Das sind die Carix-Tanks, in denen das Wasser entkalkt wird. Sie wurden im April 2023 an Ort und Stelle mittels Kran eingebaut, als das Dach beim Rohbau noch offen war. (Archivbild) Foto: Wilfried Strohmeier

Die Carix-Anlage im neuen Wasserwerk Schabelwiesen in Bad Dürrheim geht ab dem 5. März in Betrieb. Es ist die zweite Phase, die eine erhebliche Verbesserung der Wasserhärte für die Bürger der Kernstadt, Hochemmingen und Brigachtal mit sich bringt.

Die Carix-Anlage arbeitet mit einem innovativen Ionenaustauschverfahren, das gezielt Calcium und Magnesium aus dem Wasser entfernt – die Hauptverursacher von Kalkablagerungen.

 

Neben der Enthärtung werden auch unerwünschte Stoffe wie Nitrat, Sulfat, Chlorid und selbst Spurenstoffe wie Uran reduziert. Durch die neue Carix-Anlage sinkt die Wasserhärte von bisher rund 25 Grad deutscher Härte (dH) auf einen Werte von rund neun Grad dH.

Nachhaltige Regeneration mit Kohlendioxid

Ein besonderer Vorteil des Carix-Verfahrens ist die chemikalienfreie Regeneration der sogenannten Harze mit Kohlendioxid (CO2). Diese Harze können ähnlich wie ein Schwamm bestimmte Stoffe aus dem Wasser aufnehmen und entfernen. Anstelle von chemischen Mitteln wird zur Regeneration der Harze Kohlendioxid verwendet, welches weitgehend wieder aus den Rückspülwassern zurückgewonnen werden kann und wiederverwendet wird.

Das dabei entstehende kalkhaltige Rückspülwasser kann in die Stille Musel eingeleitet werden. Zur Lagerung des flüssigen Kohlendioxid wurde ein spezielles Silo mit 13,6 Tonnen Fassungsvermögen vor dem Wasserwerk errichtet.

Chlorung des Trinkwassers sorgt für Verunsicherung

Aufgrund der Erfahrungen aus der mikrobiologischen Verunreinigung des Trinkwassers im Oktober 2022 in Bad Dürrheim und als Ergebnis der damaligen Besprechungen mit dem Gesundheitsamt wurde noch in 2022 entschieden, im neuen Wasserwerk eine stationäre Anlage zur Transportchlorung des Trinkwassers einbauen zu lassen, teilt die Stadtverwaltung mit.

Mitte 2023 hat die Gemeinde Brigachtal für ihr Leitungsnetz die Transportchlorung beschlossen. So wurde diese für beide Leitungsnetze im neuen Wasserwerk installiert. Das Gesundheitsamt hält die Transportchlorung aufgrund der in der Vergangenheit wiederholt aufgetretenen mikrobiologischen Verunreinigungen sowie der langen und verzweigten Transportwege für sinnvoll und unerlässlich zum Schutz der Bevölkerung.

Seit der Anbindung der Kernstadt Bad Dürrheim und Hochemmingen Ende Dezember 2024 an das neue Wasserwerk, gab es nun vereinzelt Rückmeldungen aus der Bürgerschaft, die einen Chlorgeschmack im Wasser wahrgenommen haben.

Stellungnahme der Stadtverwaltung

Die Stadtverwaltung und das Wasserwerk beziehen in einer Pressemitteilung Stellung: Der Chlorgehalt im Trinkwasser liegt im vorgeschriebenen Bereich der Trinkwasserverordnung und ist gesundheitlich unbedenklich. Die Chlorung ist eine Präventivmaßnahme und dient ausschließlich dazu, eine sichere Wasserqualität zu gewährleisten. Der wahrnehmbare Chlorgeruch wird in den kommenden Monaten deutlich nachlassen, weil dann die geruchsauslösenden, chemischen Reaktionen zwischen dem Chlor und den mikrobiologischen Ablagerungen im Leitungsnetz weitgehend abgeschlossen sind. Das Wasser kann nach wie vor bedenkenlos getrunken und für alle Haushaltszwecke genutzt werden.

Schrittweise Inbetriebnahme sorgt für Stabilität

Seit Ende Dezember wird das Trinkwasser in einem ersten Schritt bereits grundlegend aufbereitet, indem Bakterien, Viren und Trübstoffe entfernt werden.

Bürgermeister Jonathan Berggötz: „Die hohe Qualität unseres Trinkwassers hat oberste Priorität. Wir freuen uns, dass ab März endlich weiches Wasser in die Haushalte gelangt.“ Allerdings kann es ab dem 5. März noch mindestens zwei bis drei Tage dauern, bis das weiche Wasser vom Wasserwerk das in den Leitungsnetzen vorhandene, harte Wasser verdrängt hat und alle Haushalte von Bad Dürrheim und Brigachtal voll erreicht.

Die bis zu diesem Zeitpunkt betriebenen Entkalkungsanlagen der Haushalte und Betriebe können dann abgeschaltet werden oder durch einen Fachbetrieb auf eine noch weichere Wasserqualität von sechs Grad dH umgestellt und weiterbetrieben werden, so die Stadt.

Vorteile der Umstellung auf weicheres Wasser

Haushaltsgeräte wie Waschmaschinen und Wasserkocher setzen deutlich weniger Kalk an und haben eine längere Lebensdauer. Zudem gibt es weniger Kalkablagerungen in Rohren und Armaturen, die Verwendung von Wasch- und Reinigungsmitteln kann reduziert werden, da diese in weichem Wasser effizienter wirken. Und: Die nachhaltige Wasserenthärtung ohne chemische Regenerationsmittel leistet einen wertvollen Beitrag zum Umweltschutz.

Investitionen in die Wasserversorgung

Das Wasserwerk wurde mit einer Investitionssumme von rund elf Millionen Euro realisiert, Baden-Württemberg fördert das Projekt mit knapp 1,2 Millionen Euro. Die Kosten werden voraussichtlich auf rund 80 Prozent für Bad Dürrheim und rund 20 Prozent für Brigachtal verteilen. Bei Rückfragen können sich Bürger per E-Mail unter alexandra.wischniowski@bad-duerrheim.de an das Wasserwerk wenden.