Die AfD startet in Rottweil ihren Wahlkampf - jedoch nun ohne Kanzlerkandidatin Alice Weidel, deren Besuch zunächst angekündigt war. Begleitet wird die Veranstaltung von Gegendemonstrationen wie „Rottweil bleibt bunt“. Die Polizei ist mit verstärkten Kräften vor Ort. Wie verläuft der Abend?
Die AfD-Veranstaltungen in Rottweil sorgen immer wieder für Schlagzeilen. Im Februar dieses Jahres musste die Stadthalle wegen Überfüllung, noch vor Beginn des Parteitages geräumt werden. Vorstandsmitglieder stritten auf offener Bühne und schalteten sich gegenseitig die Mikrofone und auch die verschiedenen Lager der Partei schrien und buhten sich aus.
Etwa zwei Monate später war die AfD erneut in Rottweil, diesmal zum „Rottweiler Dialog“, der, wie die anderen Veranstaltungen auch, von Demonstrationen für Demokratie und Vielfalt begleitet war.
Erst im November versuchte der AfD Kreisverband Rottweil-Tuttlingen wieder eine Veranstaltung in Rottweil durchzuführen, den Bürgerdialog „Gegen den Wind“ – der jedoch kurz vorher abgesagt wurde.
Nun hat die AfD erneut eine größere Veranstaltung in der Stadthalle Rottweil ausgerufen, mit der erst kürzlich als Kanzlerkandidatin nominierten Alice Weidel. Diesmal startet in Rottweil der Wahlkampfauftakt der AFD zur Bundestagswahl 2025.
Kurz nachdem der Termin bekannt wurde, begannen die Vorbereitungen der Demonstrationen rund um den Wahlkampfauftakt. „Rottweil bleibt Bunt“ aber auch die Antifa machten sich für Gegendemonstrationen bereit.
Der Außenbereich der Stadthalle ist umrandet mit einem grünen Demo-Zaun, so dass es nicht zu einem direkten Kontakt zwischen den Leuten in der Stadthalle und den Demonstranten kommt. Auf der anderen Straßenseite ist der Bereich für „Rottweil bleibt bunt“ die zudem eine Bühne auf dem Parkplatz der alten Stadthalle aufgebaut haben.
„Wir rechnen aktuell nicht mit Ausschreitungen“ teilte Pressesprecher Marcel Ferraro vom Polizeipräsidium Konstanz kurz vor Beginn der Veranstaltung mit. Jedoch könne man nicht abschätzen, wie viele Demonstranten und Gegen-Demonstranten sich einfinden werden. Die Anzahl der Einsatzkräfte an dem Abend seien jedoch „etwas Größer“ geplant worden, so dass man auf Eventualitäten vorbereitet sei.
Bereits am frühen Abend sind rund 400 Demonstranten vor Ort. Auf der Bühne wird Live-Musik gespielt. Hunderte Polizisten haben sich außerdem um die Stadthalle herum positioniert, darunter zwei mit Pferden und 18 Mannschaftswagen. Die Stimmung ist bislang friedlich. Die Antifa ist in kleiner Zahl mit einem Anarchie-Banner vor Ort.
In verschiedenen AfD-Reden werden die Themen Strom, Atomkraft und Fehler der Regierung angesprochen. Etwa 300 Menschen, die der AfD nahe stehen oder diese wählen, sind vor Ort. Inzwischen haben sich rund 500 Gegendemonstranten versammelt. Die Antifa versucht die AfD-Reden mit Rufen zu stören. Während die Gegendemonstranten immer öfter in Richtung AfD "Nazis raus" rufen, ruft die AfD-Gruppe "A-F-D".
Die Rottweiler Stadthalle füllt sich nach und nach. Die Kundgebung der AfD ist gegen 18.10 Uhr beendet.
Alice Weidel kommt doch nicht nach Rottweil
Paukenschlag kurz nach dem Start des Wahlkampfabends in der Rottweiler Stadthalle: Alice Weidel, die Spitzenkandidatin der AfD, wird nicht in Rottweil sprechen, verkündet ein Redner eher nebensächlich bei der Begrüßung. Ein Raunen geht durch den Saal, Bedauern ist zu hören. Einen konkreten Grund, weshalb die Kanzlerkandidatin abgesagt hat, erfahren die Gäste in der vollbesetzten Stadthalle nicht. Aber es wird versprochen, sie werde ein andermal wieder nach Rottweil kommen.
Planmäßig läuft dann der Wahlkampfauftakt für Baden-Württemberg ab. Mehrere Kandidaten der Partei treten nacheinander an und sprechen über die Wahlkampfthemen, mit denen die Stimmen geholt werden sollen. Nur vereinzelt verlassen Besucher die Halle, nachdem Weidels Nichterscheinen bekanntgegeben wurde. Die allermeisten bleiben und verfolgen den Wahlkampfstart der Partei.
Nach dem ersten Redner des Abends überlegen es sich dann doch zahlreiche Besucher und verlassen die Halle und machen sich auf den Heimweg.
Der Abend bleibt unterm Strich insgesamt dann erfreulich friedlich. Größere Zwischenfälle wurden von der Polizei nicht registriert, heißt es von den Ordnungshütern. Und tatsächlich ist es auf dem Platz vor der Stadthalle dann gegen 21 Uhr so ruhig und friedlich, dass sich die Polizei allmählich zurückzieht und die Mannschaftswagen wieder abziehen die vor der Halle Präsenz gezeigt hatten. Polizisten stehen noch frierend in der Kälte, plaudern in kleinen Gruppen, während drinnen in der Halle der Beifall tost, als AfD-Abgeordnete und Kandidaten sich über Wirtschaft, Energie und Migration auslassen.