In der Stadtkirche und auch außerhalb werden an Weihnachten Gottesdienste gefeiert. Foto: Müller

Die Kirche – ein Ort für alle oder nur noch für Immunisierte? Die Gemeinden müssen bei ihren Weihnachtsgottesdiensten abwägen, welche Regeln gelten.

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Kreis Freudenstadt - Die Entscheidung erfolgt auf einem schmalen Grat zwischen dem Recht zur Ausübung der Religionsfreiheit und dem Infektionsschutz. In Freudenstadt wurden dabei klare Entscheidungen getroffen.

Gemeinden entscheiden selbst

Sowohl die evangelische als auch die katholische Kirche überlassen es den Gemeinden selbst, ob sie an ihren Weihnachtsgottesdiensten von der 2G-Regel Gebrauch machen. "Es war keine leichte Entscheidung", sagt Dekan Werner Trick – und dennoch musste sie getroffen werden: Die Weihnachtsgottesdienste der Evangelischen Kirche in Freudenstadt werden alle "ohne 2G, aber mit Anmeldung" stattfinden, so Trick. Damit darf zwar grundsätzlich jeder an den Gottesdiensten teilnehmen, die Besucher müssen aber erhebliche Einschränkungen hinnehmen: Neben zwei Metern Abstand, Maskenpflicht und kürzerer Dauer darf in Alarmstufe II im Gottesdienst auch nicht gesungen werden. Wird die "Stille Nacht, Heilige Nacht" also Realität? Nicht ganz: Den Gesang übernimmt laut Trick eine kleine Gruppe, für die die 2G-plus-Regel gilt.

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Auch im Freien und per Livestream

Die Gottesdienste werden per Livestream übertragen, an Heiligabend findet zudem ein Gottesdienst im Freien vor der Stadtkirche statt. "Wir wollen verschiedene Möglichkeiten anbieten", betont Trick. Ihm sei es wichtig, vorsichtig zu sein und zugleich niemanden auszuschließen: "So kann jeder teilnehmen, und trotzdem werden die Hygienemaßnahmen eingehalten", sagt er über das Konzept. Auch wenn das kommende Weihnachtsfest schon das zweite ist, das im Zeichen der Pandemie steht, ist Trick "dankbar, dass es überhaupt noch möglich ist, Gottesdienste zu feiern." Diese seien in schwierigen Zeiten ein Zeichen der Hoffnung, gar ein Lichtblick. "Wir sehnen uns nach Normalität."

Auch die katholische Kirchengemeinde Freudenstadt setzt auf ein "sehr strenges Schutzkonzept", so Dekan Anton Bock; die 2G-Regel zählt allerdings nicht dazu. Diese sei für größere Gemeinden organisatorisch kaum zu stemmen. Ein schlechtes Gewissen hat Bock deswegen nicht, wie er sagt: "Wir handeln nicht fahrlässig, aber appellieren auch an die Eigenverantwortung."

Nirgends gibt es absolute Sicherheit

Denn der Dekan weiß: "Es gibt nirgendwo absolute Sicherheit." Im Gegensatz zu den Gottesdiensten der Evangelischen Kirche sei Gemeindegesang mit Maske "reduziert möglich", allerdings werde die Zahl der Lieder verringert. Auch der Chor könne nicht in seiner üblichen Größe singen. Für die Weihnachtsgottesdienste seien aber trotz aller Einschränkungen schon zahlreiche Anmeldungen eingegangen.

Er spricht vom "Privileg der Religionsfreiheit", zugleich werde aber auch der Infektionsschutz in der Kirche sehr ernst genommen. "Es geht darum, nicht das eine über das andere zu stellen", sagt Bock. Die Diözese habe diesen "Spagat" geschafft und eine gute Entscheidung getroffen, nicht grundsätzlich die 2G-Regel einzuführen. Auch Bock betont daher: "Wir sind dankbar für die Gottesdienste."