Stadt und Landratsamt Tübingen bestätigt Keime im Wasser des neuen Wasserspielplatzes im Schänzle. Foto: Nowotny

Nach dem Besuch des neu eröffneten Wasserspielplatzes im Schänzle in Rottenburg erlitten viele Kinder Magen-Darm-Beschwerden. Wasserproben des Landratamtes zeigten jetzt eine hohe Keimbelastung. Die Stadt hat den Spielplatz vorerst geschlossen und untersucht die Ursachen.

Über Übelkeit, Erbrechen und Durchfall klagten zahlreiche Kinder vergangenes Wochenende nach einem Besuch auf dem erst neu eröffneten Wasserspielplatzes im Schänzle. Nachdem Verdacht mehrer Eltern, dass etwas mit der Wasserqualität nicht stimme, ließ die Stadt das Wasser umgehend vom Landratsamt prüfen und die Wasserfontänen abstellen.

Jetzt kam die erschreckende Analyse: „Das Wasser des Rottenburger Wasserspielplatzes im Schänzle enthält eine hohe Anzahl Keime, die geeignet sind, Magen-Darm-Erkrankungen hervorzurufen“, informiert die Rotenburger Stadtverwaltung am Donnerstagnachmittag in einer Pressemitteilung.

Bei den Kindern waren Noroviren nachweisbar

Das Gesundheitsamt teilte der Stadtverwaltung mit, dass Keime in erhöhter Konzentration nachweisbar seinen, die man typischerweise auch im Darmtrakt findet. „Durch diese Verschmutzung sind über das Wasser des Wasserspiels übertragene Infektionen des Magen-/Darmtrakts gut möglich“, heißt es von Seiten den Landratamtes.

Außerdem seien in Stuhlproben von erkrankten Kindern Noroviren nachweisbar gewesen. „Noroviren sind sehr ansteckend und auch über Erbrochenes übertragbar. Die Inkubationszeit beträgt bei diesen Infektionen meist nur Stunden bis wenige Tage“, so die Aussage des Landratamtes.

Ursachen werden geprüft – War die Stadtverwaltung falsch beraten?

Die Rottenburger Stadtverwaltung bedauere es laut Mitteilung außerordentlich, dass es offensichtlich erhebliche Schwierigkeiten mit der Anlage gibt, die das Wasser so haben verunreinigen lassen. Welche Ursachen hier zugrunde liegen, werde noch eingehend geprüft. Dabei stelle sich auch die Frage, ob die Stadtverwaltung möglicherweise falsch beraten wurde, hinsichtlich der Eignung eines solchen Fontänenfelds als Wasserspielplatz mit intensiver Nutzung durch viele Kleinkinder, insbesondere bei Events wie dem Neckarfest.

Vor Inbetriebnahme wurde die Anlage gründlich gereinigt, desinfiziert und mit Frischwasser befüllt, versichert Jürgen Klein, Leiter des städtischen Tiefbauamts. „Es tut mir wahnsinnig leid, was passiert ist und wünsche den Kindern, die infolge der Keime krank geworden sind, alles Gute und schnelle Genesung.“

Die Stadtverwaltung berate sich jetzt mit Fachleuten und sei in enger Abstimmung mit dem Gesundheitsamt, wie auf dem Wasserspielplatz künftig die Verkeimung zuverlässig verhindert werden könne. „Bis eine Lösung gefunden ist, bleibt die Anlage abgestellt“, so die Verwaltung.

Besserung der Symptome innerhalb von 48 Stunden

Das Gesundheitsamt des Landkreises Tübingen weißt daraufhin, dass die Inkubationszeit bei Infektionen mit Darmkeimen meist nur wenige Tage betrage, so dass mögliche Infektionen bereits meist zu einer Erkrankung führten: „Bei entsprechenden Beschwerden sollte der damit einhergehende Flüssigkeits- und Elektrolytverlust ausgeglichen werden, zum Beispiel durch gezuckerten Tee und Salzgebäck. Eine Besserung der Symptome kann innerhalb von 48 Stunden erwartet werden. Nur bei hohem Fieber, schwerem Krankheitsgefühl oder starken Schmerzen ist ein Arztbesuch ratsam. Damit andere nicht angesteckt werden, sollte bei Durchfällen und Erbrechen insbesondere die Händehygiene vor allem nach Nutzung der Toilette und vor der Essenszubereitung beachtet werden. Darüber hinaus sollten die Unterwäsche und Handtücher bei mindestens 60 Grad gewaschen werden.“

Wasser ist kein Trinkwasser

„Der Wasserspielplatz im Schänzle ist erst seit wenigen Tagen in Betrieb und wurde am Samstag pünktlich zum Neckarfest offiziell eröffnet. Es handelt sich um ein sogenanntes Fontänenfeld, das auch an vielen anderen Orten betrieben wird“, erklärt die Verwaltung.

Diese wurde von einem Planungsbüro mit entsprechenden Referenzen beraten und habe eine Fachfirma beauftragt, das Fontänenfeld für die Nutzung als Wasserspielplatz zu errichten. Die Anlage werde mit Leitungswasser gespeist, das aus einer Zisterne mit Pumpen nach oben gefördert würde. „Verluste im System werden mit neuem Leitungswasser ausgeglichen.“

„Alleine schon weil auch Regen in dieses System gelangt, handelt es sich bei dem heraussprudelnden Wasser nicht um Trinkwasser. Der am Wasserspielplatz angebrachte Hinweis ’Kein Trinkwasser’ soll verhindern, dass das Wasser, ähnlich wie bei zahlreichen Brunnen, nicht in großen Mengen regelrecht getrunken wird“, verdeutlicht die Verwaltung.