Premiere prima gelungen: Tobias Götz setzt im Beisein einer großen Narrenschar im Wilflinger Kindergarten mit seinem Nachfolger Alexander Selig als Narrenbuchschreiber ein letztes Mal Bürgermeister Thomas Albrecht ab. Foto: Riedlinger Foto: Schwarzwälder Bote

Absetzung: Tobias Götz und Alexander Selig listen auf, was eigentlich alles anders laufen sollte

Wellendingen-Wilflingen (rd). Bereits am Vormittag des Schmotzigen trafen sich in Wilflingen mehr als 80 Narren zu einer ersten Runde durch den Ort und setzten an bewährter Stelle im Kindergarten Bürgermeister Thomas Albrecht ab.

Ein letztes Mal hatte Narrenrat Tobias Götz das Vergnügen und teilte sich diesmal die Proklamation mit Alexander Selig, der künftig als Narrenbuchschreiber zuständig ist. Während der Schultes in seinem Rathaus von einem neuen Schlossplatz träume, müssten die Wilflinger in den schlimmsten Straßen wohnen, war da zu hören.

"D’ Lehrstroß sott mer dringend mol saniera, weil sonschd dürfed deine Leut’ ell Johr drei Rohrbrüch’ repariera. En Bürgerworkshop willst auch dodefir plana, aber wenn do nur Wellendinger mitmache, kann ich ’s Ergebnis scho erahna!"

Alexander Selig ergänzte, dass man für die Planung für das Wilflinger Feuerwehrhaus 10 000 Euro auf der Seite haben sollte, man müsse eben im Haushaltsplan etwas anderes streichen. Doch dann sei man im Gemeinderat auf die Idee gekommen, die Neufraer Straße in Wellendingen zu sanieren, hier stünden gleich "a paar Hunderttausend (Euro)" im Raum. "Für des dät der Herr Kämmerer uf d’ Bank dann renna und dort an deira Kredit verdlenna."

Kinderzentrum und Arztpraxis fordern ebenfalls Geld, wobei doch in Wilflingen ein Allgemeinmediziner praktiziere. Kurzum: "Jetzt muaß der Schultes den Rathausschlüssel raus rucka, damit mit kinned amol nachem Rechta gucka. Gscheider wär’s, mit däted den Schlüssel ’s ganz Johr b’halta, dann könntet mir wir früher unser eignes Geld verwalte."

Dies ließ sich Bürgermeister Thomas Albrecht nicht zweimal sagen und spielte auf die verschiedenen Narrenbuchschreiber an. "Alexander heißt der neue Prophet und erzählt uns, was im Narrenbuch steht. Als Fazit kann man also sagen, ja, Alex, ich werde es mal wagen, Scheffel und Schwarze (ehemalige Narrenbuchschreiber) nichts hält für ewig, Gott hab Euch für immer selig" (eine Anspielung auf den Nachnamen von Alexander Selig).

Hier schaltete sich Kämmerer Phillippe Liebermann ein: "Oh Chef, jetzt hör’ auch wieder auf, ja, wie bist denn du heut’ drauf. Klingst ja wie bei der Beerdigung, du kommst ja wie ein Pfarrer rum. Wir wollen auf Lob umschalten: Wenn ich so nachdenk’ über unseren Chef, dann denk’ ich an den Gemeinderat und dessen Gekleff. Hin und wieder tut er mir leid, das ist die Wahrheit, ihr Narrenleut. Ständig sitzt er zwischen den Stühlen, und das lassen ihn die Räte auch fühlen. Diesmal hab ich es selbst geschrieben und bin schön bei der Wahrheit geblieben."

Nachdem die Fronten hiermit geklärt waren, konnten sich Narren und Mitarbeiter des Rathauses über die von der Verwaltung bereitgestellten Butterbrezeln und Getränke hermachen und verweilten noch eine Weile bei den staunenden Kindern des Kindergartens.