Das Wasserschloss hat denkmalpflegerisch einen hohen Stellenwert.Fotos: Cools Foto: Schwarzwälder Bote

Ausschuss: Untersuchungen an Fassade des Wasserschlosses vorgestellt / Sanierungskosten noch unklar

"Früher hat man sehr nachhaltig gearbeitet – viel besser als heute", stellte Architekt Gerhard Schlotter am Wasserschloss in Glatt fest. Eigentlich hatte sich der Technische Ausschuss die Fassade aus der Nähe ansehen wollen. Wegen des Starkregens versammelte man sich stattdessen in der überdachten Remise.

"Früher hat man sehr nachhaltig gearbeitet – viel besser als heute", stellte Architekt Gerhard Schlotter am Wasserschloss in Glatt fest. Eigentlich hatte sich der Technische Ausschuss die Fassade aus der Nähe ansehen wollen. Wegen des Starkregens versammelte man sich stattdessen in der überdachten Remise.

Sulz. Präsentiert wurden die bisherigen, umfangreichen Untersuchungen, jedoch kein Ergebnis. Dieses soll im Gespräch mit dem Landesdenkmalamt entwickelt werden.

Zunächst habe man die Baugeschichte des Wasserschlosses aufgearbeitet, ein Konglomerat aus Archivalien-Ausschnitten. Was die Reparaturmaßnahmen am Schloss angeht, so könne man die Historie erst seit dem Zweiten Weltkrieg überblicken. Das Wasserschloss habe im Laufe der Zeit verschiedene "Krankheitsstadien" durchlaufen.

Von der Theorie ging es in die Praxis. Restaurator Wilhelm Glaser hatte festgestellt, welche Malerei aus welcher Zeit stammt, und wird ein Konzept zur Restaurierung erstellen, auf dessen Basis dann Gelder generiert werden können, um die Stadt bei dieser Maßnahme finanziell zu entlasten.

Erfreulich sei, dass viel Substanz aus der Zeit der Erbauung erhalten sei. "Das Wasserschloss hat denkmalpflegerisch einen sehr hohen Stellenwert", erklärte Schlotter dem Ausschuss. Die Materialprüfungsanstalt in Stuttgart unterstütze bei der Analyse der Bausubstanz. Die Ergebnisse lägen bislang jedoch noch nicht vor.

Restaurator Glaser erklärte, er habe eine Musterachse angelegt. Diese dient unter anderem dazu, den Gesamtpreis für die Sanierung zu ermitteln. Die Fassade sei fotografisch erfasst und die Schadensphänomene kartiert worden. 17 Phänomene habe er aufgenommen.

Wilhelm Glaser zeigte den Ausschussmitgliedern die Musterachse des Torturms an der Westseite. Die verschiedenen Putzphasen und Schäden waren farblich markiert. Teilweise gehe der Putz auf das Jahr 1513 zurück, so Glaser. "Es ist eine absolute Rarität, dass der Putz an so einer Stelle so gut erhalten ist." Zu dieser Zeit habe man den Putz an die Wand geworfen und mit einem Besen verstrichen.

Frühestens 1569, aber wahrscheinlich deutlich später wurden die Rotmalereien freskal in der dritten Phase in den frischen Putz gemalt, erklärte der Restaurator. Die Bilder, in denen etwa ein Schwanenkopf und Herzen zu erkennen sind, seien von einer außergewöhnlichen Malqualität und als Relikte aus dem 16. Jahrhundert sehr wertvoll.

Ein Großteil der Schäden an der Fassade sei auf Salzverwitterung zurückzuführen. Diese konzentriere sich aufgrund der Mauerfeuchtigkeit vor allem auf den unteren Bereich des Schlosses. An manchen Stellen sei die Rotmalerei bereits verloren gegangen.

In den 80er-Jahren habe die Hauptfassade fast komplett einen neuen Putz bekommen. Während dieser Zeit sei auch viel dazuretuschiert worden. Nun müsse man sich fragen, wie man damit umgehe, meinte Schlotter. Entweder man akzeptiere den Bestand als Mischung aus Weiß- und Rotmalerei, oder man entscheide sich für eine Version. Das sei mit dem Denkmalamt abzustimmen.

Auch am Dach und den Fenstern werde etwas gemacht werden müssen, jedoch könne man den Großteil der Fenster erhalten. Sogar barocke Exemplare seien darunter. Das Dach sei in einem guten Zustand, die Dachräume trocken und gut durchlüftet. Es sei lediglich vermoost. Bei den Ziegeln müsse man sich überlegen, ob man individuelle und teurere nehme, oder auf herkömmliche, wie sie in Massen erhältlich seien, zurückgreife.

Man könne überlegen, ob man die Wasserführung verändere. Bei der aktuellen werde das Regenwasser teils durch Wind gegen die Fassade gedrückt, was das Abbröckeln von Putz begünstige, so Schlotter.

Stadtbaumeister Reiner Wössner erkundigte sich nach der Zeitschiene. Ende Juli sollen alle Ergebnisse der Untersuchungen vorliegen, parallel verlaufe die Architektenarbeit, meinte Schlotter. Über den Sommer soll eine Kostenberechnung gemacht werden, da man diese als Grundlage für Förderanträge braucht, die bis Ende August gestellt werden sollen.

Ende 2021 wisse man dann, ob und mit wieviel das Vorhaben gefördert werde. "Wir haben gute Aussichten auf Förderung. Man muss eben nachweisen, dass das Schloss Glatt weit über Sulz, die Region und Baden-Württemberg hinaus Bedeutung hat", so der Architekt. Die grobe Schätzung von rund 300 000 Euro an Kosten müsse man aus dem Kopf streichen, meinte Wössner. Sie sei noch nicht aussagekräftig.