Seit 25 Jahren engagiert sich Gerdi Krüsselin in hohem Maß für die Aktion „Weihnachten im Schuhkarton“. Warum, das erzählt sie im Gespräch mit unserer Zeitung.
Gerdi Krüsselin telefoniert, als unsere Zeitung zum verabredeten Interview an ihrer Haustür klingelt. Am anderen Ende ist jemand, der eine Sachspende vorbeibringen möchte.
Die Schliengenerin ist in diesen Wochen praktisch im Dauereinsatz für „Weihnachten im Schuhkarton“; in ihrem Haus an der Altinger Straße geht es ein bisschen zu wie im Taubenschlag. Spender und Helfer gehen ein und aus.
„Die heiße Phase läuft“, meint Krüsselin im Gespräch mit unserer Zeitung. Zehn Stunden am Tag würden da oft nicht ausreichen, beschreibt sie ihre aktuellen Tage und den Einsatz für die Aktion. Dabei lächelt sie und zeigt auf den Wintergarten in ihrem Haus, der als Lager-, Sortier- und Packraum dient: „Die Weihnachtswerkstatt.“
Großes Einzugsgebiet
Vor rund 25 Jahren hat Krüsselin die Schliengener Sammelstelle ins Leben gerufen. Was klein begann, ist mittlerweile praktisch zu einem Ganzjahresprojekt geworden. Das Einzugsgebiet reicht inzwischen von Efringen-Kirchen bis Bad Krozingen und umfasst insgesamt 24 Annahmestellen. Unterstützt wird Krüsselin von einem Team von rund 30 Mitstreitern, die sich ganz unterschiedlich einbringen, sei es bei gemeinsamen Karton-Klebe-Aktionen oder beim Päckchen packen.
Es wird mühsamer
Insgesamt 2148 Schuhkartons gingen im vergangenen Jahr von der Schliengener Sammelstelle aus auf die Reise – wieder ein Rekord. Wobei Krüsselin deutlich macht: Die Spendenbereitschaft geht insgesamt zurück, diese Tendenz sei seit ein paar Jahren spürbar. Um dennoch steigende Zahlen zu haben, müsse der Aufwand dementsprechend erhöht werden. „Mühsamer“ werde es auch, Firmen für Sachspenden zu gewinnen.
Vielfältige Möglichkeiten
Das Besondere an der Schliengener Sammelstelle ist: Es werden vielfältige Möglichkeiten angeboten, sich für die Aktion zu engagieren – es muss nicht nur der fertig gepackte Schuhkarton sein. „Es gibt viele, die uns mit einzelnen Sachspenden unterstützen oder einem finanziellen Zustupf – damit können wir dann Artikel hinzukaufen oder auch den Transport mitfinanzieren.“
500 selbst gemachte Mäppchen
Zum Beispiel werden Kuscheltiere, Zahnbürsten, Spielzeuge oder auch selbst gestrickte Socken, Mützen oder Schals vorbeigebracht. Besonders bewegend sei für die gebürtige Schliengenerin, dass „manche uns praktisch mit ihrer Jahresarbeit unterstützen“. Erst gestern habe eine Frau „den Tisch vollgepackt mit 200 Kleidungsstücken, die sie selbst gestrickt und gehäkelt hat“.
Eine andere Frau habe 500 selbst genähte Schulmäppchen vorbeigebracht. Sehr berührt habe sie auch die Spende einer Privatperson, die 1000 Euro übergeben habe. Dankbar sei Krüsselin indes für jede Art und Form der Unterstützung.
Nach rund 25 Jahren ist Krüsselin immer noch „total begeistert“ von der weltweiten Geschenkaktion, die von der christlichen Hilfsorganisation Samaritan’s Purse (die Barmherzigen Samariter) organisiert wird. Vor allem, weil sie „Liebe greifbar“ mache.
Freude und Hoffnung
Die Erfahrung, dass es irgendwo auf der Welt Menschen gebe, die an sie denken, schenke armen Kindern nicht nur Freude, sondern auch Hoffnung, sagt Krüsselin. Dies könne die eigenen Kräfte mobilisieren und dadurch zum Teil das Leben ganzer Familien verändern.
Für manches Kind sei dieser Schuhkarton das erste Geschenk überhaupt, das sie in ihrem Leben bekommen – „eine Schatzkiste, die sie oft noch als Erwachsene bei sich haben“, weiß Krüsselin aus verschiedenen Berichten. Die Päckchen werden unter anderem an bedürftige Kinder in der Republik Moldau, in Rumänien, in der Ukraine und in Bulgarien verteilt.
Auch kritische Stimmen
Dass es auch immer wieder kritische Stimmen zur weltweiten Hilfsaktion gibt, kann Krüsselin nicht nachvollziehen. Die Verteilung sei „bedingungslos“ – unabhängig von Religionszugehörigkeit und Herkunft. Viele Kinder würden zwar das Angebot eines Glaubenskurses erhalten, eine Teilnahme erfolge jedoch auf „absolut freiwilliger Basis“. Die Schliengenerin betont: „Die bedürftigen Kinder stehen im Mittelpunkt.“
Für Krüsselin ist die Aktion über die Jahre zu einer Art Lebensaufgabe geworden. „Es gibt mittlerweile nur wenige Tage im Jahr, an denen nichts mit ’Weihnachten im Schuhkarton’ läuft“, erzählt sie im Gespräch mit unserer Zeitung.
Die Schliengener Sammelstelle
Annahmeschluss
für gepackte Schuhkartons ist der 17. November.
Sammelstelle
in Schliengen: Gerdi Krüsselin, Altinger Straße 52, Schliengen, Tel. 07635/33 21, E-Mail: gerdi.kruesselin@t-online.de. Dort gibt es auch einen Verkaufsstand mit Marmeladen und Gelees zugunsten der Aktion. Das Helferteam freut sich über weitere Mitstreiter. Weitere Informationen gibt es unter www.weihnachten-im-schuhkarton.org und unter www.diesamariter.org/projekte