Beschreitet ungewöhnliche Wege: Pflegeheimleiter Patrick Mathon. Foto: Beatrice Ehrlich

Ein Weiler Pflegeheim wirbt mit einer Bonuszahlung um Pflegekräfte.

Ungewöhnliche Maßnahmen zur Personalgewinnung ergreift das Seniorenheim Stella Vitalis in Weil am Rhein. Um Pflegefachkräfte für eine Bewerbung in seinem Haus zu gewinne, hat es Oktoberfestbilder an den Fenstern und der Eingangstüre im Erdgeschoss platziert. „Mit uns kannst Du beim Oktoberfest richtig Spaß haben“, heißt es da.

 

Bei erfolgreicher Bewerbung und Anstellung einer examinierten Pflegefachkraft, wir eine Bonuszahlung in Höhe von 6000 Euro in Aussicht gestellt. 3000 Euro brutto gibt es beim ersten Gehalt nach der Einstellung obendrauf, die zweiten 3000 Euro nach bestandener Probezeit, also mit dem siebten Gehalt, präzisiert Patrick Mathon, der das Seniorenheim an der Breslauer Straße seit dem 1. Januar leitet.

Personalgewinnung als A und O

„Das A und O ist das Personal“, weiß der Diplom-Pflegewirt und Betriebswirt, der von der Theresienklinik in Bad Krozingen nach Weil am Rhein gewechselt ist. Hier, nahe der Grenze zur Schweiz herrsche ein harter Wettbewerb um Fachkräfte.

Um jede Pflegekraft müsse man kämpfen. Zwei neue Mitarbeiterinnen hat Mathon seit Beginn der Kampagne, die seit Juni läuft, schon gewinnen können, mit einer weiteren befindet er sich in Verhandlungen. Damals warb er mit Plakaten, auf denen zu lesen war: „Urlaub auf den Malediven? Mit uns ist das möglich!“.

Leiharbeit ist im Vergleich teurer

Nicht besetzte Stellen im Bereich der Pflege müssten durch Mitarbeiter aufgefangen werden, die bei einer Leiharbeitsfirma angestellt sind. Das komme ihn deutlich teurer komme, sagt Mathon. Und er führt aus: 71,70 Euro koste ihn eine Leiharbeits-Pflegekraft pro Stunde, in der Woche seien das 517,65 Euro, an einem Sonntag mit hundertprozentigem Zuschlag über 1000 und auf den Monat hochgerechnet fast 11 000 Euro. Mit den Einnahmen des Pflegeheims sei das auf Dauer nicht in Einklang zu bringen, unterstreicht er.

Eigenbeiträge sind zu niedrig

Mit rund 3200 Euro sei der Eigenbeitrag zudem im Vergleich zu niedrig. jeden Tag aufs Neue gelte es Anforderungen und die dafür zur Verfügung stehenden Mittel in Balance zu bringen, sagt der Leiter der Einrichtung mit derzeit 94 Bewohnern mit unterschiedlich hohem Pflegebedarf. Das Personal wechsle häufig, der Krankenstand sei hoch. Für ihn ist das Entwicklung, die mit Blick auf den demografischen Wandel kein gutes Ende nehmen kann: „Wir rasen in voller Fahrt auf ein Tal zu“, umschreibt er die Zukunftsaussichten. Noch scheint es aber Hoffnung zu geben: Vor seinem Büro sitzen an diesem Morgen zwei Frauen, die sich für einen Job im Pflegeheim vorstellen wollen.