Die Musikerinnen und Musiker des Musikvereines Wellendingen stellen ihr Können beim Flaschenblasen unter Beweis.Foto: Riedlinger Foto: Schwarzwälder Bote

Tradition: Virtuell und dennoch voller Ideen

Wellendingen (rd). Der Bunte Abend der Narrenzunft konnte in diesem Jahr leider nur virtuell stattfinden. Doch beim traditionell um 19.11 Uhr diesmal online im Netz beginnenden Spektakel sprühten die Akteure geradezu voller Ideen und schütteten ein ganzes Füllhorn an Programmbeiträgen, garniert mit bunten Tanzeinlagen aus den vergangenen Jahren, für die Betrachter aus.

Ganz wie in den Jahren zuvor führte Vize-Zunftmeister Gerd Angst als "kleiner Spitz" durch das Programm. Er könne aus seinen Lego-Steinen einen Kindergarten zusammenbauen, in dem nicht das Wasser herumlaufe, habe er Zunftmeister Robert Baier als Programmpunkt angeboten. Narrenrat Sascha Banholzer gab in seinem Beitrag den "Krabben-Karl" aus Hamburg, der mehrere Wellendinger bei einem Besuch der Reeperbahn beobachtet hatte. Unter anderem hätten sie Akkordeon gespielt und von "so komischen Bären aus Stroh" erzählt. Da helfe zum Schnaps nur der Trinkspruch: "Nicht lange schnacken – Kopf in den Nacken!"

Besonders gelungen war das Theaterstück der Narrenzunft, inszeniert als virtuelle Sitzung der Vereinsvorstände. So wurden auch in diesem Jahr die kleinen Fettnäpfchen der Gemeindebewohner auf die Schippe genommen.

Da wollte Bürgermeister Thomas Albrecht, dargestellt von Narrenrat Jochen Küfner, unbedingt ein Nach-Corona-Fest: Weil er schon seit 23 Wochen daheim sitze und vor lauter Verzweiflung und Langweile das Stricken angefangen habe. Der Vorsitzende des Sportclubs habe den Helfern einen Kasten Bier als Belohnung für ihre Arbeit in den Altpapiercontainer gestellt, erfuhr der Zuschauer. Pech nur, dass diese dies nicht bemerkten und rund zwei Tonnen Altpapier davor gestapelt hatten, bis er sie darauf aufmerksam machte.

Zudem wurde publik, dass ein Einwohner mit dem Radlader Altmetall in den entsprechenden Container am Bauhof ablud. Beim Abkippen der Ladung sei auch gleich die gesamte Schaufel des Radladers mit hineingekippt. Er hatte wohl einen Bolzen vergessen reinzustecken. Der Gesamtkommandant der Feuerwehr wurde gefragt, ob er nicht einen Einsatz zum Sportheim anordnen könne. Der Vorsitzende des SC hatte beim Reinigen der Bierleitungen die Hähne offen gelassen und dann beim Anstechen des neuen Fasses einen kleinen Wasserfall in den Keller verursacht. Doch der Gesamtkommandant musste diesen Einsatz leider ablehnen – es sei einfach die falsche Biersorte. Wenn es eine andere gewesen wäre...

Zudem müsse man sich bei der Gemeinde Gedanken um eine neue Reinigungsmaschine für die Straßen machen – beim Güllefahren hatte ein Traktorpilot vergessen, den Hahn zu schließen und die Reste hätten noch für die gesamte Neufraer Straße gereicht. Blöd nur, dass der Reinigungs-Einsatz der Feuerwehrfahrzeuge in keinem Einsatzprotokoll eingetragen war – es kommt eben alles raus. Und auch der wahre Grund für die Neuanschaffung eines Löschfahrzeuges kam ans Tageslicht: Beim historischen Löschfahrzeug Emma sei das Kennzeichen locker gewesen und man habe versucht, durch zwei neue Bohrungen von hinten durch das Kennzeichen wieder zu befestigen. Allerdings seien die Bohrungen mitten durch den TÜV-Stempel gegangen. Das geht nicht – also neues Löschfahrzeug.

Bienenkönig Ludwig Hugger wurde zitiert: Er habe mit Hilfe seiner eigenen DNA einen Bienenkönig gezüchtet: König Ludwig I. Ein toller eingespielter Bienen-Song sorgte für frischen Wind und neue Erkenntnisse. Der Musikverein begeisterte mit einem Film, in dem die Musiker den Narrenmarsch auf teilweise geleerten Flaschen bliesen – und das wirklich sehr gekonnt.

Natürlich waren auch Ute und Arissa mit ihrer aus den vergangenen Jahren bekannten Schirmbar wieder präsent und sangen leidenschaftlich nicht nur das umgetextete "Ehrenwerte Haus", sondern berichteten an anderer Stelle auch aus dem Haushalt des Vorsitzenden des Kirchengemeinderates – echte Insider-Informationen also.

Zudem wurden nicht nur der Hexentanz aus dem Bunten Abend, sondern auch die tollen Auftritte der Wilflinger Tanzgruppe Icecube aus dem vergangenen Jahr oder das "Best of" der Tanzgruppe des TSV Wellendingen von 2017 als optische und musikalische Programmpunkt eingespielt.

Darüber hinaus rundete das tolle "Knieballett" der „Abstaubergruppe IV“ das vielseitige Programm ab, das eindrücklich bewies: Die Fasnet in Wellendingen ist nicht tot – sie ist eigentlich wie immer, nur etwas anders. Die gesamte Show ist auf "Youtube" zu sehen.