Die Friesenheimer Schulen haben einen hohen Bedarf an Schulsozialarbeit – diese wird nun erweitert. Foto: Bohnert-Seidel

Der Friesenheimer Gemeinderat will die Schulsozialarbeit ergänzen. Damit stimmt er geschlossen gegen die Haltung des Bürgermeisters.

Der Gemeinderat stellte sich mit seinem einstimmigen Votum ganz klar hinter den Wunsch der Friesenheimer Schule für die Schaffung einer zusätzlichen 50-Prozent-Stelle für Schulsozialarbeit. Die Notwendigkeit hat Angelika Philipzen, Schulleiterin der Realschule und Werkrealschule, gemeinsam mit Oliver Bensch für die Grundschule Friesenheim mit Schuttern ausgearbeitet. Dabei geht es um die Aufstockung einer 75-Prozent-Stelle an der Realschule und Werkrealschule auf 100 Prozent sowie um die Aufstockung von 25 Prozent an der Grundschule auf 50 Prozent.

 

Gründe für eine Erhöhung liegen vielfältig auf der Hand: Die Anzahl der Kinder mit Migrationshintergrund nimmt stetig zu, viele Kinder und Jugendliche lebten immer öfter in einer biografischen, sozialen, finanziellen oder kulturellen Notlage, Kinder bräuchten durch veränderte Familienstrukturen häufiger Unterstützung und Beratung durch Außenstehende, für Konfliktlösungen braucht es Anleitung. Verhaltensauffällige und benachteiligte Kinder benötigen von Beginn an durchgängige Unterstützung. Hier bilde die Schulsozialarbeit eine essenzielle Grundlage, bestmögliche Bedingungen für die erfolgreiche Bildung und Förderung in der Schule – und damit für das weitere Leben der Kinder zu realisieren, so der Antrag.

Weitere Kosten von 37 000 Euro

Die zusätzliche Stelle würde ab 2026 mit Kosten in Höhe von 37 000 Euro zu Buche schlagen und soll bereits ab Mai 2025 aufgestockt werden. Aufgrund der aktuellen Haushaltslage lehnte die Verwaltung mit Bürgermeister Erik Weide die Schaffung einer zusätzlichen Stelle ab. Mit seiner Argumentation blieb Bürgermeister Weide auf weiter Flur alleine. In seiner Ausführung betonte Weide: „Das Geld ist einfach nicht mehr da.“

Alle Fraktionen sehen die Notwendigkeit gemäß dem Grundsatz, wie ihn Julius Haas, (CDU) auf einen Nenner brachte: „Was in jungen Jahren versäumt wurde, lässt sich im Alter nicht aufholen.“ Im Vergleich zu anderen Kommunen sei Friesenheim mit eineinhalb Stellen für die Schulsozialarbeit, bei umgerechnet 1156 Schüler eher unterbesetzt, rechnete Katharina Beck (FW) vor. An den Schulen passiere Leben und jetzt gebe es die Chance, dies mit den geeigneten Personen zu verbessern. Mit der anstehenden Ganztagsgrundschule für das Schuljahr 2026 werden die Bedarfe nicht kleiner, erklärte Leon Rottler (SPD). „Wer heute für Kinder und Jugendliche eine gute Basis in der Schulsozialarbeit schafft, hat auf lange Sicht Geld gespart“, erklärte Simone Buttenmüller (GLU). Nicht alles dürfe der schlechten Haushaltslage im Kreis untergeordnet werden, so die Meinung von Charlotte Schubnell (CDU).

Gemeinderäte sehen es als Pflichtaufgabe

Kinder brauchten an der Schule eine vernünftige Anleitung. Außerdem kämen für diese Stelle noch Fördermittel hinzu. Unterschieden werden müsse in Pflicht und Kür, erklärte Andreas Bix (FW). Es sei eine unabdingbare Pflicht der Gemeinde, in die Wertevermittlung und Erziehung von Kindern und Jugendlichen zu investieren. Die Gesellschaft profitiere von der Wertevermittlung, die über die Schulsozialarbeit geschehe. „Die Kinder dürfen wir als Gesellschaft nicht mit ihren Problemen alleine lassen“, betonte Bix. Dass hier jetzt gespart werden solle und an anderer Stelle 10 000 Euro für ein Gutachten zum Wochenmarkt zugesagt werde, führe bei Bix zu einer inneren Zerrissenheit. Die Argumente von Bürgermeister Weide, dass es keine finanziellen Spielräume mehr gebe und 73 Prozent der Ausgaben für Soziales im Kreis ausgegeben wird, zwinge zum Sparen, blieb in Friesenheim nicht ungehört. Aber die Notwendigkeit für Investitionen in den Lebensraum der Kinder erkennen die Gemeinderäte allesamt als Pflichtaufgabe. Am Ende rief Schulleiterin Philipzen dem Gemeinderat einen „herzlichen Dank“ zu.

Aktuelle Situation

Aktuell beschäftigt die Gemeinde zwei Schulsozialarbeiter auf insgesamt 1,5 Stellen. Davon entfallen 75 Prozent auf die Realschule und Werkrealschule Friesenheim mit 772 Schülern, 25 Prozent auf die Grundschule in Friesenheim-Schuttern (289 Schüler) sowie eine Halbtagsstelle auf die Grundschule Oberweier-Heiligenzell 129 Schüler (25 Prozent) und Oberschopfheim 100 Schüler (25 Prozent).