Die Weiler Museumsleiterin Barbara Brutscher steckt mitten in den Vorbereitungen zu einer großen Ausstellung zu Hans Theo Baumann. Mit seinen Entwürfen hat der Künstler und Designer, der in Weil am Rhein aufgewachsen ist, der frühen Bundesrepublik seinen Stempel aufgedrückt.
Mit einer grenzübergreifenden Gemeinschaftsausstellung feiern Museen in Schopfheim, Weil am Rhein und Huningue des 100. Geburtstag des Künstlers und Designers Theo Baumann, der in Weil am Rhein aufgewachsen ist.
Der Reigen der Vernissagen wird am kommenden Donnerstag in Weils Partnerstadt Huningue starten, wo eine Ausstellung zu Baumann bereits seit dem 3. September läuft. Unterdessen sind die Vorbereitungen für die Ausstellung im Weiler Museum am Lindenplatz in vollem Gange. Für diese sowie eine „Satellitenausstellung“ im Museum Weiler Textilgeschichte zeichnet Museumsleiterin Barbara Brutscher verantwortlich. Über zwei Jahre haben sie, Baumanns Töchter Luis Lenz und Sabine Baumann, der Schopfheimer Museumsleiter Dominik Baiker sowie Steve Ursprung, stellvertretender Direktor des Kulturzentrums „Le Triangle“schon an dem Gemeinschaftsprojekt gearbeitet, das unter anderem auch die kulturelle Vernetzung im Dreiländereck zum Ziel hat.
Design aus den Jahren des Wirtschaftswunders
Ein Blick in die Museumsräume zeigt, auf was sich die Museumsbesucher freuen können. Hat doch Hans Theo Baumann als Designer von Geschirr, Textilien und Möbeln mit dem „Who is Who“ der emblematischer Firmen im Nachkriegsdeutschland zusammengearbeitet, von Schiesser bis Irisette, von Rosenthal bis zur Lufthansa.
Das Bordgeschirr, das er für letztere entworfen hat, steht schon in dem Raum, der in Weil auch bisher schon Theo Baumann vorbehalten ist. Da er dem Museum vor Jahren eine großzügige Schenkung gemacht hat, sind einige Werke von ihm dort stets zu sehen. Demnächst werden Museumsbesucher aber noch viel tiefer in das Schaffen des Designers und Künstlers eintauchen können, der zwar in Weil am Rhein- Haltingen aufgewachsen ist, den längsten Teil seines Erwachsenenlebens aber in Schopfheim verbracht hat.
Vertraute Dekors vom Kaffeetisch
Im Erdgeschoss des Museums am Lindenplatz wird Geschirr zu sehen sein, das Baumann für renommierte Hersteller im In- und Ausland entworfen hat. Vieles davon sei hochwertig, erläutert Brutscher, die selbst ihr wissenschaftliches Volontariat in Selb im Bereich der Porzellanwissenschaft absolviert hat. Anderes seien sichtbar Entwürfe für die Massenproduktion. Dass der Designer stets den praktischen Nutzen seiner Entwürfe vor Augen hatte, zeigt sich etwa darin, dass sich Tassen, Schüsseln und Kannen stapeln lassen. Über manche Dekors sei die Zeit hinweggegangen. Und doch weckten einige davon Erinnerungen, etwa, weil sie früher bei der Großmutter auf dem Tisch gestanden hätten, merkt Brutscher an. Im Foyer des Museums werde es auch eine Verkaufsausstellung geben, kündigt sie an, ebenso wie in der um einiges größeren Kulturfabrik in Schopfheim.
Glasfenster in Kirchen gestaltet
Seine künstlerischen Wurzeln hat er in der Arbeit mit Glas, führt Brutscher aus. So hat er in Zusammenarbeit mit dem Architekten Egon Eiermann die Mathäuskirche in Pforzheim mit bunten Glasfenstern ausgestattet. Eine Exkursion dorthin sei im Rahmen der Ausstellung geplant, kündigt Brutscher an. Auch die Fenster der Kirche in Tüllingen stammen von ihm. Das Angebot, in Zusammenarbeit mit Eiermann auch die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin mit Glasfenstern auszustatten, habe er aus familiären Grünen abgelehnt, berichtet die Museumsleiterin. Auch mit der Majolika Keramik-Manufaktur in Karlsruhe hat Baumann zusammengearbeitet. Eine große Vielfalt von Vasen in verschiedenen Farben geben Ausdruck dieses Schaffens.
Wäschekollektionen, Teppiche und Malerei
Ein weiterer Schwerpunkt Baumanns war Textiles: Neben Bademode und Unterwäsche-Kollektionen – so ist Baumann laut Brutscher der erste, der für das Unternehmen Schiesser farbige Unterwäsche entwarf – schuf er auch Designs für großflächige Textilien wie Bettwäsche sowie individuell gestaltete Wandteppiche, die bis heute sehr gefragt seien. Nicht zuletzt beschäftigte er sich mit Malerei. Seinen Bildern, die oft um das Thema Frauen und Wein kreisen, ist ein eigener Raum im Obergeschoss des Museums gewidmet. Apropos Wein: Auch Weinetiketten, sowohl für einen Weiler als auch für französische Winzer hat der vielseitige Künstler Baumann gestaltet.
Ausstellungen und Vernissagen
Zur Eröffnungsvernissage im Kulturzentrum „Le Triangle“ in Huningue (Frankreich) am Donnerstag, 10. Oktober, 18 Uhr, 3, rue de St. Louis, laden die Kuratoren der Ausstellungen sowie die Vertreter der drei Kommunen ein, lässt das Kulturamt Weil am Rhein wissen. Ein umfassendes Rahmenprogramm zu den verschiedenen Ausstellungen wird in Kürze erscheinen.
In Schopfheim folgen Ausstellungseröffnungen am 27. Oktober in der Kulturfabrik und dem Stadtmuseum. An diesen wird der ehemalige Weiler Oberbürgermeister der Stadt Weil am Rhein, Wolfgang Dietz, als enger Freund Theo Baumanns teilnehmen. In Weil am Rhein folgt am 8. November die Vernissage im Museum am Lindenplatz und am 9. November jene im Museum Weiler Textilgeschichte.