Yakup Keycek erläutert die typische Einrichtung einer Moschee mit der Gebetsnische (links) und der Treppe für die Predigt. Foto: Thomas Loisl Mink

Beim Tag der offenen Moschee gab es in Friedlingen Führungen und Erläuterungen zur Praxis des islamischen Glaubens.

Die Eyüp Sultan Camii Moschee der türkisch-islamischen Gemeinde Weil am Rhein in der Tullastraße ist in einem unscheinbaren Bauwerk, einem ehemaligen Bürogebäude untergebracht. Das ist in Deutschland häufig der Fall, repräsentative Moscheen gibt es hier eher selten, erklärt Yakup Keycek, Dialogbeauftragter für interreligiöse Zusammenarbeit.

 

Immer am 3. Oktober, am deutschen Nationalfeiertag, ist in den deutschen Ditib-Moscheen Tag der offenen Tür. In Friedlingen hat man die Veranstaltung auf das vergangene Wochenende verschoben, wegen der Nähe zur Schweiz, wo am 3. Oktober kein Feiertag ist.

Ditib ist die größte sunnitisch-islamische Organisation in Deutschland. Sie war früher dem türkischen Ministerpräsidentenamt angegliedert und ist heute dem türkischen Präsidenten direkt unterstellt.

Keycek betont das Vertrauensverhältnis zwischen Deutschland und der Türkei. Es sei transparent was in den Ditib-Moscheen gelehrt werde. Zudem sei es auch in deutscher Sprache einsehbar.

Wegen der Nähe zum türkischen Machthaber Recep Tayyip Erdoğan und seiner Regierungspartei AKP ist Ditib nicht unumstritten. Gleichwohl setzt sich Ditib in Deutschland für Integration, Toleranz und gegen Extremismus ein.

Integrationund Verständigung

Der Integration und der Verständigung soll auch der Tag der offenen Moschee dienen. Er bietet die Möglichkeit zu Begegnungen und um miteinander ins Gespräch zu kommen.

Einige Besucher nehmen an den Führungen durch die Moschee teil. Auch wenn viele Moscheen in Deutschland von außen unscheinbar aussehen, sind sie innen so eingerichtet und werden in der Weise betrieben, wie es der Prophet Mohammed vorgibt, erklärt Yakup Keycek. Am Anfang steht ein Waschraum, in welchem vor dem Eintritt in den Gebetsraum rituelle Waschungen nach einem festgelegten Ablauf vorgenommen werden. „Sauberkeit hat im Islam einen hohen Stellenwert“, stellt Keycek fest.

Dahinter steht auch die Hygiene, die zur Zeit der Entstehung des Islam nicht allgemein üblich war. Mohammed wurde im Jahr 571 nach Christus in Mekka geboren und mit 40 Jahren zum Propheten ernannt, der den Islam als monotheistische Relgion verkündet hat.

Die Waschungen haben aber noch einen andere Grund: „Wir betrachten das Gebet als direkte Zusammenkunft des Schöpfers mit seinem Geschöpf“, sagte Yakup Keycek. Der Gebetsraum darf nicht mit Schuhen betreten werden. Er ist an der Decke mit Ornamenten verziert, wo auch Koranverse aufgeschrieben sind. Linien auf dem Teppich zeigen an, wo sich die Gläubigen aufstellen sollen und in welche Richtung er beten muss, nämlich Richtung Mekka.

Die Gebetsnischeist Maria geweiht

In diese Richtung weist auch die Gebetsnische, die Maria geweiht ist, der Mutter von Jesus, der im Islam als Prophet verehrt wird. Sie bildet das Zentrum. Auf der einen Seite, auch das ist in jeder Moschee so, ist eine Treppe, auf die der Imam tritt, wenn er predigt.

Gepredigt wird an Freitagen und an Feiertagen

Gepredigt wird an Freitagen und an bestimmten Feiertagen. Während die Gebete nach den Versen des Koran auf Arabisch sind, wird in der Sprache der Mehrheit gepredigt, in Friedlingen also auf türkisch. Die Predigten seien auf der Ditib-Homepage nachzulesen, auch auf Deutsch, sagt Yakup Keycek.

Auf der anderen Seite ist ein Lehrstuhl, da die Moschee auch Schule war. Gab es einst mehrere Lehrstühle für verschiedene Fächer, ist es heute nur noch einer für Theologie und Seelsorge. Die Wissenschaften werden in Schulen und Universitäten gelehrt. Repräsentative Moscheen sind als Kuppel gebaut, der guten Akustik wegen. Das hat man vom Christentum übernommen.

Um konzentriert und ohne Ablenkung beten zu können, sind die Geschlechter getrennt. Frauen beten im Obergeschoss, in repräsentativen Moscheen auf einer Empore wie es in jüdischen Synagogen der Fall ist. Gebetet wird fünfmal am Tag zu festgelegten Zeiten, zu denen der Imam den Gebetsruf erschallen lässt. Dieser ist arabisch und immer gleich, aber mit unterschiedlicher Betonung. Morgens, wenn er die Menschen weckt, klingt er sanfter. Aber in Deutschland erklingt der Gebetsruf in der Regel nur im Innern der Moschee, erklärt Yakup Keycek.

Währenddessen ist draußen auf dem Platz vor und neben der Moschee ein großes Fest im Gange. Viele, überwiegend türkische Besucher aus Weil am Rhein und der Region sind gekommen. Zelte sind aufgebaut. Es gibt allerhand Speisen und Getränke. Der Tag der offenen Moschee ist beinahe ein kleines Stadtteilfest.