Hier entsteht das neue Stadtteilzentrum auf dem Killesberg. Die ersten Wohnungen sollen laut Investor Franz Fürst Ende 2012 bezugsfertig sein. Foto: Mierendorf

Der österreichische Investor könnte sich weitere Projekte in der Landeshauptstadt vorstellen.

Stuttgart - Als vor rund fünf Jahren das erste Mal im Zusammenhang mit der Neubebauung des ehemaligen Messegeländes auf dem Killesberg der Name Franz Fürst in Stuttgart fiel, waren viele skeptisch. Die Vorstellung, dass ein Österreicher eines der „wichtigsten und spannendsten Projekte der Stadt”, so 2006 Oberbürgermeister Wolfgang Schuster bei der Vorstellung der Pläne für den Killesberg, entwickeln sollte, sorgte anfangs nicht nur im Gemeinderat für Diskussionsbedarf. Fünf Jahre später soll sogar Baubürgermeister Matthias Hahn voll des Lobes über die Zusammenarbeit mit dem Salzburger sein, und manch ein Lokalpolitiker malt sich schon aus, dass Fürst eines Tages vielleicht sogar in die Fußstapfen eines Rudi Häussler treten könnte und das eine oder andere angefangene Projekt von ihm vollendet.

Der österreichische Projektentwickler Franz Fürst kann sich durchaus vorstellen, in der Landeshauptstadt weitere Immobilienprojekte zu realisieren. Allerdings müssten die Projekte „auch Potenzial haben, um Begehrlichkeiten generieren zu können, und zur bisherigen Philosophie des Unternehmens passen”, macht er deutlich. Das Salzburger Unternehmen mit Firmensitzen in Stuttgart und München baut vorwiegend exklusive Immobilien in einem „außergewöhnlichen Umfeld”. Ob dazu auch ein Projekt wie die „Villa Berg” passen könnte, lässt Fürst im Raum stehen. „Sein Unternehmen prüfe zurzeit mehrere Projekte in Stuttgart, darunter auch einige innerstädtische Angebote. Es könnte aber durchaus sein, dass wir uns damit befassen werden”, lässt er durchblicken. Der Immobilienunternehmer will jetzt erst einmal mit „Think K”, wie er das Projekt Killesberg nennt, „ordentlich aus den Startlöchern kommen”, bevor er sich neuen Herausforderungen in der Landeshauptstadt stellt. So hat er es zumindest Oberbürgermeister Wolfgang Schuster signalisiert, der ihn sicher gerne stärker als Investor in Stuttgart einbinden würde. Zumal der Österreicher heute voll des Lobes über die Stadtverwaltung ist, auch wenn die „Eroberung” der Schwabenmetropole in den zurückliegenden Jahren von so mancher Hürde begleitet war.

Franz Fürst sieht sich erst als Entwickler und dann erst als Investor. „Zuerst einmal muss etwas da sein, bevor man darüber reden und investieren kann”, sagt er, der vor 30 Jahren in seiner Heimatstadt Salzburg angefangen hat und seit den 90er Jahren dort nach eigenen Angaben zu den wichtigsten Bauherren gehört.

Seite 2: Verkauf ist gut angelaufen

Rund 150 Millionen Euro investiert der 55-Jährige in die Neubebauung des Stuttgarter Killesbergs mit Hilfe zweier Banken. Ob ihm schon mal schwindelig wurde ob der immensen Summen, die er bewegt? „Am Anfang des Stuttgarter Projektes habe er schon die eine oder andere schlaflose Nacht verbracht”, verrät er. Schließlich gehe man nicht jeden Tag mit seinem ganzen Vermögen ins Risiko.

Gefragt nach seinem Erfolgsrezept, gibt sich Franz Fürst selbstbewusst. Er sei gewohnt, Projekte, die er beginnt, auch erfolgreich abzuschließen. Das scheint ihm bislang auf dem Killesberg beim neuen Stadtteilquartier auch gelungen zu sein. Nach seinen Worten sind gut 50 Prozent der Eigentumswohnungen verkauft - und das, obwohl die Käufer noch fast zwei Jahre auf den Bezug werden warten müssten. Entgegen der Meinung von örtlichen Immobilienexperten will sich der Salzburger dabei sogar mit Quadratmeterpreisen von 4500 bis zu 10 000 Euro am Markt durchgesetzt haben.

Fürst profitiert dabei natürlich auch von der Angst vor einer Inflation bei den Anlegern, die nach wie vor Schutz im sicheren Hafen lukrativer Immobilien suchen. „Wenn das so weitergeht, sind auch die restlichen Wohnungen bis zur Baufertigstellung verkauft”, ist sich der Österreicher sicher. Aber er habe keine Eile. Noch besser laufe es derzeit bei der Vermietung der Gewerbeflächen im künftigen Stadtteilzentrum. Dort sollen bereits 70 Prozent der Gewerbeflächen fest vermietet sein.

Laut Fürst wird es in dem neuen Stadtteil alles geben, was man für den täglichen Bedarf braucht. Die Supermärkte Aldi, Edeka, Alnatura, ein dm-Markt, zwei Banken, ein Möbel- und Designhaus sowie ein hochwertiger Gastronomiebetrieb sind bereits festgesetzte Größen. Daneben soll das Angebot in dem neuen Stadtteilzentrum auf dem Killesberg durch lokale Firmen ergänzt werden. Hier suche man noch die besten unter den Besten und hofft, dass diese eine Dependance auf dem Killesberg in dem neuen Stadtteilzentrum eröffnen werden. Mit Fleiner Möbel, Mußler Beauty, Bäckerei Treiber, dem Gastronomen Gregor Scholz, der BW Bank und der Stuttgarter Volksbank hätten sich die ersten regionalen Unternehmen bereits für das neue Stadteilzentrum entschieden, freut sich Fürst.

Manchmal muss auch der erfolgsverwöhnte Franz Fürst Rückschläge hinnehmen. Nicht vom Erfolg gekrönt waren die Verhandlungen mit dem baden-württembergischen Finanzministerium über die Anmietung von Räumlichkeiten für die benachbarte Kunstakademie im künftigen Forum K an der Stresemannstraße. „Völlig überraschend” kam für Fürst Anfang des Jahres die Absage. Mit der neuen Landesregierung wird es darüber keine Gespräche geben. „Für uns ist das Thema erledigt”, erklärt der Salzburger. Auf den Flächen, die ursprünglich für die Kunstakademie reserviert waren, soll jetzt ein Ärztezentrum realisiert werden.

Seite 3: Mode nicht mehr das Thema Nummer eins

Auch die geplante Modemeile ließ sich letztendlich nicht so schnell realisieren, wie der Unternehmer dachte. „Wir waren da doch etwas zu euphorisch”, räumt Fürst ein. Ursprünglich hatte der Salzburger auf dem heutigen Messeparkplatz am Kochenhof, vor der Roten Wand, unter dem Namen Scenario ein rund 14 000 Quadratmeter großes Orderzentrum für Modehäuser und den Einzelhandel geplant. Strukturelle Veränderungen der Branche und die allgemeine wirtschaftliche Lage des Modeeinzelhandels machten ihm aber einen Strich durch die Rechnung.

Trotzdem will der Österreicher an seinem Vorhaben festhalten. Dabei werde die Mode neben vielen anderen Kreativbranchen allerdings nur ein Thema von vielen sein. Fürst will in dem geplanten Zentrum künftig vor allem hochwertige Lebensqualität zelebrieren. Was er sich darunter vorstellt, ist noch vage. Es solle auf jeden Fall eine Mischung aus Fitness, Gesundheit, Lifestyle und Genießen werden, lässt er schon mal durchblicken. Konkret wird derzeit mit einem großen internationalen Unternehmen aus der Fitness- und Wellnessbranche verhandelt. Das Unternehmen will auf dem Killesberg eine bislang auf dem deutschen Markt noch unbekannte Wellnessqualität umsetzen, „von der die Killesberger begeistert sein werden”, verrät Fürst.