Karl-Heinz Koch kann es immer noch nicht fassen: An diesem kleinen Eck scheitern seine Pläne. Es gebe "Kommunikationsprobleme" zwischen ihm, dem Bürgermeister und den Gemeinderäten, sagt er: "Mit dem alten Schultes wäre das nie passiert." Foto: Ungureanu Foto: Schwarzwälder Bote

Aufreger: Wasenwirt Karl-Heinz Koch sieht sich bei seinem Vorhaben von der Gemeinde im Stich gelassen

An der Einfahrt zur Wasenstube steht ein Bus mit Lörracher Kennzeichen. Die Gäste verlassen das Lokal, steigen ein. Karl-Heinz Koch verabschiedet sich von jedem Einzelnen. Busgesellschaften, sagt er, seien auch in Zukunft willkommen. Aber den normalen Wirtschaftsbetrieb stellt er ein.

Weilen u. d. R. "Es bricht mir das Herz, dass ich aufhöre", sagt er und hat Tränen in den Augen. "Aber die Gemeinde macht mir das Aufhören leicht." Er habe nicht geplant, die Wasenstube zu schließen. Erst im Frühjahr habe er 20 000 Euro investiert, im Keller den Boden neu gemacht, den Zugang zur Halle. "Es sieht top aus." Ans Aufhören habe er nie gedacht. Seine Tochter hätte das Geschäft weitergeführt.

Aber jetzt scheitern laut Koch alle Pläne an fünf Quadratmetern Rasen und einem kleinen Stück Hecke auf seinem Privatgrundstück. Denn er wollte die Einfahrt zum Wasen verbreitern, damit Busse auf das Gelände fahren können und in Zukunft nicht mehr die enge Wasenstraße verstopfen.

Für die Zufahrt hatte er Geld von der Gemeinde beantragt. "Es gab mehrere Möglichkeiten", sagt er. "Ich hätte die Straße selbst verbreitert und die Gemeinde hätte mir einen Zuschuss gezahlt. Oder ich hätte die paar Quadratmeter an die Gemeinde verkauft, und die hätte das machen lassen."

Aber daraus wird nichts: Der Antrag sei vor gut zehn Wochen "hinter verschlossenen Türen" abgelehnt worden, sagt Koch. Davon hätte er wohl nie erfahren, hätte er nicht zwei Wochen später bei Bürgermeister Gerhard Reiner angerufen. Der habe ihm dann am Telefon die Entscheidung mitgeteilt. "Da habe ich das Schild rausgehängt, dass am ersten September Schluss ist." Die Entscheidung ist nicht ganz ohne: Weilen verliert die einzige Gaststätte.

Zwei Wochen vor dem Wasenfest, als der Bürgermeister wegen Schankerlaubnis und Ähnlichem vorbeischaute, habe er vorgeschlagen, dass sich alle noch einmal zusammensetzen sollten. Der Bürgermeister sei nicht abgeneigt gewesen. Erst vor einer Woche habe er – wieder am Telefon – erfahren, dass niemand kommen werde. Es gebe keinen Anlass. Die Entscheidung sei getroffen.

Er hätte sich gewünscht, dass sich der Bürgermeister und die Räte das besagte Stück Rasen und die Hecke anschauen, sagt Koch. "Aber da hat es geheißen, so viel Steuern könnte ich gar nicht zahlen, dass die zu mir rauslaufen", echauffiert er sich. "Und dass ich naiv sei. Also dumm. Vielleicht bin ich das, aber ich hab diesen Laden hier immerhin 36 Jahre lang am Laufen gehalten." Und mit dem Open Air der Volksmusik Tausende Musikfans in die kleine Schlichemgemeinde gebracht. "Hätte man mir die Entscheidung plausibel erklärt, ich hätte es verstanden. Auch als naiver Mensch."

Für diesen Mittwoch hatte Karl-Heinz Koch zu einem "ergebnisoffenen Gespräch" eingeladen. Fünf Weilener kamen und ein paar Auswärtige, darunter auch Rainer Honer, Senior-Chef der Hirschbrauerei, der die Wasenfeste und das Open Air seit Jahren unterstützt. Wer nicht kam, waren die Jedermänner und die Mitglieder des Musikvereins. Enttäuschend, fand der Wasenwirt. Auch die Gemeinderäte und der Bürgermeister erschienen nicht.

Dafür steckte ein Schreiben der Gemeinde im Briefkasten: Man werde an dem "ergebnisoffenen Gespräch" nicht teilnehmen, hieß es da. Denn man sei weder schriftlich noch mündlich eingeladen worden. Stimmt nicht, kontert der Wasenwirt. Er habe es dem Bürgermeister am Telefon gesagt. Es sei auch nicht richtig, dass der Bürgermeister gesprächsbereit gewesen sei: "Er hat nur mit mir geredet, wenn ich ihn angerufen habe." Weiter wird in dem Schreiben argumentiert, es wäre rechtswidrig, wenn die Gemeinde die Kosten für die Zufahrt übernehmen würde. Denn es sei ein Privatgelände. "Für mich ist das kein Bürgermeister", sagt Karl-Heinz Koch verbittert. "Und die Gemeinderäte sind nicht für die Bürger da." Jetzt werde er erst mal in Urlaub fahren. "Dann werd’ ich mich vielleicht irgendwann beruhigen."

Möglich, dass das letzte Wort noch nicht gesprochen sei, überlegt Honer. Er werde versuchen, mit Koch einen Termin beim Bürgermeister zu bekommen. Eine Gaststätte in einem Dorf sei für die Kommunikation wichtig: "Wenn sie schließt, geht ein Stück Gemeinschaft verloren."