Eines der letzten öffentlichen Telefone in Calw hängt in der Lederstraße. Foto: Klormann

Bis Anfang 2025 will die Telekom sämtliche öffentlichen Telefonstellen abbauen. In Calw soll es aktuell noch etwa zehn geben – auch wenn das niemand so genau zu wissen scheint. Immerhin ist bereits bekannt: Ein Standort bleibt für eine Funkanlage erhalten.

Calw - In der Lederstraße, am ZOB, auf dem Marktplatz – mindestens an diesen drei Standorten ist in Calw noch zu finden, was früher allgegenwärtig schien: Telefonzellen. Wenn auch ohne richtige Zellen. Und sonst? Gute Frage. Und funktionsfähig sind die Geräte ohnehin nur noch kurze Zeit.

Nachdem bereits im November 2022 die Münzzahlungsfunktion flächendeckend abgeschaltet worden war, folgt Ende Januar bundesweit das endgültige Aus, indem auch die Zahlungsfunktion mittels Telefonkarten außer Betrieb genommen wird. Vollständig verschwinden sollen die Telefone dann bis Anfang 2025.

Insgesamt zehn öffentliche Telefone, so schätzt die Calwer Stadtverwaltung, gibt es im Stadtgebiet von Calw nach Angaben von Pressesprecherin Stefanie Schweigert derzeit noch. Wie viele genau und wo diese zu finden sind, ist dagegen nicht bekannt. "Leider haben wir keine Information über die genaue Anzahl und Standorte der Telefonzellen", räumt Schweigert ein.

Von 160 000 auf 12 000 geschrumpft

Die Stadt befindet sich damit in guter Gesellschaft. Denn auch ein Sprecher der Telekom erklärte auf Anfrage unserer Redaktion, dass nicht einmal die Anzahl verbliebener Telefone "für die externe Kommunikation auf regionaler Ebene" vorgehalten werde. Interessanterweise war dies bereits bei einer anderen Anfrage unserer Redaktion Anfang 2017 der Fall. Einer der großen Unterschiede zu damals ist dagegen die bundesweite Anzahl an Telefonzellen. Waren es vor rund sechs Jahren noch etwa 30 000, gebe es heute nur noch rund 12 000. In der Blütezeit, den 1990er-Jahren, waren es einst mehr als 160.000.

Ein Niedergang, der mit dem Siegeszug der Mobiltelefone Hand in Hand ging, welche die Telefonzellen immer unwirtschaftlicher machten, bis die Unterhaltskosten den Umsatz um ein Vielfaches überstiegen.

Nur wenige Euro Umsatz in zweieinhalb Jahren

An rund einem Drittel der öffentlichen Telefone, an 3800 Standorten, wurde laut Telekom 2021 kein einziges Gespräch geführt. Die zuletzt im Stadtgebiet abgebauten Telefone unterstreichen dieses Bild. Ende 2020 wichen Geräte in der Calwer Bahnhofstraße, der Heinz-Schnaufer-Straße in Heumaden und der Hauptstraße in Stammheim. "In zweieinhalb Jahren, vom 1. Januar 2018 bis 1. Juli 2021, wurden an diesen drei Telefonzellen (in gleicher Reihenfolge) 1,42 Euro, 3,03 Euro, 1,65 Euro vertelefoniert", berichtet Schweigert.

Und so wundert es am Ende auch nicht, dass weder bekannt ist, wo die letzten Telefone hängen, noch wann oder in welcher Reihenfolge diese weichen werden. Letzteres werde den Kommunen jedoch rechtzeitig – etwa vier Wochen vorher – mitgeteilt. "Aussagen zur Reihenfolge beim Abbau sind aufgrund des hohen Koordinierungsaufwands nicht möglich", erklärt der Telekom-Sprecher.

Kleine Funkanlage geplant

Rund ein Viertel der Standorte soll trotz allem erhalten bleiben – allerdings als "Small Cells", also kleine Antennen, die den örtlichen Mobilfunk verbessern und im direkten Umfeld der Anlage die Kapazität des Mobilfunknetzes erhöhen sollen. In Calw, so teilt die Telekom mit, ist dies für den Standort in der Lederstraße geplant.

Die Telekom erhofft sich durch den Abbau der Telefonzellen übrigens nicht nur wirtschaftliche Verbesserungen. Da ein öffentliches Telefon im Schnitt zwischen 500 und 1250 Kilowattstunden im Jahr verbrauche, würden durch die Gesamt-Abschaltung pro Jahr zwischen sechs und 15 Millionen Kilowattstunden eingespart, rechnet der Telekom-Sprecher vor. Das entspreche dem Stromverbrauch von mehreren Tausend Wohnungen.