Vor einigen Jahren tötete ein Schwan den Nachwuchs anderer Vögel – die Folge von Fütterung durch Menschen. Foto: Buck

Enten, Schwäne oder Tauben zu beobachten macht vielen Menschen Freude. Da ist der Griff in die Brottüte schnell geschehen – so ein paar Krümel sind für die Tiere ja lecker und gesund, oder? Keineswegs. Das Füttern kann für die Vögel im schlimmsten Fall sogar tödlich enden.

Calw - Man sieht es oft in Calw im Bereich des Nagoldufers, oder auch mitten in der Lederstraße: Menschen, die Schwäne, Enten oder Tauben mit Brot füttern. Sie meinen das sicherlich gut – doch ahnen sie vermutlich nicht, welchen Schaden sie damit anrichten können. Nicht nur, was die Gesundheit der einzelnen Vögel anbelangt, sondern auch auf deren Verhalten und die Gesamtpopulation bezogen.

Werden Brot oder andere Backwaren verfüttert, wirkt das auf Wasservögel wie Junkfood, erklärt Stefanie Schweigert, Pressesprecherin der Stadt Calw auf Nachfrage unserer Redaktion. Sie enthalten viele Kohlenhydrate – dieses Futter erfordert also wenig Anstrengung, ist stark gesalzen und einseitig. Werden die Wasservögel regelmäßig mit Brot gefüttert, leiden sie langfristig unter Nährstoffmangel und werden dadurch anfälliger für Krankheiten. Und: "Die Wasservögel fressen aus Instinkt so viel sie können, aber auch solange, wie man sie weiter füttert. Dass die Tiere dann in Mengen zu einer künstlichen Futterstelle kommen, ist dann nicht mehr unbedingt ein Zeichen von Hunger. Dies ist ein Zeichen von Gewöhnung", zeigt Schweigert auf.

Nur schwer verdaulich

Natürlich ist das auch deutlich bequemer, als selbst auf Nahrungssuche zu gehen, obwohl es in der Natur genug Nahrung gäbe. Die Folge: Die Vögel werden dick und träge. Ganz abgesehen von der Tatsache, dass Brot für Enten und andere Wasservögel nur schwer verdaulich ist.

Werden sie regelmäßig von Menschen gefüttert, ändert sich auch das Verhalten der Tiere. "Zum einen verlieren sie ihre natürliche Fluchtdistanz zum Menschen und die teilweise größeren Vogelansammlungen bewirken bei ihnen Stress und machen sie aggressiv", so die Pressesprecherin. Eine solche Problematik habe sich an der Nagold in den vergangenen Jahren bereits gezeigt: "Hier gab es Meldungen über einen ›Killerschwan‹, der den Nachwuchs der anderen Wasservögel getötet hat", berichtet Schweigert. Doch dieses – aus Menschensicht – brutale Verhalten hat ganz logische Gründe: Der Schwan hat wohl seine lukrative Nahrungsquelle an der Nagold verteidigt.

Winter nicht überstehen

Spielt man das Spiel weiter, verändern sich die gesamten Gewohnheiten der Vögel. Üblicherweise haben sie kein Problem, im Winter – sofern es kein extrem harter ist – Nahrung zu finden und zu überleben. Werden sie aber regelmäßig gefüttert, werden sie regelrecht abhängig davon. Und sterben im schlimmsten Fall, sobald mal längere Zeit kein Mensch da ist, um sie zu füttern. "Das Füttern ist also ein gefährlicher Eingriff in die Natur", resümiert die Pressesprecherin der Stadt Calw.

Im Übrigen ist es auch verboten. Laut Polizeiordnung der Stadt Calw gibt es ein Tauben- und Entenfütterungsverbot. "Tauben und Enten dürfen auf öffentlichen Straßen und Gehwegen sowie Grün- und Erholungsanlagen nicht gefüttert werden. Eine Zuwiderhandlung ist eine Ordnungswidrigkeit", zitiert Schweigert.

Dennoch werden laut ihr immer wieder Passanten dabei beobachtet, den Vögeln Brot zu geben. Sogar mehrfach dieselben, sagt sie. "Es gibt Leute, die ganze Tüten von den Brücken in die Nagold entleeren – also Müllentsorgung betreiben– und dann noch meinen, das sei gut für die Umwelt. Sowas geht natürlich nicht", echauffiert sich die Pressesprecherin. Und fügt an: "Es kommt wie bei Vielem im Leben auf Art und Maß an – aber in Calw ist dies (das Füttern, Anm. d. Red.) prinzipiell verboten." Sie verweist auf Tierparks: Dort darf man, wenn überhaupt, auch nur das dafür bereitgestellte Futter verfüttern und kein Brot – "aus fast den gleichen Gründen".