Die Theaterleiterin des Lahrer Forum-Kinos, Nina Orechowskij (links), hat alle Hände voll zu tun, seit die 3G-Regel gilt. Foto: Schubert

So manchem ist nicht immer klar, welche Corona-Regeln gerade gelten.

Lahr/Ortenau - So manchem ist nicht immer klar, welche Corona-Regeln gerade gelten. Im Lahrer Forum-Kino führt das seit Einführung der 3G-Regel immer wieder zu Streit mit Kino-Besuchern. Betreiber und Theaterleitung berichten.

Getestet, geimpft, genesen – das ist die Faustregel, wenn man momentan ins Kino will. Aber nicht alle Besucher sind darauf vorbereitet: "Die ersten Tage mit der 3G-Regel waren nicht schön", berichtet Jan Marc Maier, Betreiber der Forum-Kinos in Lahr, Offenburg und Rastatt. Aggressivität, riesigen Diskussionsbedarf – in nie da gewesenen Dimensionen – und Frust, das seien die Reaktionen von manchen Kino-Besuchern in Maiers Filialen gewesen.

Neustart nach insgesamt 14-monatiger Schließzeit

Eine Herausforderung für sein Team. Erst vor eineinhalb Monaten, am 8. Juli, hatte er seine Kinos nach insgesamt 14 Monaten Schließzeit wiedereröffnen dürfen. Nach der damaligen Corona-Regelung brauchte man keinen Test, um ins Kino zu kommen. Jetzt muss pandemiebedingt das volle Programm vom Kino-Personal kontrolliert werden. Denn seit dem 16. August gilt die 3G-Regel. Das führt zu Stress beim Einlass.

"Unsere Mitarbeiter sind teilweise beleidigt worden", bedauert Maier, "wir können ja nichts dafür, wir müssen nur eine Verordnung umsetzen." Manche Menschen könnten die neuen Regeln absolut nicht akzeptieren, berichtet Maier im Gespräch mit der Lahrer Zeitung. "Es ist eine neue Situation für alle, aber das ist mein betroffener, trauriger erster Eindruck nach den ersten Tagen mit 3G", fügt er hinzu. Gleichzeitig ist er davon überzeugt, dass man sich in einem Prozess befinde, die Menschen sich bald an die neuen Regeln gewöhnen, sich besser vorbereiten würden.

Problematisch sei es, so Maier, dass wieder nur ein Teilbereich der Gesellschaft von der 3G-Regel betroffen sei: die Kultur-, Freizeit- und Gastronomiebranche. "Viele andere Bereiche, wie der Einzelhandel, sind gar nicht von der Regelung berührt. Das ist ein Ungleichgewicht, das da herrscht." Das führt zu Verwirrung bei der Bevölkerung, da ist sich Maier sicher.

Vor der 3G-Regel war der Inzidenzwert ausschlaggebend für die Regeln beim Kino-Besuch, keinerlei Nachweise wurde benötigt. Allerdings konnten damals nur 30 Prozent der Kinosessel belegt werden. Skeptisch sieht der Betreiber die Aussage der Landesregierung, dass es mit der 3G-Regelung nun neue Freiheiten für die Bevölkerung gebe. "Die sehe ich bei uns nicht. Jetzt haben wir eine Hürde, nämlich eine Kontrollsituation, um ins Kino zu kommen. Jeder, ob nun geimpft, genesen oder getestet, muss seinen Nachweis vorzeigen. Jetzt haben wir keinen barrierefreien Zugang mehr."

Im Gespräch mit Maier wird deutlich, dass die Situation vor 3G um einiges entspannter für ihn als Betreiber sowie für seine Mitarbeiter war. Viele Vorstellungen seien ausgebucht gewesen. Die Besucher hätten sich mit der 30-prozentigen Belegungskapazität arrangiert. Bei der Wiedereröffnung Anfang Juli durfte Maier von insgesamt 3500 Kinosesseln in Lahr, Offenburg und Rastatt nur 1050 belegen.

Wenn eine Vorstellung ausgebucht war, buchten Besucher einfach eine andere. Aus diesem Grund hat er das Gefühl gehabt, dass die Menschen das Kino wirklich vermisst hatten. In der Summe habe man natürlich auch vor 3G sehr viel weniger eingenommen, vor allem durch die Belegungseinschränkung der Kinosäle, sagt er.

Doch auch jetzt, wo durch die 3G-Regelung eine volle Belegung der Kinosäle möglich wäre – "nach der Verordnung müssen wir überhaupt keine Abstände mehr einhalten" –, bleibt links und rechts eines Besuchers ein Platz frei. Dafür hat sich Jan Marc Maier unabhängig von der geltenden Verordnung entschieden: "Einfach weil wir nicht glauben, dass die Mehrheit des Publikums jetzt schon so eng aufeinandersitzen möchte." Man wisse ja, dass Schnelltests eine gewisse Unsicherheitsmarge aufweisen.

Die Menschen haben wieder Lust aufs Kino

Im Forum-Kino in Lahr ist Theaterleiterin Nina Orechowskij optimistisch gestimmt. "Wir merken, dass die Menschen trotzdem kommen, auch wenn die Regelungen von der Landesregierung wieder ziemlich kurzfristig kamen." Die anfänglichen Schwierigkeiten mit 3G bestätigt sie, viele Besucher im Lahrer Kino seien nicht auf dem Laufenden gewesen, es sei zu Diskussionen gekommen. "Wir hoffen, dass es sich einpendelt."

Um Verständnis bittet Maier in Bezug auf die Stornierungsbedingungen für Tickets, die in der App gekauft wurden. Stornieren könne man kostenlos bis zu vier Stunden vor Vorstellungsbeginn. "Wenn man am Einlass mit dem Ticket steht und keinen Nachweis hat, dann kann die Karte auch nicht mehr storniert werden", teilt Jan Marc Maier mit, "darunter können wir nicht auch noch leiden."

Die Menschen hätten auch eine Selbstinformationspflicht über die geltenden Regeln. Die Forum Kinos würden ihre Besucher überall, online und in der hauseigenen App, über die Zugangsbedingungen informieren.

So bekommt man ein Ticket: Kino-Tickets können entweder über die App der Forum Kinos reserviert oder auch vor Ort an der Kasse gekauft werden. Bei Buchungen über die App wird zeitgleich eine Registrierung der personenbezogenen Daten vorgenommen. Wer erst vor Ort eine Karte kauft, ist verpflichtet ein Corona-Kontakt-Formular auszufüllen.

So läuft’s vor Ort: An der Kasse wird jeder Kinobesucher vor Kauf des Tickets befragt, ob der benötigte 3G-Nachweis mitgeführt wird. Vor Einlass in den Kinosaal werden Kino-Ticket und 3G-Nachweis kontrolliert. Im Gebäude herrscht Maskenpflicht, auch am Sitzplatz. Für den Verzehr von Speisen und Getränken kann die Maske kurz abgenommen werden.

Diese Nachweise werden benötigt: Kino-Besucher sind seit Einführung der 3G-Regel am 16. August dazu verpflichtet dementsprechende Nachweise mit sich zu führen. Gültig sind: ein Nachweis über eine doppelte Corona-Impfung, eine Genesung von einer Corona-Infektion oder ein Schnelltest, der nicht älter als 24 Stunden sein darf.