in Wellendingen organisierten Strohbärentag zusammen mit anderen Gastzünften.

In Zeiten von Corona müsse man eventuell neue Wege gehen, denn selbst eine Bürgermeisterabsetzung am Schmotzigen mit anschließender Festivität im engen Torkelkeller und Besuch der Senioren im gegenüberliegenden Pflegeheim – nicht dran zu denken aus heutiger Sicht. Man könnte höchstens seiner Meinung nach die Senioren in allen verfügbaren Rollstühlen im ersten Stock auf den Balkon herausschieben und von dort zuschauen lassen. Ein Besuch im Pflegeheim verbietet sich aber.

Für die Narren gäbe es die Möglichkeit, nach dem Ende des Umzugs im Bereich von Schlossplatz bis Bürgerhaus zu "maschkeren". Hartmut Ratz kennt natürlich viele Narren persönlich und war bei der diesjährigen Fasnet überrascht, wieviele toll gemalte Narrenbücher gefertigt wurden, aus denen es sich trefflich aufsagen ließ.

Für die Zunft steht jedoch in der Planung vor allem anderen die Herbstarbeitstagung der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte (VSAN) im Oktober an. Bis dahin müsse man alles offenhalten und dann schauen, wie der aktuelle Stand sei. Ein Trost: Das Stroh für den Strohbären wird wie geplant geerntet – wenn es sein muss, kommt es halt erst im Folgejahr zum Einsatz.

Ein wenig anders sieht die Situation Zunftmeister Manuel Schneckenburger von der Narrenzunft Wilflingen. Traditionell ist die Fasnet in Wilflingen nach den Narrensprüngen stark in die Bürgerhäuser verlagert und damit verteilt.

"Man muss abwarten, wie jeder Teilnehmer die Fasnet und das Geschehen für sich annimmt und wie es sich den Tag über entzerrt. Die Verträge mit der Band für den Zunftabend sind geschlossen und behalten zunächst ihre Gültigkeit. Auch das geplante kleine Treffen mit sechs Zünften in Endingen ist bis jetzt nicht abgesagt und hat noch Bestand", so Schneckenburger. "Aber eines ist auch klar: Das Wohl der Allgemeinheit steht über allem."

Warten auf Wehrle

Wenn sich bis zur Fasnet – hoffentlich – eine Besserung der Infizierten-Zahlen ergebe, werde man sehen. Spannend wird die Zeitspanne direkt nach der Urlaubszeit sein. Mit Anstieg oder Fall von Infizierungen steht oder fällt alles.

Auch in Wilflingen muss abgewartet werden, wie sich die VSAN mit ihrem Präsidenten Roland Wehrle im Herbst bei der Tagung äußert und welche Richtung sie vorgibt. Auf ihre Fasnet verzichten wollen die Narren auf keinen Fall. Aber in welcher Art und Weise sie stattfinden kann, wird nur die Zukunft zeigen können.