Ein Standort für zwei Mehrfamilienhäuser? Oder soll die ehemalige Festwiese (mit Blick auf die Tennisplätze) einer anderen Bestimmung zugeführt werden? Der Gemeinderat will sich bei der Klausurtagung im November grundsätzlicher, als aktuell geschehen, unterhalten. Der Bauherr muss sich also noch gedulden. Fotos: Pfannes Foto: Schwarzwälder Bote

Kommunales: Mast für Mobilfunk, zwei Mehrfamilienhäuser, weitere Hundetoiletten: Gemeinderat gefragt

Eine erfreuliche Feststellung. Mag die Sitzungspause noch so lange dauern, beim Wiedersehen diskutiert der Wellendinger Gemeinderat wie einst. Die "Aufreger" im Juni lauten: Bauvorhaben auf der ehemaligen Festwiese, Mobilfunkmast im Gewann Senfäcker und – tja – fehlende Hundetoiletten.

Wellendingen. Erfreulich für die Kommunalpolitik sind engagierte Gemeinderäte mit eigenen Gedanken, die sie auch kundtun. In Wellendingen (beziehungsweise das erste Mal während "Corona" in der Lemberghalle Wilflingen) wird selten mit einer eigenen Meinung hinter dem Berg gehalten.   Aufreger Mobilfunkmast Was auf dem ersten Blick harmlos klingt, birgt doch einige Brisanz. Erstellung einer temporären Basisstation für das Mobilfunknetz der Vodafone GmbH; Verlängerung der Standzeit eines Mastes mit Container und Abspannung auf einem Tandem-Fahrgestell als Überbrückungsstandort für eine Versorgungslücke bis zum 31. Dezember 2022, lautet ein Bauantrag. Und zwar im Gewann Senfäcker, welches sich auf dem "Horn" befindet, auf einem Hügel, in Sichtweite von Wellendingen, Wilflingen und Frittlingen. Brisanz 1: Das Ding steht bereits. Direkt neben einem Strommasten, auf dem eine Antenne (eines "Mitbewerbers") arretiert ist (wie Bürgermeister Thomas Albrecht während der Diskussion anmerkt). Nicht ganz so fix scheint die Spitze der Verwaltung mit dem Gemeinderat in Verbindung getreten zu sein, wie es diverse Andeutungen etlicher Ratsmitglieder nahelegen und sich – keineswegs das erste Mal – gewünscht hätten.

Aber auch die Informationspolitik des Mobilfunkunternehmens (scheinbar im Zeitalter einer orientierungslosen Brieftaube) wird in der Festhalle als ausbaufähig eingestuft. (Anmerkung: Dies ist mit Blick auf so manche Wortmeldung eine freundliche Formulierung. Obwohl: Der Ausdruck "Scherenschleifer" hat seinen Reiz und würde bei Nichtnennung möglicherweise in Vergessenheit geraten.) Brisanz 2: Das Thema Mobilfunkmast und Gesundheit. Wo sollen die Masten stehen? In welchem Abstand zur Wohnbebauung? Jeder möchte guten Empfang haben, aber keinen Masten in Sichtweite: So fasst Yvonne Skarlatoudis den Zwiespalt zusammen, den nicht nur sie, sondern ebenfalls etliche Bürger, mit denen sie in Kontakt getreten ist, empfindet. Brisanz 3: Die digitale Welt in Zeiten von "Homeoffice" (Arbeiten daheim) und "Homeschooling" (Schule daheim) sowie ihre grundlegende Bedeutung für die Unternehmen und Betriebe in der Gemeinde. Ein weites Feld. Das durchaus noch kräftig beackert werden müsste, wie sich Gemeinderäte erhoffen. Auch mit Blick auf eigene Erfahrungen und jene in Familien mit Schulkindern während den vergangenen drei Monaten. Baldrian: Hat Andreas Muschal dabei. Jedenfalls verbal. Er versucht, Schärfe aus den Wortbeiträgen zu nehmen, die von manchen Ratsmitgliedern als Schwarz-Weiß-Denken empfunden werden. Der Wilflinger Ortsvorsteher gibt zu bedenken, dass Mobilfunk "heute dazugehört. Wie vor 100 Jahren der Strom". Die Mobilfunkanbieter wie Telekom und Vodafone seien verpflichtet, Masten zu bauen. Thomas Albrecht erwähnt das bundesweite Ziel einer 95-prozentigen Abdeckung. Muschal weiter: "Wir müssen dem Bauantrag zustimmen im Interesse der Bürger." Lösung: Gabriele Leins ("Wo macht dieses Ding am meisten Sinn? Das ist die Frage.") und Matthias Zimmerer ("Müssen wir für drei Jahre zustimmen?") weisen den Weg. Dies führt zur Abstimmung, die Genehmigung bis zum 31. Dezember 2021 zu erteilen (bei zwei Gegenstimmen von Yvonne Skarlatoudis und Armin Klaiber), damit die angedachte Suche nach einem dauerhaften Standort, der allen dienen soll, forciert wird. Ideen: An diesem Abend wird zum Beispiel das Sportgelände des SC Wellendingen angesprochen, auch der Wasserhochbehälter auf dem Altberg, und es wird vermutet, dass eben jener Standort in "Senfäcker" ein guter sei (sonst stünde besagter temporärer Mast – und jenes Arrangement der Telekom auf dem Strommasten – ja nicht dort).   Aufreger Festwiese Konkret das Vorhaben von "Ettwein Architekten" (Rottweil), zwei Mehrfamilienhäuser auf der ehemaligen Festwiese in Wellendingen bauen zu wollen. Die ehemalige Festwiese befindet sich zwischen Neufraer Straße und Winkel, in Sichtweite zu den Tennisplätzen und zum Lärmschutzwall, hinter dem das Baugebiet Unter Elben beginnt. Bauvorhaben: Drei Herren Ettwein stellen ihre Idee vor. Es dreht sich um zwei Gebäude, barrierefrei, je 14 Wohnungen, um Erdgeschoss, zwei Obergeschosse und ein Dachgeschoß für Wohnungen mit Dachterrasse, um eine Tiefgarage mit 29 Stellplätzen und weitere 16 sichtbare, zum Beispiel auf dem Gelände, das sich über dem Regenüberlaufbecken befindet, also direkt entlang der Straße, parallel zum Erdwall. Resonanz: Es gibt freundliche Stimmen, wie von Bürgermeister Albrecht, aber auch von Armin Klaiber (der dafür gesteigerten Wert darauf legt, dass der Brunnen auf dem Gelände nicht verschwinden darf). Und kritische. In der Abstimmung zählt der Schultes elf. Abgestimmt wird, dieses Vorhaben erst einmal nicht weiterzuverfolgen (und auch erst einmal keinen vorhabenbezogenen Bebauungsplan aufstellen; zwölf Gegenstimmen bilden hier die Mehrheit) und dafür in der Klausurtagung des Gemeinderats, die Anfang November stattfinden soll, intensiv und in aller Ruhe nicht nur, aber auch über die Zukunft der ehemaligen Festwiese zu sprechen. Einwände: Dass sich Gemeinderäte über die Zukunft dieser grünen Wiese mit Baum und Brunnen Gedanken gemacht haben, deutet sich bereits bei verschiedenen Wortbeiträgen an. Hier eine Auswahl, die keinen Wert auf Vollständigkeit legt: grüne Insel und Spielplatz (Ulrike Roth), mögliche Erweiterung für Kindergarten oder Ziel der Spaziergänger des Pflegeheims (Anne-Kathrin Wagner), ja sogar das Wort "Festhalle" (Hoppala) fällt (Wolfgang Götz).

Mögliche Konfliktfelder werden außerdem angedeutet: der Durchgangsverkehr zu "Unter Elben", die Nähe zu den Tennisplätzen und zu den Containern für Glas (Frank Friesch), also ein möglicher Lärmpegel an den Wochenenden, der bei Bewohnern nicht gerade ästimiert werden könnte.

Es sei denn, all dieses Konfliktpotential werde notariell geregelt, so Bürgermeister Albrecht. Der sich außerdem einen Abenteuerspielplatz auf der Retensionsfläche vorstellen könnte und zu bedenken gibt, dass die derzeitigen Kindergartenkinder in nicht allzu ferner Zeit in die Schule wechseln. Dennoch: "Ich kann nicht in die Zukunft schauen."   Aufreger Hunde Weil Richtung Längendorn Hundetoiletten fehlen, also Abfallbehälter, in denen die Hundebesitzer die Hinterlassenschaften ihrer Vierbeiner in Tüten deponieren sollen, bittet Matthias Zimmerer, eben welche dort aufzustellen. Für den Schultes kein Problem – doch nur im Zusammenhang mit der Erhöhung der Hundesteuer. Sonst würde ja die Allgemeinheit diese Hundetoiletten finanzieren – nicht die Hundebesitzer. Und somit ist dieses Thema ein Thema bei den kommenden Haushaltsplanberatungen. Frage der Disziplin: So weit, so gut. Eigentlich. Oder doch nicht? Hundebesitzer, Vierbeiner und die fehlende Disziplin von einigen Herrchen und Frauchen, sich vorschriftsmäßig um besagte Hinterlassenschaften zu kümmern beim Blick auf Wald, Wiese, Feld und Garten, stoßen das Kundtun von diversen Beobachtungen von Ratsmitgliedern an und so manche Wortbeiträge, die nicht alle unbedingt druckreif sind. Anmerkung: Um Irritationen vorzubeugen, scheint es fair zu sein, anzumerken, dass der langjährige Gemeinderat mit der anerkannt lautesten Stimme im Rund zwar auch etwas sagt, aber nichts, was nicht zitiert werden müsste. Kurz und sinngemäß wiedergegeben: Armin Klaiber stellt fest, dass er sich zu Beginn seiner Gemeinderatstätigkeit – und jene lag im vergangenen Jahrtausend – nicht habe vorstellen können, dass in der Ratsrunde je über ein solches Thema gesprochen werden würde.