Die Baugenossenschaft Haltingen-Weil am Rhein steht finanziell auf sicheren Füßen. Die schwierigen Verhältnisse im bezahlbaren Wohnungsbau machen ihr aber zu schaffen
Neue Genossenschaftsmitglieder können deshalb auch derzeit wegen des Mangels an verfügbaren Wohnungen nicht aufgenommen werden, es sei denn, es sind Kinder unter zwölf Jahren.
Geschäftsführer Rainer Hunn erinnerte im Geschäftsbericht daran, dass 2024 noch das Neubauprojekt Gustave-Fecht-Straße 22-28 mit 33 Wohneinheiten bezogen werden konnte. Gleichwohl hadert der Vorstand mit den derzeitigen Bedingungen beim sozialen Wohnungsbau, sprich den hohen Baukosten und Zinsen. Die abgetretene Ampelregierung habe ihr Ziel, den bezahlbaren Wohnungsbau wieder voranzubringen, mit dem ursprünglich von ihr angestrebten Ziel, jährlich 400 000 neue Wohnungen zu bauen, deutlich verfehlt, bemerkte Hunn. Lösungen für die Probleme habe die „Ampel“ keine geboten, sich teilweise sogar „beratungsresistent“ gezeigt – „aber sie ist auch nicht allein für die Ursachen verantwortlich“, gab Hunn mit Verweis auf die durch die Corona-Pandemie und den Ukraine-Krieg verursachte Materialknappheit am Bau zu bedenken.
18 Euro pro Quadratmeter
Die Gründe für die sprunghaft gestiegenen Baukosten lägen auch im Inneren. „Die Ansprüche an die Baustandards sind ständig gestiegen, ebenso überzogene Anforderungen an die Energieeffizienz – das alles schafft keinen spürbaren Mehrwert für die Wohnungsnutzer“, kritisierte der Geschäftsführer. Die Baukosten seien mittlerweile so hoch, dass man zur Kostendeckung nun eine Miete von 18 Euro pro Quadratmeter fordern muss, fuhr Hunn fort. Er setzt seine Hoffnung auf die neue Regierung, die die Baukosten unter anderem durch einfachere Standards senken will.
An Gustave-Fecht-Straße
Die 33 Zwei-, Drei- und Vierzimmer-Wohnungen auf gesamt 2754 Quadratmetern an der Gustave-Fecht-Straße, deren Bau 2021 startete, konnten noch zu einem Mietpreis von elf und 11,50 Euro pro Quadratmeter vergeben werden. Die Tiefgarage mit intelligentem Strommanagement – Stichwort Elektromobilität – unter dem Komplex und die Kindertagesstätte im Erdgeschoss für fünf Gruppen mit einer Fläche von 1254 Quadratmetern seien ein tolles Angebot für Familien, fand Hunn. Gesamt wurden hier 16,1 Millionen Euro abgerechnet. „Damals lagen die Bauzinsen noch unter einem Prozent – umgerechnet auf den Quadratmeter hatten wir Baukosten, die bei 3683 Euro resultierten und damit Preise, von denen man heute nur träumen kann“, konstatierte er.
Projekt Marksteinweg
Weiter gearbeitet wird am Projekt Marksteinweg 1 bis 7. Das Haus Marksteinweg 1 ist Baujahr 1936. Die Häuser Marksteinweg 3 und 5 sind von 1961. Beide Häuser mit zusammen 19 Wohneinheiten werden durch eine Neubaumaßnahme mit vier Gebäuden und 28 Wohnungen ersetzt. Eine seit 2019 angestrebte entsprechende Bebauungsplanänderung trat mittlerweile in Kraft. 2024 erfolgte die Baugenehmigung. Nur: Die Baukosten und die Finanzierungskosten – siehe oben – sind nun ganz andere. Die reinen Baukosten liegen wegen höherer Zinsen bei 9,2 Millionen, das sind 4600 Euro pro Quadratmeter. „Wir stehen damit um bei 25 Prozent höheren Kosten als bei der Gustave-Fecht-Straße, Mieten liegen bei den erwähnten 18 Euro pro Quadratmeter“, rechnete Hunn vor. Das Projekt soll in Holzbauweise umgesetzt und trotz der Kosten vorangebracht werden. 70 Prozent der Gewerke sind ausgeschrieben, Ausschreibungsergebnisse werden für den Herbst erwartet. „Bis zum Jahresende 2024 haben wir hier 478 000 Euro investiert“, berichtete der Geschäftsführer.
Die Bestandserhaltung
Die Baugenossenschaft betreibt konstant energetische Sanierungen im Bestand. Dazu gehören Dachdämmungen, Fenstererneuerungen, die Modernisierung von Heizungen, der Aufbau von Photovoltaikanlagen auf Dächern und der Anbau von Balkonen. Ein Beispiel dafür ist das Wohngebäude in der Margeritenstraße 19. 1,1 Millionen Euro sind für dieses Haus veranschlagt.
Nebenbei werden bei Mieterwechseln Wohnungen in einen zeitgemäßen Zustand versetzt. Für diese Modernisierungen wurden 485 000 Euro verrechnet, für laufende Instandhaltungen fielen 575 000 Euro an. Insgesamt investierte die Genossenschaft 4,8 Millionen Euro in den Wohnungsbestand. Finanziell stehen „wir mit einem Jahresüberschuss von über einer Million Euro übrigens sehr gut da“, urteilte Hunn.