Christbaumschmuck einmal anders: ein Stück Rübe als Baumkugel. Foto: Günther  

Während überall die letzten Geschenke gekauft und verpackt und in vielen Häusern die Weihnachtsbäume mit Kerzen, Glaskugeln und Strohsternen geschmückt werden, steht im Durrweiler Wald ein liebevoll geschmückter Baum mit etwas anderem Schmuck und Geschenken.

Pfalzgrafenweiler-Durrweiler – Geschmückt ist dieser Tannenbaum nicht mit Kerzen und Lametta, sondern ausschließlich mit essbarem Christbaumschmuck. Und darunter liegen auch keine in Geschenkpapier gewickelten Päckchen, sondern Äpfel, Haferflocken, Heu, Rüben und Kartoffeln. Ausgehend von einer privaten Initiative von Steffi Buchter, hat dort in der vergangenen Woche eine fröhliche Kinderschar für die Tiere des Waldes einen Weihnachtsbaum geschmückt.

Ob auch ein Auerhuhn vorbeikommt?

Im Vorfeld hatten Anna-Lena, Celine, Elisabeth, John, Lina, Paul und Severin lange beraten, mit welchen Leckereien sie die kleine Tanne schmücken könnten. Als Baumschmuck hatten die jungen Tierfreunde dann Äpfel und Walnüsse aus dem eigenem Garten, Karottenscheiben und Brotstücke mitgebracht. Alles wurde gemeinsam mit Bändern aus verrottbaren Naturfasern an den Baum gehängt.

Über ihre Motive, weshalb sie seit einigen Jahren für die Tiere im Wald einen Weihnachtsbaum schmücken, geben die sieben Freunde munter Auskunft. So ist es für Celine wichtig, dass auch die Tiere im Winter genug zu essen haben, während Elisabeth ganz pragmatisch erklärt: "Damit auch die Tiere im Wald einen Weihnachtsbaum haben." Auch Paul setzt sich in seinem Tierclub dafür ein, "dass es den Tieren gut geht". John begründet sein Engagement so: "Ich mag Tiere sehr doll." Weiter erzähl er, dass er am frisch geschmückten Weihnachtsbaum Fuchs und Hase, Eichhörnchen, Vögel, Rehe und Hirsche, Wildschweine, Mäuse und vielleicht auch ein Auerhuhn erwartet, wobei er einräumt, letzteres noch nie gesehen zu haben.

Ausdruck der Achtung vor der Schöpfung

Steffi Buchter und Nicole Rentschler ist wichtig, dass ihre Kinder erleben, dass Weihnachten mehr ist als Geschenke zu bekommen, und sie erkennen, "warum wir überhaupt Weihnachten feiern und dass Weihnachten ein christliches Fest ist, bei dem die Tiere an der Krippe auch dabei waren".

Unter dem fertig geschmückten Weihnachtsbaum für Tiere sagen deshalb Elisabeth und Paul am Ende noch ein kleines Weihnachtsgedicht auf, bevor es mit Kinderpunsch und Plätzchen zum gemütlichen Teil übergeht. Dabei berichten Buchter und Rentschler, dass sie ihren Kindern die Achtung vor der Schöpfung und den richtigen Umgang mit Tieren nahebringen wollen, unter anderem, indem sie dieses "Weihnachten für Tiere" organisieren. Selbstverständlich wird nach einigen Tagen auch überprüft, ob die Tiere die Geschenke auch angenommen haben: Gemeinsam mit dem Papa statten die Kinder dem Weihnachtsbaum dann nochmals einen Besuch ab.

Dass Tiere – nicht nur in ländlichen Gegenden – an Weihnachten eine besondere Rolle spielen, wird sowohl in alten Bräuchen als auch aktuell in den Gaben unterm Weihnachtsbaum deutlich. Da gibt es Adventskalender speziell für Tiere oder Bekleidung für Hunde mit Weihnachtsmotiven. Häufig liegen unterm Tannenbaum neben Hundeleckerli oder Hundespielzeug auch edle Halsbänder für Hund oder Katze. Auch Tiere selbst sind – trotz eindringlicher Warnungen von Tierschützern – immer noch beliebte Weihnachtsgeschenke, wobei die Beschenkten häufig schon im neuen Jahr ihrer Tiere überdrüssig sind.

Schäfer bringt Brot und Salz in den Stall

Tiere im Stall wurden seit jeher an Heiligabend mit einem besonderen Leckerbissen verwöhnt. So erinnert sich Christel Holzapfel aus Lombach daran, dass ihr Schwiegervater, Schäfer Wilhelm Holzapfel, seinen Tieren in der Heiligen Nacht Brot und Salz in den Stall brachte.

In einigen katholischen Gegenden werden bis heute an Heiligabend die Ställe ausgeräuchert, ehe den Tieren die Weihnachtsgaben in die Futterkrippe gelegt werden. Waren doch vor allem in ländlichen Regionen früher die Tiere wertvollster Besitz für die Menschen. Durch Milch, Eier, Wolle und Fleisch sicherten sie deren Lebensunterhalt. Tiere zogen Schlitten, Wagen, Pflug und Mähbalken und waren auch deshalb so wichtig, dass stets zuerst die Tiere versorgt wurden, auch an Weihnachten. So bekamen die Pferde, Ochsen, Kühe, Schafe und Ziegen an Weihnachten das beste Heu, manchmal auch noch einen Apfel, und eben Brot und Salz.

Fester Bestandteil des Krippenspiels

Tiere dürfen auch an keinem Krippenspiel fehlen: Neben Ochs und Esel gehören zahlreiche Schafe dazu. Wobei allerdings in der Weihnachtsgeschichte Ochs und Esel überhaupt nicht genannt werden. Tiere an der Krippe sind lediglich in den – nicht autorisierten – Apokryphen erwähnt. Erst Franziskus von Assisi stellte mehr als 1200 Jahre nach Christi Geburt die Weihnachtsgeschichte Jesu mit Menschen und Tieren nach, hier liegt wohl der Anfang der Krippenspiele.

Wie die Pfarrerin der Kirchengemeinde Lombach/Wittendorf, Regina Stierlen, ergänzt, haben Ochs und Esel demgegenüber im Alten Testament eine wichtige Bedeutung. Deren Rolle in der Schöpfung wird in Jesaja 1 beschrieben: "Ein Ochse kennt seinen Herrn und ein Esel die Krippe seines Herrn, aber Israel kennt’s nicht und mein Volk versteht’s nicht."

Allgemein geht auch das Neue Testament auf Tiere als Teil der Schöpfung ein, so Stierlen, heißt es doch in Römer 8: "Darum wartet die ganze Schöpfung sehnsüchtig und voller Hoffnung auf den Tag, an dem Gott seine Kinder in diese Herrlichkeit aufnimmt." Ochs und Esel, Schafe und allerlei andere Tiere gehören hier sicherlich auch dazu.