Den Gemeinderäten blieb kaum eine Wahl. Auch wenn die Brücke am Bahnhof Orschweier in etwa 20 Jahren abgerissen werden soll, muss sie noch einmal für rund 700 000 Euro saniert werden. Sonst drohen der Stadt Mahlberg gravierende Folgen.
Bei der turnusmäßigen Prüfung kam heraus, dass bei der Brücke am Orschweierer Bahnhof dringender Handlungsbedarf besteht (wir berichteten). Nach Beratung mit dem Klemens Hampf vom Büro Hampf Consult hat der Gemeinderat Mahlberg am Montag einer umfassenden Sanierungsmaßnahme zugestimmt. Bürgermeister Dietmar Benz bezeichnete das als „Startschuss einer großen Maßnahme“.
Wie ist die Ausgangslage?
Die Brücke hat ein verdrehtes Brückenende, die östliche Koppelfuge musste im Dezember provisorisch mit Spezialmörtel vor Frost geschützt werden und ein zerstörter Belag sorgt für durchdringendes Wasser von oben. Gebaut wurde die Brücke 1975, theoretisch wäre sie rein rechnerisch bis 2075 nutzbar. „Aber es ist wie bei einem Auto: Wenn man nichts in den Unterhalt investiert, erreicht man die Deadline schneller“, so Hampf. Im Falle der Orschweierer Bahnhofsbrücke innerhalb von fünf bis acht Jahren. Halten muss sie aber noch bis zum Rheintalbahnausbau, also 20 bis 25 Jahre. Somit empfahl Hampf dem Rat die kaputte Koppelfuge instand zu setzen, die Brücke umfassend zu sanieren und regelmäßig in ihren Unterhalt zu investieren.
Warum kann die Stadt die Brücke nicht auf Verschleiß nutzen?
Weil sie zu wichtig ist. Es gibt zu ihr keine Alternative in unmittelbarer Nähe, müsste sie gesperrt oder abgerissen werden.
Gibt es Alternativen zur Sanierung?
Nein. „Die Verkehrssicherungspflicht liegt bei uns und wir brauchen diese Brücke noch mindestens 20 Jahre“, machte Benz deutlich. Dann, wenn im Zuge des Rheintalbahnausbaus um 2041 die Gleise ertüchtigt würden, würde die Brücke abgerissen und stattdessen eine Unterführung gebaut. Rolf Baum (CDU) schlug vor eine Behelfsbrücke zu bauen. Doch Hampf warnte, dass diese auch nicht günstiger als die Sanierung werden würde und man die alte Brücke trotzdem sichern müsste. Auch die Chancen, dass die Bahn auf Anfrage ihre Umbaumaßnahmen in Orschweier vorziehe, seien verschwindend gering, erwiderte Benz’ Baum.
Wie teuer wird die Sanierung?
Für die Sanierung selbst veranschlagt Hampf 683 000 bis 778 000 Euro. Allerdings müsste die Stadt bei der Deutschen Bahn noch eine Gleissperrung beantragen. Das kann bis zu anderthalb Jahre dauern und kostet rund 100 000 Euro, erklärte Hampf. Allerdings wird die Bahn vom 19. September bis Dezember 2023 ohnehin die Lärmschutzwand im Bereich Orschweier/Mahlberg bauen, sodass es zu Synergieeffekten – und damit zu einer Kosten- und Zeitersparnis – kommen könnte. Um diesen nutzen zu können, muss die Gemeinde schnellstmöglich loslegen, sprich bereits im April die Ausschreibung ausgeben, die Arbeiten im Mai vergeben und im Juni mit der etwa fünf Monate dauernden Sanierung starten.
Gibt es Zuschüsse?
Eher nicht. „Das Regierungspräsidium gibt normalerweise nur Zuschüsse, wenn die Brücke aufgewertet wird“, erklärte Hampf. Sprich dann, wenn sie noch der Sanierung breiter wäre oder eine höhere Traglast hätte. Aber man könne ja einmal anfragen.
Was würde passieren, müsste die Bahnhofsbrücke in Orschweier tatsächlich gesperrt werden?
Der Bahnhof Orschweier würde nicht mehr angefahren werden, da es nicht mehr möglich wäre, von einer Gleisseite auf die andere zu kommen, erläuterte Hampf. Würde die Brücke zudem den Bahnverkehr gefährden und müsste dieser deshalb eingestellt werden, würde die Bahn von der Stadt, die um den Zustand der Brücke wusste und zu deren Unterhalt verpflichtet ist, Entschädigung fordern – in Millionenhöhe. „Ich habe nur noch alte Zahlen, aber selbst damals verlangte die Bahn schon pro verspäteter ICE-Minute 400 Euro. Bei rund 50 ICEs am Tag summiert sich das schnell“, warnte Hampf.