Wenn bald wieder im Kreise der Lieben gefeiert wird, fühlen sich viele, die ungewollt allein sind, besonders einsam – alles andere als schön und festlich. Dieses Jahr sollen auch Alleinstehende Weihnachtsfreude spüren bei einer Feier auf Initiative der Evangelischen Kirchengemeinde im Heckengäu.
Vor allem Singles, darunter viele ältere Menschen, fürchten die Feiertage wegen der unerträglichen Einsamkeit. Auch wenn sie das ganze Jahr über ihr Leben auf sich gestellt meistern, sehnen sie sich in dieser Zeit nach Gemeinschaft und Nähe. Weihnachten hat schließlich etwas sehr Familiäres und wird von den meisten nur dann als schön empfunden, wenn man Kontakt zu ganz nahen Menschen hat. Die schöne, heile Weihnachtswelt führt vielen Menschen noch deutlicher vor Augen als sonst, dass sie alleine sind.
Neue Impulse für Gemeindearbeit
„Wir leben in einer Gesellschaft des Singles“, sagt Pfarrer i. R. Reinhard Zimmerling aus Ostelsheim im Gespräch mit unserer Redaktion. Nach dem Zusammenschluss zur Evangelischen Kirchengemeinde im Heckengäu tun sich in seinen Augen neue Möglichkeiten auf, der Gemeindearbeit inhaltlich neue Impulse zu geben. Und schon war die Idee für eine Heiligabendfeier geboren – für alle, die sonst den Weihnachtsabend ganz für sich allein verbringen. „Diese andere Form von Hilfe steht uns als große Kirchengemeinde nicht schlecht“, ist Zimmerling überzeugt.
Spürbare Weihnachtsfreude
Geplant ist eine Heiligabendfeier im Gemeindehaus in Althengstett. Die Evangelische Kirchengemeinde im Heckengäu lädt die Besucher dazu ein, gemeinsam einen schönen, festlichen Abend zu verbringen, „der guttut und uns Weihnachtsfreude erleben lassen will“, formuliert es Zimmerling. Auch ein Festessen werde an diesem Abend nicht fehlen. „Die Besucher sollen an diesem Abend etwas erleben, das den Alltag übersteigt.“
Schon viele Helfer haben zugesagt
Doch finden sich für den Weihnachtsabend ausreichend Helfer und Programmgestalter, die eigentlich zu Hause gemeinsam mit der Familie feiern? Zimmerling macht sich keine Sorgen, dass die Veranstaltung an zu wenig helfenden Händen scheitern könnte. „Ich bin erfreut und erstaunt, wie viele Personen sich bereits bereit erklärt haben, sich einzubringen“, berichtet er. Viel zu sehr würden die Menschen in diesen Zeiten um sich selbst kreisen. Dabei werde es von Jahr zu Jahr nötiger, die Nöte der Mitmenschen zu erkennen und etwas dagegen zu tun.
Die Planungen seien weit fortgeschritten. Ein Essenslieferant sei gefunden, „die Fachfrauen, die bei den Veranstaltungen den Saal richten“, hätten ihre Unterstützung zugesagt und Mitglieder des Posaunenchors, die weihnachtliche Lieder spielen wollen, ebenso. Diesen Leuten sei bewusst, dass Einsamkeit ein zunehmendes gesellschaftliches Problem sei und würden sich deshalb gerne bei Veranstaltungen wie der geplanten am Weihnachtsabend einbringen.
„Das soll eine Tradition werden“
„Die Feier findet auf jeden Fall statt“, äußert sich Zimmerling. Mit wie vielen Besuchern man rechne könne, sei freilich noch fraglich, weil es die erste Heiligabendfeier dieser Art im Gäu sei: „Wir gehen von 40 bis 50 Personen aus“. Man wünsche sich innerhalb der Kirchgemeinde jedenfalls, dass es am 24. Dezember nicht die erste und letzte Veranstaltung dieser Art, „sondern eine Tradition daraus wird“.
Erinnerungen an Heiligabend in früheren Zeiten
Nun gilt es, die Menschen zu erreichen, die allein sind und sich womöglich aus falschem Schamgefühl heraus nicht zu einer solchen Veranstaltung trauen. „Gerade für euch ist diese Feier gedacht“ – genau mit diesen Worten wollen Zimmerling und der Althengstetter Pfarrer Martin Schoch, der außerdem Ansprechpartner für die Veranstaltung ist, auf Personen zugehen. Direkte Ansprache sei vor allem für ältere Menschen sehr wichtig. „Es darf aber auch die alleinerziehende Mutter ins Gemeindehaus kommen oder das Ehepaar, das sonst alleine zu Hause sitzt an Heiligabend“, betont der Organisator. Und ältere Menschen dürften gerne erzählen, wie Weihnachten in früheren Zeiten gefeiert worden sei.
Weitere Mitarbeiter gesucht
Gesucht werden noch Mitarbeiter, die beim Auf- und Abbau helfen, gebrechliche Menschen mit einem Fahrdienst abholen oder die während der Feier Essen und Getränke austeilen. Wer sich angesprochen fühlt, wird gebeten, sich bei den Pfarrämtern oder direkt bei Reinhard Zimmerling, der den Abend organisiert und mitgestaltet, zu melden unter Telefon 07033/4 14 68 oder per Mail an rzimmerling@t-online.de. „Keine Sorge: Sie werden dabei von der Arbeit dann nicht so erledigt sein, dass Weihnachten für Sie erledigt ist – ganz im Gegenteil“, verspricht Zimmerling.