Niklas Breithaupt – laut Fachverband der beste Sommelier Deutschlands 2025. Foto: Nadja Varsani

Niklas Breithaupt darf sich „Bester Sommelier Deutschlands 2025“ nennen. Der 29-jährige Donaueschinger erzählt von seiner Leidenschaft für Weine.

Mit geübtem Blick und ruhiger Hand stellt Niklas Breithaupt die Nuancen der Weinfarbe fest. Dann folgt die Beurteilung mit der Nase. Schließlich nimmt er einen Schluck und lässt die Aromen auf sich wirken. Früchte, Holz oder Gewürze – die Einteilung erfolgt nach Aromengruppen.

 

„Je komplexer ein Wein ist, das heißt, umso mehr Aromen vertreten sind, desto höher ist seine Qualität“, erklärt der 29-Jährige, Weinkenner seit Jugendtagen. Schon mit elf Jahren hätten ihn seine Eltern die ersten Tropfen probieren lassen. Zu Hause sei gutes Essen wichtig gewesen, dennoch habe er zuerst nicht an eine Gastronomie-Karriere gedacht.

Eigentlich wollte Breithaupt nach dem Abitur, das er am Fürstenberg-Gymnasium machte, Geschichte oder Politik studieren. Den Weg in die Gastronomie fand er erst im zweiten Anlauf. „In der Familie bin ich das schwarze Schaf, der Einzige, der in der Gastronomie arbeitet“, sagt er. Von einem schwarzen Schaf kann keine Rede sein, blickt man auf seine Laufbahn. Während seiner Ausbildung beim Aasener Restaurant „Die Burg“ entdeckte Niklas Breithaupt seine Liebe für Wein. Auch der Inhaber der „Burg“, Niklas Grom, selbst Sommelier, trage eine Mitschuld. „Er hat mich auf viele verschiedene Weingüter mitgenommen und mir die Arbeit der Winzer nähergebracht. Dort habe ich ein Verständnis dafür bekommen, warum Weine unterschiedlich schmecken und woher die Vielfalt kommt“, so Breithaupt.

Internetrecherche nach der Arbeit

Nach der Arbeit habe er oft die Etiketten der ausgeschenkten Weine mit nach Hause genommen und abends im Internet recherchiert: Wo kommt der Wein her? Wie heißt das Anbaugebiet? Wie die Traubensorte? Er begann, sich fundiertes Wissen über Wein anzueignen. Sein Vorbild ist Marc Almert, der 2019 als zweiter Deutscher zum besten Sommelier der Welt gekürt wurde. „Der weltbeste Sommelier arbeitete damals im Zürcher Grand Hotel Baur au Lac. Mich dort weiterzubilden, das war mein Traum. An einem Mittwoch um 23.30 Uhr habe ich meine Bewerbung abgeschickt und gedacht: ‚Die nehmen mich eh nicht.‘ Um 9 Uhr am Donnerstag kam die Antwort mit der Frage nach einem Telefonat“, erzählt Breithaupt und grinst.

Mit der Anstellung im Zürcher Luxushotel konnte er sich die berufsbegleitende Ausbildung als Weinfachmann leisten, die er bei der IHK Koblenz absolvierte. 2023 durfte er sich schließlich Sommelier nennen und übernahm diese Position im „Baur au Lac“. Mit Marc Almert und seinem Team trainiert er oft nach Dienstschluss herausforderndes Blindverkosten. Und auch seine Eltern sind Testpersonen für neu entdeckte Weine. Dabei ist es wichtig zu wissen, dass man sich als Sommelier nicht nur mit Wein auskennen muss.

Umfangreiches Wissen über Genussmittel

Um sich für Sommelier-Wettbewerbe zu qualifizieren, eignete sich Niklas Breithaupt umfangreiches Wissen über Genussmittel wie Kaffee, Tabak, Schokolade und Saft an. „Im Theorieteil kommen auch Fragen nach beispielsweise den fünf wichtigsten Tabakregionen Kubas“, erzählt er. Sommelier sein – das sei für ihn ein „Berater der schönen Momente“.

Im finalen Wettbewerb der Sommelier-Trophy 2025 der Sommelier-Union Deutschland am 19. Oktober meisterte Breithaupt es schließlich in zwei Blindverkostungen, „drei Weine nach Rebsorte, Herkunft, Zuckergehalt und Jahrgang zu bestimmen sowie fünf weitere Getränke in den Bereichen Herkunft, Qualitätsstufe und Machart zu erkennen“, wie sich auf der Seite nikos-weinwelten.de nachlesen lässt. Damit ist der 29-Jährige Sieger des Wettbewerbs und darf sich „Bester Sommelier Deutschlands 2025“ nennen.

Was macht einen guten Wein aus?

Niklas Breithaupt setzt das Glas ab, der Wein dreht noch eine Runde in seinem gläsernen Gefängnis, dann bleibt die Oberfläche still. Während er erzählt, beginnt er erneut, das Glas zu schwenken. Das Schwenken reiche den Wein mit Sauerstoff an, was den Geschmack verbessern könne. Es sei aber auch eine Marotte vieler Sommeliers.

Was einen guten Wein ausmache, ist laut Niklas Breithaupt eine gute Balance aus Säure, Alkohol und Aromen. „Man muss mit dem ersten Schluck Lust bekommen, die Flasche zu trinken“, sagt er. Die unter dem Verband Deutscher Prädikatsweingüter (VDP) gelisteten Weingüter liefern auch an den Lebensmittelhandel. Selbst im Supermarkt könne man handwerklich gemachten Wein ab rund zehn Euro kaufen. Das heißt Wein, der traditionell und ohne industrielle Prozesse hergestellt wurde – ein Qualitätsmerkmal für den Sommelier.

Niklas Breithaupt nimmt den letzten Schluck aus seinem Glas. Wenn man gut werden will, müsse man viel trinken, viel üben. Oft verkoste er mehrere Flaschen hintereinander. Den Wein spuckt er dann aus. Denn der bewusste Umgang mit Alkohol ist ihm wichtig, trotz seiner Faszination für die edlen Tropfen.

Weitere Informationen

Wissen über Wein
Rotwein wird heller, je älter er ist. Weißwein dunkler. Wer sich für die Qualität interessiert, sollte sich über Anbaugebiete, Rebsorten und Weingüter informieren. Junge, kräftige Rotweine profitieren vom Atmen: eine bis zwei Stunden an der Luft machen die Tannine (Gerbstoffe) weicher und die Aromen des Weins runder. Gereifte oder filigrane Weine sollten dagegen erst kurz vor dem Genuss geöffnet werden.