Ewald Grimm (von links) rückt für Günter Posselt in der CDU-Fraktion nach, der von Oberbürgermeister Ralf Broß am Mittwochabend aus dem Gemeinderat verabschiedet worden ist. Foto: Nädele

Mit Günter Posselt hat Oberbürgermeister Ralf Broß am Mittwochabend "eine Persönlichkeit der Stadt Rottweil" und einen Kenner der Kommunalpolitik nach mehr als 22 Jahren aus dem Gemeinderat verabschiedet.

Rottweil - Der Gemeinderat sei ihm tatsächlich ein Teil Heimat gewesen, sagte Günter Posselt am Mittwochabend in der Sitzung des Gemeinderats. Und: Er habe "knapp 23 Jahre lang in bescheidenem Umfang die Geschicke meiner Heimatstadt mitgestalten dürfen". Zwei Zitate aus der Abschiedsrede des langjährigen Vorsitzenden der Rottweiler CDU-Stadtratsfraktion – und sie spiegeln wider, was zuvor Broß gemeint hat. Der hatte Posselt als "immer souverän und ruhig, in der Sache konsequent, aber auch fair und sachlich" beschrieben. Günter Posselt habe "zum Wohle der Stadt auch eigene Interessen" hintenangestellt.

Immer nah dran an den Bürgern

"Mit Ihnen wird ganz viel Erfahrung verloren gehen", lobte der OB die Weitsicht und die Verbundenheit des gebürtigen Rottweilers: eines überaus engagierten Ehrenamtlichens, der immer nah dran an seinen Mitbürgern und deren Ansichten und Problemen sei.

Arved Sassnick (SPD+FFR) hätte in einer normalen Gemeinderatsdebatte dem Vorsitzenden uneingeschränkt zustimmen können. Die Sachkundigkeit, den juristischen Sachverstand, die Diskussionsbereitschaft und die hilfreichen Beiträge Posselts führte er als Sprecher der größten Fraktion im Namen des Gremiums vor Augen. "Wir verlieren einen Kollegen, der schwer zu ersetzen sein wird."

Ein passionierter Radler

Im Amt des Fraktionsvorsitzenden tritt Monika Hugger diese Aufgabe an. Und für den passionierten Radler hatte sie die treffende Rede parat. Mit einem Etappenrennen verglich sie das Engagement im Gemeinderat. Da gebe es kurze Sprints, lange Flachlandpassagen mit holprigem Untergrund und Gegenwind, auslaugende Bergetappen, Mannschafts- wie auch Einzelzeitfahren. Unabdingbar sei der Wille, das Ziel zu erreichen. Dabei habe Posselt das CDU-Team immer wieder gefordert, sei aber nicht im Windschatten gefahren, sondern habe Position bezogen.

"Wir sehen uns. Bis bald", verabschiedete sich Posselt, der als Dank für die jahrelange Arbeit von Broß das Kunstwerk von Marion Moritz aus dem historischen Ratssaal entgegen nahm. Dass er durch die Verlegung der Gemeinderatssitzung nun doch eine Woche länger als gedacht im Amt war, hätte ihm fast noch einen Strich durch die Rechnung gemacht, denn gemeinsam mit seiner Frau startet er jetzt zunächst mal auf eine dreiwöchige Radtour durch die Republik.

Ewald Grimm rückt für Posselt im Gremium nach. Er kennt die Arbeit im Gemeinderat bereits, denn für ihn ist es eine Rückkehr in die Position eines Stadtrats. Nach der Verpflichtung durch Broß dauerte es so auch nicht lange, bis es den ersten Redebeitrag gab.

In jedem Anfang

"Immer gute Entscheidungen" wünschte Günter Posselt seinen langjährigen Kollegen, dazu die notwendige Gelassen- und Ausgeglichenheit. Der Verwaltung gab er den Rat, "ab und zu mal die Brille des Gemeinderats aufzusetzen". Daheim wartete bereits Posselts Frau mit einem Glas Sekt auf ihren Mann, um auf das Ende dieses Abschnitts anzustoßen. Aber wie Posselt zitierte: In jedem Anfang wohnt ein Zauber inne.