Obertorplatz-Fontänen und der Rathausbrunnen laufen über einem geschlossenen Kreislauf. Foto: Stopper

Brunnen und Wasserspiele sorgen in der Hechinger Oberstadt bei hochsommerlichen Temperaturen für wohltuende Abkühlung. Doch ist deren Betrieb angesichts von Wasserknappheit nicht auch Verschwendung? Wir fragten nach.

Hechingen - Wenn die Temperaturen an die 30-Grad-Marke klettern und die Sonne gleißend am Firmament steht, lieben es nicht nur Kinder, die Arme und Füße zur Abkühlung in einen Brunnen zu hängen oder sich vom Nebel der Wasserfontänen abkühlen zu lassen. Doch angesichts der anhaltenden Trockenheit, ausgetrockneter Bäche und Niedrigwasser sogar in den großen Flüssen fragt sich mancher, ob es solcher schöner Spielereien noch braucht. Oder ob diese nicht zur Wasserersparnis besser abgeschaltet werden sollten?

Und warum werden in Zeiten von beinahe extremer Wasserknappheit noch immer öffentliche Grünanlagen und der Sportrasen des Weiherstadions bewässert? Ist denn das notwendig? Über diese Fragen war dieser Tage eine Diskussion besorgter Hechinger Bürger in den sozialen Medien entbrannt.

Blühpflanzen, Bäume und Stadion-Rasen werden aus Zisterne gegossen

Die Gießkolonnen des Betriebshofs konnten bis vor kurzem noch das Gießwasser aus der 150 000 Liter fassenden Regenwasserzisterne beim Bauhof schöpfen, beruhigt Hechingens Pressesprecher Thomas Jauch die Kritiker. Doch auch ihr war angesichts der langen Trockenheit in den vergangenen Tagen der Saft ausgegangen. Deshalb mussten die städtischen Tankwägelchen nun doch mit Frischwasser befüllt werden.

Das sei unbedingt notwendig, denn das Gießen komplett einzustellen, sei bei manchen Pflanzen oder Anlagen einfach keine Option, so Jauch. Normale Rasenflächen, beispielsweise auf dem Freibadgelände, würden natürlich nicht bewässert, weswegen diese teilweise auch ein ziemlich armseliges Aussehen hätten. Blühende Pflanzen allerdings, auch in Kübeln, wertvolle Bäume im Stadtgebiet oder der Rasen des Weiherstadions müssten notgedrungen mit dem wertvollen Nass versorgt werden.

Wenn nicht gegossen wird, könnten die Trockenschäden enorm sein

Ansonsten, so Jauch, könnten die Trockenschäden enorm sein. Der Rasen des Weiherstadions hätte viel Geld gekostet und sei ein "wertvolles Gut", so Jauch. Und schließlich müsse der Rasen ja auch für die anstehende Fußball-Verbandsrunde bespielbar sein.

Und warum wird der Eisweiher mit Wasser vollgepumpt? Auch dies sei notwendig, erklärt Jauch. Prophylaktisch werde zum Schutz der sich darin befindlichen Fische in einer von der Feuerwehr erstellten Schlauchleitung dem Weiher seit rund einer Woche Frischwasser zugeführt. Die Entscheidung sei vom zuständigen Sachgebiet Tiefbau aus ökologischen Gesichtspunkten getroffen worden, um den für die Lebewesen notwendigen Sauerstoffgehalt des Wassers zu garantieren.

Trinkwasser in Hechingen wird aus drei Netzen gespeist

Dass wegen dieser überschaubaren Wasserentnahme der Stadtgärtnerei in Hechingen das Trinkwasser knapp werden könnte, sei natürlich auf keinen Fall zu befürchten, kann Thomas Jauch auch hier beruhigen. Das Frischwassernetz in Hechingen sei an drei Zapfsäulen angeschlossen.

Dies sind die Bodenseewasserversorgung, der Zweckverband Wasserversorgung Hohenzollern sowie eigene Quellen. Alle drei Versorgungsnetze wiederum sind untereinander vernetzt, sodass bei einem eventuellen Ausfall, beispielsweise der eigenen Quellen, immer ein Wasserdurchfluss garantiert wäre.

Rathausbrunnen und Obertorplatz-Fontänen sind geschlossene Kreisläufe

Ganz unterschiedlich ist die Situation bei den Brunnen im Stadtgebiet. Die Kaskaden des Rathausbrunnens sowie die Fontänen des Wasserspiels auf dem Obertorplatz laden Einwohner wie Stadtbesucher ein, die abkühlende Wirkung des Wassers zu genießen – ohne dabei ein schlechtes Gewissen haben zu müssen, wie aus dem Rathaus zu vernehmen ist.

Denn, so erklärt der Pressesprecher, diese beiden größten Wasserspiel-Anlagen im Stadtgebiet würden in einem geschlossenen Kreislauf betrieben. Was heißt: Das Wasser wird lediglich umgewälzt, sodass die Tanks der Anlagen nur gelegentlich mit Wasser aus der Brunnenstube aufgefüllt werden müssen. Um einer drohenden Keim- oder Algenbildung des Wassers vorzubeugen, müsse dieses allerdings behandelt, sprich: mit Chemie versetzt werden.

Und wie sieht es bei den weiteren kleinen Brunnen im Stadtgebiet aus?

Manche der übrigen Brunnen im Stadtgebiet würden laut Jauch über Hechinger Quellen gespeist, wie beispielsweise der "Lorettobrunnen" im Masurenweg. Weitere Brunnen, manche davon auch in den Stadtteilen, würden mit Frischwasser aus der Leitung betrieben. Dass diese zum Wassersparen abgeschaltet werden sollen, daran sei im Augenblick aber noch nicht gedacht, so Jauch.

Die Überläufe aus diesen Brunnen würden in den Kanal geleitet und landeten so schließlich in der Kläranlage und von dort aus in der Starzel, erklärt Jauch. Womit das Wasser dann auch nicht gänzlich vergeudet wäre. Denn die Einleitungen aus den Kläranlagen machen mittlerweile einen beträchtlichen Teil des Durchflusses der beinahe ausgetrockneten Starzel aus. Fische und andere Lebewesen werden es also danken, wenn neben den klassischen "Abwässern" auch etwas Frisch- oder Quellwasser für deren Erquickung sorgen.

Info: Die Hechinger Brunnen

In Hechingen und den Stadtteilen gibt es allerlei Brunnen und Wasserzapfstellen, beispielsweise auf den Friedhöfen. Wir haben sie alle zusammengestellt.

Kernstadt Hechingen: Wasserspiel Obertorplatz, Rathausbrunnen Marktplatz, Martinsquelle, Lorettobrunnen (Masurenweg), Brunnen am Kegeltorweg.

Boll: Hüttenwiesen (Ziegelhütte), Marienbrünnle Aufgang Mariazell, Friedhof Mariazell, Dorfplatz Fontänen.

Schlatt: Friedhof, Wörthstrasse, Lammplatz (Ortsmitte).

Stetten: Bachstraße, Gussbrunnen Brünnlesstrasse, Narrenbrunnen beim Rathaus.

Stein: Friedhof, Dorfbrunnen.

Weilheim: Urbankappelle/Grosselfingerstrasse, Urbanstrasse Granittrog, zwei Gussbrunnen Richtung Siegental, Friedhof.