Verschickten die Forderungen der Ortenauer Lehrer (von links): Markus Widera, Anke Beaudry, Patricia Ball, Mazze Biegert, Patricia Fleig, Felix Völker, Sabine Schulte, Chris Jakob, Susanne Feld und Martin Grethen. Foto: GEW Ortenau

Wachsende Aufgaben, steigende Arbeitsbelastung und Personalmangel: Um auf die Probleme in ihrem Job aufmerksam zu machen, schickten rund 100 Ortenauer Lehrkräfte ihre Wünsche und Forderungen per Postkarte an das Kultusministerium.

Der Kreisverband Ortenau der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hat im vergangenen Jahr Lehrkräfte dazu aufgerufen, ihre Wünsche und Forderungen in Form einer Postkarte an das Kultusministerium zu richten. Diese wurden nun nach Stuttgart verschickt. Darüber informiert die GEW in einer Mitteilung. Als Adressaten standen sowohl die Kultusministerin Theresa Schopper als auch die beiden aus der Ortenau stammenden Staatssekretäre Sandra Boser und Volker Schebesta zur Auswahl.

 

„Durch die steigende Arbeitsbelastung sehen wir einiges an Gefahren auf das Schulsystem zukommen“, erklärt die stellvertretende Vorsitzende Patricia Ball. Diese würden vor allem in der sinkenden Attraktivität des Berufsbildes liegen. Das führe zum einen zu Nachwuchsproblemen und zum anderen zu der Zunahme von gesundheitsbedingten Ausfällen der Kollegen. Hinzu komme auch noch das neue Übergangsverfahren an den Grundschulen namens „Navi 4“, das noch schnell vor Weihnachten „gewuppt“ wurde, heißt es in der Mitteilung. Dieses sieht unter anderem zwei landesweit einheitliche Arbeiten in Deutsch und Mathematik vor, die in der vierte Klassen geschrieben werden sollen.

Lehrer fordern eine Gehaltsangleichung

Daher stand für das Vorstandsteam der GEW Ortenau schon früh im Jahr 2024 fest, sich hinter die fünf Grundforderungen der Landes-GEW zu stellen (siehe Info) und die Möglichkeit einer individuellen Forderung bieten zu wollen. Mehr als 100 Kollegen beteiligten sich an der Aktion, freut sich die Gewerkschaft. Konkret forderten die Lehrer unter anderem die Gehaltsangleichung der Grundschulkräfte, mehr Stunden in der Frühförderung und den sonderpädagogischen Diensten, die Abbildung der Beratungskonzepte in den Deputaten und Stundenplänen der Schule, eine personelle Ausweitung der Schulpsychologischen Beratungsstelle und eine bessere Ausstattung von Inklusionsmaßnahmen.

Für Mazze Biegert, stellvertretender Kreisvorsitzender, sei es selbstverständlich, dass man neben seinem Beamtenstatus auch Staatsbürger ist, dessen Pflicht es mitunter sei, auf Probleme und Missstände hinzuweisen und die politischen Akteure aufzufordern, sich in ihrer Arbeit stärker mit diesen Themen auseinanderzusetzen. Problematisch ist laut der Pressemitteilung unter anderem das Arbeitszeitmodell, in dem Lehrkräfte beschäftigt sind. Auch wenn in der Theorie eine 41-Stunden-Woche grundlegend ist, müssten sie neben dem Unterricht viele weitere Aufgaben unter einen Hut bringen. Demnach werde erwartet, sich konstruktiv in die Schulentwicklung einzubringen, in der kommunalen Öffentlichkeit sichtbar zu sein, Leistungsmessung in teilweise vier Niveaustufen zu differenzieren sowie sich in immer wieder in neue Konzepte und Projekte einzuarbeiten.

Arbeitsbelastung soll in den Blick genommen werden

Auch steigt der Anteil der individuellen Beratung stark an, da sowohl seitens der Schüler als auch der Eltern neue Beratungskonzepte verlangt werden, heißt es weiter.

Auch wenn viele dieser Ideen und Konzepte sinnvoll sind, gilt es, die Arbeitsbelastung und stärker in den Blick zu nehmen, gibt Markus Widera zu bedenken. Er setzt sich laut Mitteilung dafür ein, dass die tatsächliche Arbeitszeit von Lehrkräften ordentlich erfasst wird, damit sichtbar wird, wo sich die Belastungsspitzen in diesem Bereich befinden und man vor allem auch an einer Lösung der Problematik arbeiten kann. Um für dieses Thema zu sensibilisieren, wird er dazu am Donnerstag, 16. Januar, ab 17.30 Uhr in der Astrid-Lindgren-Schule in Offenburg zusammen mit der Bezirksvorsitzenden Katharina Klink und interessierten Lehrkräften über die Arbeitszeiterfassung informieren und diskutieren.

Die Gewerkschaft erhofft sich, dass sich die Angesprochenen den Anliegen annehmen. Laut Biegert liegt der Ball nun im Feld des Kultusministeriums.

Info – Die fünf Forderungen der Landes-GEW

Zu den fünf Kernforderungen der Landes-GEW zählen: weniger Arbeitspakete, Deputate senken, mehr Neueinstellungen, Lehrkräftegesundheit in den Mittelpunkt stellen und Verwaltungsaufgaben eindämmen.