Im Rahmen der Gleisbauarbeiten am Bahnübergang in Grüningen wird Material aufgeschüttet. Foto: Johann Müller-Albrecht

Die Sanierung des Bahnübergangs bringt für Autofahrer in Grüningen teils weite Umwege mit sich. Eine Bestandsaufnahme.

Es ist schon die große Sanierungsmaßnahme der Bahn, die derzeit für Verdruss sorgt. Zwischen dem 12. September und 17. Oktober fahren überhaupt keine Züge mehr zwischen Villingen und Donaueschingen. Ärgerlich ist aber auch eine vergleichsweise kleine Bahnmaßnahme im Schatten der großen.

 

Wochenlang wird in Grüningen der Bahnübergang für den Autoverkehr voll gesperrt. Nur Fußgänger und Radfahrer können passieren. Dieser Bahnübergang ist die einzige Verbindung zwischen Ober- und Unterdorf. Die Sperrung durchschneidet vielerlei Verpflichtungen im Beruf und in der Freizeit und erfordert lange Umwege.

Das Dorfgasthaus Hexenstadel liegt direkt am Bahnübergang und muss finanzielle Einbußen in Kauf nehmen. Foto: Johann Müller-Albrecht

Gleich hinter dem Bahnübergang liegt das Restaurant Hexenstadel. Der Betreiber, Nino Sokolt, spricht von merklichen finanziellen Einbußen für sein Restaurant, das von Freitag bis Sonntag geöffnet ist. „Wir haben freitags immer einen Stammtisch mit bis zu 15 Personen aus den umliegenden Gemeinden, doch am letzten Freitag kamen nur drei Gäste. Auch in der normalen Gastronomie gab es spürbare Einbußen“, so Sokolt. Er nehme dies jedoch so hin, da er Ende November den Betrieb des Hexenstadels aus betrieblichen Gründen ohnehin aufgeben werde.

Bahn sieht das Gesamte

Die Antwort der Bahn bezieht sich nicht nur auf den Bahnübergang, sondern auf die Gesamtmaßnahme der Sanierung des Streckenabschnitts zwischen Donaueschingen und Villingen. Eine isolierte Betrachtung des Bahnübergangs sei nicht zielführend möglich, und die Anwohnerinfos seien gesamthaft für die Baumaßnahme verteilt worden, so ein Bahnsprecher.

Im Rahmen der Gleisbauarbeiten am Bahnübergang in Grüningen wird Material aufgeschüttet. Foto: Johann Müller-Albrecht

Man habe am 22. August ein Informationsschreiben an alle Anwohner im Umkreis der betroffenen Gesamtbaumaßnahme auf dem Postweg versandt: an über 44 000 Haushalte. Mit der Stadt Donaueschingen und den Verkehrsbehörden habe man sich abgestimmt, um Verkehrs- und Umleitungsführungen „möglichst bürgerfreundlich zu gestalten“.

Die Bauarbeiten seien so organisiert, dass nachts nur unvermeidbare Arbeiten stattfinden. Am Bahnübergang der Dorfstraße in Grüningen seien provisorische Fußgänger- und Radfahrerüberwege geschaffen worden.

Um den Transport von Schülern, Berufstätigen und anderen Pendlern zu gewährleisten, sei ein Schienenersatzverkehr (SEV) mit Bussen eingerichtet, der alle Zwischenhalte zwischen Donaueschingen und Villingen bedient. Die Fahrzeiten entsprechen dem regulären Fahrplanrhythmus des Zugverkehrs.

So sieht es aus, das neue Gleisbett. Foto: Johann Müller-Albrecht

Ortsvorsteher Michael Böhm musste feststellen, dass die postalische Zustellung der Informationskarte in Grüningen nicht überall erfolgt sei. Darüber habe er auch in der Ortschaftsratssitzung am 1. Oktober informiert. Ferner stellte er fest, dass die ortsansässigen Betriebe, wie Heizungsbauer, Architekten, Garten-/Landschaftsbauer und Fensterbauer, während der Dauer der Sperrung leider die ausgeschilderte Umleitung über Aufen in Kauf nehmen müssen. Auch die Dorfgaststätte Hexenstadel könne man während nur über Aufen oder den Gemeindeverbindungsweg nach Wolterdingen anfahren. Er könne sich vorstellen, „dass dies durchaus zu Umsatzeinbußen führen wird“.

Der Hexenstadel ist schwer erreichbar. Foto: Johann Müller-Albrecht

„Das Dorf- und Vereinsleben ist durch diese Sperrung verständlicherweise ebenfalls beeinträchtigt“, so der Ortsvorsteher. Ob in die Kirche, ins Rathaus, auf den Friedhof, zum Kindergarten, zur Grundschule, in die Musikprobe, ins Fußballtraining, ins Tischtennistraining oder ins Turnen – man kommt nur mit einem deutlichen Umweg hin. Auch die älteren Mitbürger seien auf das Auto angewiesen, betont Michael Böhm.

Der Ortsvorsteher hat in der Ortsverwaltung den Unmut über diese Baumaßnahme indirekt mitbekommen. Auch habe es laut seinen Kenntnissen wohl schon Unstimmigkeiten mit der Schülerbeförderung gegeben, sagt er. Allerdings habe sich bisher niemand direkt an den Ortsvorsteher oder an die Ortsverwaltung gewandt.

Sperrung endet bald

Die Baumaßnahmen
für den Streckenabschnitt Donaueschingen bis Villingen sollen nach Plan bis zum 17. Oktober dauern. Grund hierfür sind Bauarbeiten zur Modernisierung und Verbesserung der Verkehrssicherheit. In Villingen wird der Bahnübergang Mühlenstraße erneuert, um die Technik zu modernisieren und die Sicherheit für Fußgänger zu erhöhen. Parallel dazu laufen im gesamten Abschnitt weitere Gleisarbeiten. Nach Aussage von Gleisbauern vor Ort soll die Sperrung des Bahnübergangs in Grüningen in der kommenden Woche aufgehoben werden.